Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet CHRISTOF

(getauft am 09.01.2019)

 

Am Abend des 08.01.2019 entwickelte sich etwa über Korsika ein Tiefdruckgebiet, welches im weiteren Verlauf Einfluss auf das europäische Wettergeschehen nehmen sollte. Somit wurde die neue Zyklone in der Analyse des 09.01.2019 auf den Namen CHRISTOF getauft.

Bereits am Tauftag besaß das Druckgebilde mit einem Kerndruck von unter 1010hPa ein relativ fortgeschrittenes Frontensystem, welches sich zum Analysezeitpunkt aus einer Okklusionsfront und einer Kaltfront zusammensetzte. In der Regel zeichnen sich Tiefdruckgebiete, vor allem in der frühen Phase der Zyklogenese, auch durch das Vorhandensein einer Warmfront aus. Diese sollte jedoch erst am folgenden Tag ein Teil des Druckgebildes werden. Warm- und Kaltfront bezeichnen hier die Grenze zwischen zwei unterschiedlich temperierten Luftmassen, an denen Kondensations- und somit auch Niederschlagsprozesse stattfinden können. Bei der Okklusionsfront handelt es sich hingegen um eine Mischfront, welche die Eigenschaften der Warm- und Kaltfront in sich vereint und entsteht, wenn sich die kühleren Luftmassen der Kaltfront am sogenannten Okklusionspunkt unter die vorlaufenden, wärmeren Luftmassen schieben. Die Okklusionsfront des Tiefs CHRISTOF zog sich am 09.01.2019 vom Kern aus in einem Bogen in südliche Richtung und ging über dem Tyrrhenischen Meer in eine Kaltfront über, welche sich in einem langen Bogen nach Nordwesten über Mallorca und die Biskaya erstreckte. Im Tagesverlauf verlagerte sich die Front nach Südosten und brachte besonders dem Süden Italiens meist 5 bis 10 mm und in Catanzaro sogar bis zu 32 mm Regen innerhalb von zwölf Stunden bis 19 Uhr MEZ.

Zum 10.01.2019 verlagerte sich die Zyklone CHRISTOF weiter ostwärts, bis sie sich um 01 Uhr MEZ mit einem Kerndruck von knapp 1000 hPa über Süditalien befand. Vom Kern der Zyklone zog sich nun eine kurze Warmfront in östliche Richtung sowie eine Kaltfront nach Westen über Sizilien und die Küste Tunesiens. Was die Wetteraktivität an diesem Tag angeht, ergab sich ein ähnliches Muster wie auch am Vortag mit meist leichtem Regen und nur vereinzelt höheren Niederschlagsmengen. So sorgte der Kaltfrontdurchgang in zwölf Stunden bis 19 Uhr MEZ in Palermo für 5 mm Regen, in Gibilmanna für 11 mm und in Messina für 13 mm. Auf dem Monte Scuro in Kalabrien in 1700 m über dem Meeresspiegel fielen die Niederschlagsmengen hingegen mit 26 mm deutlich intensiver aus, bedingt durch die niedrigen Temperaturen auch als Schnee.

Im Verlauf verlagerte sich die Zyklone CHRISTOF rasch in nordöstliche Richtung und lag in der Nacht zum 11.01.2019 mit ihrem Kern über der Westküste des Schwarzen Meeres. Dabei hatte es sich auf etwa 1010 hPa abgeschwächt. In der Nacht und in den Morgenstunden befand sich die Kaltfront noch zentral über Griechenland und zog im Laufe des Tages in östliche Richtung, wobei sie am Abend auf die nördliche Küstenregion der Türkei traf. So wurden zum Beispiel im Raum Istanbul, Bandırma und Ayvalık 24-stündig Regenmengen von 29 bis 33 mm registriert. Weiter östlich fielen die Niederschläge mit 9 bis 16 mm im gleichen Beobachtungszeitraum wesentlich geringer aus. Weiter im Süden wurden die beständigen Niederschläge zudem von Schauern und Gewittern begleitet, wodurch in Akhisar innerhalb von zwölf Stunden 35 mm Regen registriert wurden und in der etwas südwestlicher gelegenen Stadt Manisa 19 mm.

Bis zum 12.01.2019 verlagerte sich das Tiefdruckgebiet CHRISTOF nochmals weiter nach Nordosten, bis sein Zentrum mit einem Druck von knapp 1005 hPa zum Analysezeitpunkt um 01 Uhr MEZ nördlich der Krim zu verorten war. Zu dieser Zeit besaß der Wirbel einen ausgeprägten Warmsektor, welcher vor allem die Regionen östlich des Schwarzen Meeres umfasste, wodurch zum Beispiel in der türkischen Stadt Trabzon Tageshöchsttemperaturen von 15°C erreicht wurden sowie im georgischen Batumi und Kutaissi 14°C. In der Folge schwächte sich der Kern der Zyklone CHRISTOF bei weiterem Druckanstieg ab und verlagerte sich stetig in nordöstliche Richtung, bis ihr Einfluss auf das europäische Wettergeschehen schließlich vollständig verschwand. Aus diesem Grund wurde der Tiefdruckkomplex CHRISTOF letztmalig am 12.01.2019 namentlich auf der Berliner Wetterkarte erwähnt.