Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet CHRISTOPH

(getauft am 03.12.2011)

 

Am 03. Dezember 2011 wurde ein Tiefdruckgebiet über dem Nordatlantik auf den Namen CHRISTOPH getauft. Es hatte sich als Wellentief entlang einer Luftmassengrenze gebildet, die die Verlängerung einer Kaltfront darstellte, welche zum Tief BOB mit Kern bei der Südspitze von Grönland gehörte.

Zum Zeitpunkt der Taufe betrug der Kerndruck ca. 1015 hPa und das Tief besaß eine kurze Warmfront, die wenige Hundert Kilometer nach Osten reichte und dort in das Frontensystem von Tief BOB überging. Weiterhin reichte eine Kaltfront einige Hundert Kilometer nach Südwesten.

Mit einer kräftigen westlichen Höhenströmung, dem sogenannten Jetstream, verlagerte sich der Wirbel CHRISTOPH mit seinem Zentrum und unter Verstärkung auf etwa 1005 hPa bis zum Morgen des 04. Dezember schnell nach Osten bis zum Ärmelkanal. Von dort reichte eine kurze Warmfront über Frankreich bis in die Zentralschweiz, während sich vom Zentrum weit über den Nordatlantik eine Kaltfront erstreckte. Im Bereich der Warmfront gab es gleichmäßigen Landregen, wie an den Wetterstationen in Luxemburg und dem liechtensteinischen Vaduz. Dagegen führte im Bereich der Kaltfront bzw. auf deren Rückseite labil geschichtete Luft zu sogenannter Konvektion und damit zu schauerartigem Niederschlag, wie im englischen Manchester.

Im Tagesverlauf verlagerte sich das Tiefdruckgebiet CHRISTOPH zum einen weiter nach Osten, zum anderen okkludierte das Tief, was bedeutet, dass sich die langsamere Warmfront und die dahinter folgende, schnellere Kaltfront wie ein Reißverschluss zusammenzogen und eine Mischfront, die sogenannte Okklusion, bildeten. In Mitteleuropa wurden besonders in den Regionen hohe Niederschlagssummen registriert, die der Okklusionspunkt überquert hatte, also der Punkt, an dem sich Warm- und Kaltfront trafen. Bis zum Morgen des 05. Dezember kamen beispielsweise an der Wetterstation Luxemburg 40 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden zusammen. In Tholey im Saarland waren es 65 l/m² und auf dem Brocken 7 l/m², wobei der Niederschlag an der letztgenannten Station als Schnee fiel.

Mittlerweile hatte der Kern des Tiefs CHRISTOPH das nördliche Baltikum erreicht. Dort betrug der Luftdruck ungefähr 980 hPa. Zusammen mit dem Islandtief DANILO bildeten die Zyklonen BOB und CHRISTOPH einen Tiefdruckkomplex über Nordeuropa. Vom Zentrum des Wirbels CHRISTOPH ausgehend verlief eine Okklusionsfront bis nach Westrussland, von wo aus eine Warmfront in die östliche Ukraine und eine Kaltfront bis zu den Karpaten reichten. Dazwischen wurde der Warmluftsektor aufgespannt, der Bereich zwischen den Fronten, in dem die Luft milder als vor der Warmfront und hinter der Kaltfront war. So stieg die Temperatur am 05. Dezember in der ukrainischen Hauptstadt Kiew auf 12°C, ein um 3 Grad höherer Wert als noch am Vortag. Am nächsten Tag, dem 06. Dezember , als bereits die Kaltfront durchgezogen war, konnte sich die Luft wiederum nur noch auf 5°C erwärmen.

Das Tief CHRISTOPH hatte am Nikolaustag eine Position östlich von St. Petersburg erreicht. Ausgehend vom Zentrum des Wirbels CHRISTOPH, in dem ein Druck von ca. 985 hPa herrschte und wo es zu teils kräftigen Schneefällen kam, verlief eine Warmfront bis zum Uralgebirge, während die Kaltfront bis zum südlichen Balkan reichte.

Am 07. Dezember hatte das Tiefdruckgebiet CHRISTOPH eine Position über dem nördlichen Ural eingenommen, von wo eine Okklusionsfront bis über das nordwestliche Sibirien verlief. Von dort aus reichten anschließend eine Warmfront weiter nach Südosten, hinaus aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte, und eine Kaltfront nach Südwesten bis zum südlichen Ural. Bei meist starker Bewölkung fiel gebietsweise Schnee, wobei die Mengen an Neuschnee aufgrund des dünnen Stationsmessnetzes nur schwer abzuschätzen sind.

Da sich das Tiefdruckgebiet CHRISTOPH im Auflösungsprozess befand, konnte es am 07. Dezember zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu analysiert werden.

 


Geschrieben am 30.01.2012 von Heiko Wiese

Berliner Wetterkarte: 04.12.2011

Pate: Gertraud Fritzsche