Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
CHRISTOPHER
(getauft
am 19.02.2021)
Aus einer
Prognosekarte der Berliner Wetterkarte vom 19.02.2021 für den 20.02.2021 um 12
UTC, also 13 Uhr MEZ, ging hervor, dass sich am Rande des Atlantiktiefs BELREM
ein weiterer Tiefdruckkern vor der Küste Irlands ausprägen würde. Da sich
dieser tiefe Luftdruck im weiteren Verlauf nach Europa verlagern und so dessen
Wettergeschehen beeinflussen würde, entschieden sich die Meteorologen der
Berliner Wetterkarte dieses Tief auf den Namen CHRISTOPHER zu taufen.
Tief
CHRISTOPHER befand sich am 20.02.2021 um 01 Uhr MEZ mit einem Kerndruck von
knapp 985 hPa südwestlich von Irland, südlich des südlich von Island kräftig
ausgeprägten Tiefdruckwirbels BELREM. Eine Kaltfront erstreckte sich vom Kern
von Tief CHRISTOPHER aus nach Süden bis zu einem Punkt, der etwa auf der Hälfte
der Strecke zwischen den Azoren und dem portugiesischen Festland liegt. Die
Warmfront verlief vom Kern aus nordöstlich und endete an der irischen Küste. Im
Tagesverlauf zog die Warmfront über die Britischen Inseln hinweg und sorgte
dort für mäßigen, teils starken Niederschlag. 12-stündige Höchstwerte der
Niederschlagshöhe betrugen 25 mm bis 19 Uhr MEZ in Capel Curig,
einem Dorf im Nordwesten Wales, welches auch als nassester Ort der Britischen
Inseln angesehen wird. Am Rande des Atlantiktiefs befanden sich Großbritannien
und Irland in einem Bereich von teils hohen Windgeschwindigkeiten. Vor allem
Küsten und Bergregionen verzeichneten teils starke Windböen bis Windstärke 12
auf der Beaufort-Skala, also Orkanstärke. Spitzenwerte wurden auf dem Berg Cairnwell in
Schottland mit Geschwindigkeiten von bis zu 137 km/h gemessen. Die Ausläufer
von CHRISTOPHER erreichten auch die Iberische Halbinsel, dort wurden bis 19 Uhr
MEZ 12-stündige Niederschlagsmengen von bis zu 58 mm in der Gemeinde A Lama im
Nordwesten Spaniens gemeldet. Ebenso kam Deutschland bereits in den
Einflussbereich von Tief CHRISTOPHER: die Warmfront überquerte dessen
Nordhälfte, brachte aber abgesehen von Wolkenfeldern keinen Niederschlag.
Bis zum
21.02.2021 um 01 Uhr MEZ befand sich der Tiefdruckwirbel CHRISTOPHER
nordwestlich von Großbritannien. Mit einem Kerndruck von unter 965 hPa hatte
sich die Zyklone zum Vortag deutlich verstärkt. Eine Okklusionsfront, also eine
Mischfront, die durch das Einholen von der Warmfront durch die Kaltfront
entsteht, erstreckte sich vom Kern aus nach Osten bis zum nördlich der
Shetlandinseln befindlichen Okklusionspunkt. Dies ist der Ort, an dem Kalt- und
Warmfront in Bodennähe aufeinandertreffen. Von dort aus verlief die Kaltfront
weiter in südliche Richtungen und ging bei der französischen Region Bretagne in
die Warmfront eines über Portugal liegenden Randtiefs über. Die Warmfront
reichte vom Okklusionspunkt aus bis nach Dänemark. Das Tief brachte vor allem
in der Nacht und in den frühen Morgenstunden noch etwas Niederschlag in den
Südwesten Norwegens. Bis 07 Uhr MEZ wurden in Kvamskogen-Jonshogdi östlich der Stadt Bergen 12-stündige
Niederschlagsmengen von 29 mm verzeichnet. Der Wind erreichte in Böen
vereinzelt Orkanstärke in hochgelegenen Regionen, auf dem Berg Aonach Mor in Schottland wurden um 03 Uhr MEZ
Geschwindigkeiten von bis zu 143 km/h gemessen. In den Küstengebieten Norwegens
wurden teils Sturmböen der Windstärke 10, vereinzelt 11, erreicht.
Unter
weiterer Verlagerung nach Norden befand sich der Kern des Tiefdruckwirbels
CHRISTOPHER am Folgetag um 01 Uhr MEZ mit einem Bodendruck von rund 975 hPa
östlich von Island. Seine Okklusionsfront erstreckte sich vom Kern aus nach
Westen über Island hinweg und im Bogen weiter nordöstlich über das Nordmeer,
bis sie schließlich nach südlichem Verlauf in die Okklusion eines bei Helsinki
liegenden unbenannten Tiefdruckgebiets überging. In weiten Teilen Skandinaviens
gab es leichten Regen oder Schneefall. Ausnahme war die Region nördlich von
Bergen, hier gab es teilweise auch etwas stärker ausfallende
Niederschlagsereignisse. Höchstwerte lieferte Takle mit 27 mm innerhalb von 12
Stunden bis 19 Uhr MEZ. Über der Halbinsel Kola befand sich ein stark
ausgeprägtes Hochdruckgebiet mit einem Bodendruck von knapp 1040 hPa, wodurch
sich der Norden Skandinaviens und Finnlands mit Lage zwischen dem besagten Hoch und dem Tiefdruckwirbel CHRISTOPHER im
Bereich starker Luftdruckgegensätze befand, was sich durch hohe
Windgeschwindigkeiten bemerkbar machte. An der Wetterstation Hasvik-Sluskfjellet auf der norwegischen Insel Sørøya wurden Orkanböen mit einer Geschwindigkeit von bis
zu 126 km/h erreicht.
Bis zum
23.02.2021 spaltete sich Wirbel CHRISTOPHER in zwei Teiltiefs auf, so dass sich
um 01 Uhr MEZ CHRISTOPHER I über der Vulkaninsel Jan Mayen mit einem Kerndruck
von knapp 985 hPa und einer Okklusionsfront, welche bis nach Spitzbergen
verlief, verorten ließ, während CHRISTOPHER II mit einem Kerndruck von etwas
unter 1010 hPa nördlich von Trondheim analysiert wurde. Eine Okklusion verlief
von dessen Kern aus nach Süden und spaltete sich südlich von Trondheim in Warm-
und Kaltfront auf. Die Warmfront erstreckte sich nach Südosten bis nach
Weißrussland, die Kaltfront in südwestlicher Richtung bis zum Ärmelkanal.
Während der ursprüngliche Kern des Tiefs (CHRISTOPHER I) keinen Einfluss mehr
auf das Wetter in Europa hatte, brachte CHRISTOPHER II noch schwachen
Schneefall mit sich. Kotka Rankki,
eine Insel im Süden Finnlands, vermeldete eine maximale Niederschlagsmenge von
10 mm.
Auf der
Wetterkarte des 24.02.2021 um 01 Uhr MEZ wurde nur noch der zweite Kern von
CHRISTOPHER namentlich verzeichnet. Eine Okklusionsfront zog sich vom Nordmeer
über die Halbinsel Kola bis zum Kern des Tiefs am Finnischen Meeresbusen und
darüber hinaus bis zum Okklusionspunkt südwestlich von Minsk, von wo aus sich
eine kurze Kaltfront nach Westen erstreckte, und die Warmfront die Ukraine überquerte.
Im Bereich der Okklusion gab es großflächig schwachen Niederschlag mit
12-stündigen Maximalwerten von bis zu 7 mm bis 19 Uhr MEZ.
Zum nächsten
Tag hin näherte sich der Tiefdruckkomplex DIETER I und II aus Westen und nahm
schließlich den verbliebenden Kern und dessen Frontensysteme von Tief
CHRISTOPHER in sich auf, so dass nun neben DIETER I und II auch noch ein
dritter Kern (DIETER III) existierte. Daher konnte Tief CHRISTOPHER nicht
weiter namentlich auf der Berliner Wetterkarte erwähnt werden.