Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet CHRISTOPH

(getauft am 14.03.2017)

 

Entlang der Kaltfront des Tiefs BERND bei Island kam es zu einer Störung, die eine Welle hervorbrachte. Dabei bildete sich über dem nordwestlichen Atlantik ein Tief aus, was anhand der Analysekarte vom 14.03.17 auf den Namen CHRISTOPH getauft wurde.

Auf der Berliner Wetterkarte um 01 Uhr MEZ befand sich das Zentrum der Zyklone CHRISTOPH 900 km südöstlich von Neufundland. Dieses noch junge Tiefdruckgebiet hatte einen Kerndruck von rund 1018 hPa. Die Warmfront schloss sich an die Kaltfront des Tiefs BERND an und reichte bis zum Kern der Zyklone CHRISTOPH über eine Länge von etwa 2000 km in einer West-Ost-Ausrichtung. Westlich des Zentrums verlief die s-förmige Kaltfront circa 1300 km mehrheitlich nach Südwesten.

Bis zum nächsten Tag verlagerte sich Tief CHRISTOPH in Richtung Nordosten und wurde mit dem Zentrum über dem mittleren nördlichen Atlantik lokalisiert, wo ein Luftdruck von knapp unter 1000 hPa herrschte. Die kältere Luft hatte schon begonnen, die wärmere einzuholen und vom Boden anzuheben. Dadurch bildete sich eine kurze Okklusion aus, die Eigenschaften von Warm- und Kaltfront vereint. Vom Okklusionspunkt, wo sich Warm- und Kaltfront wieder trennen, verlief die Warmfront ungefähr 2000 km bogenförmig nach Osten bis über Südwestengland. In dieser Region fielen im 12-stündigen Zeitraum bis 07 Uhr MEZ in Camborne 0,8 l/m² Niederschlag. In Cork wurden dagegen nur vereinzelte Regentropfen beobachtet. An beiden Stationen stiegen die Temperaturen in der vorherrschenden maritimen Subtropikluft auf 12°C. In einem weiten Bogen erstreckte sich die Kaltfront vom Okklusionspunkt bis rund 1800 km südwestlich der Azoren über dem Atlantischen Ozean. Auf Flores regnete es im genannten Zeitraum 6 l/m² bei einer Höchsttemperatur von 14°C. Auf den anderen Inseln der Azoren wurde teilweise vor dem Durchzug der Kaltfront fast noch die 20°C-Marke erreicht. Bei der Verstärkung des Tiefs CHRISTOPH und dem unbenannten Hoch westlich davon herrschte südwestlich des Kerns der Zyklone kräftiger Wind, was zu einer stürmischen See führte.

Dem Starkwindband in 5,5 km Höhe folgend konnte der Wirbel CHRISTOPH am 16.03.17 um 01 Uhr MEZ schon wenige Kilometer südlich von Island analysiert werden und hatte sich mit einem Kerndruck von 985 hPa weiter verstärkt. Die Warmfront, die unweit des Zentrums am Okklusionspunkt entsprang, verlief bogenförmig über die Färöer- und Shetland-Inseln und die Nordsee bis nach Baden-Württemberg. An der Front regnete es in 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ in Stavanger und in Evanger bei Bergen beispielsweise 6 l/m² oder in Bergen selbst 3 l/m². Die Kaltfront erstreckte sich bogenförmig westlich der Britischen Inseln bis über die Azoren, welche sich im Einflussbereich eines kräftigen Hochdruckgebiets im mittleren Nordatlantik befanden. Im Abstand von etwa 200 km auf die Kaltfront folgte die Okklusion mit einer Länge von 1200 km und führte dabei arktische Luftmassen heran, wodurch die Okklusion aufgrund der hinter ihr vorherrschenden kälteren Luftmassen Kaltfronteigenschaften aufwies. Im Einflussbereich der Kaltfront und der Kaltfrontokklusion wurde ähnlich viel Niederschlag als an der Warmfront registriert. Der meiste Regen fiel im 6-stündigen Zeitraum bis 13 Uhr MEZ im Westen Schottlands sowie in Valentia, was sich im Südwesten Irlands befindet, mit jeweils 2 l/m². Etwas mehr Niederschlag in Form von Regen und Schnee ging im Beriech des Tiefdruckzentrums bei Island nieder. In Kalfholl, in der Nähe der Hauptstadt Reykjavik, fielen 5,5 l/m² in 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ oder in Olafsvik sogar 8,2 l/m². Da weiterhin der Druckunterschied zwischen dem Tief CHRISTOPH und dem kräftigen Hoch über dem Atlantik relativ groß war, wehte vor allem in Schottland und auf den Färöer-Inseln ein kräftiger Wind. In Thorshavn betrug die 3-stündige Spitzenböe zwischen 07 und 10 Uhr MEZ 107 km/h. Im Norden Schottlands erreichte der Wind noch schwere Sturmstärke.

Bis zum Folgetag hatte sich das Tiefdruckgebiet CHRISTOPH weiter nach Osten verlagert und lag nun mit seinem Kern über dem Europäischen Nordmeer rund 300 km vor der skandinavischen Küste und wies einen Druck von knapp unter 975 hPa auf. Die Okklusion verlief im Bogen in östlicher Richtung bis kurz vor den nördlichen Bottnischen Meerbusen, wo sich der Okklusionspunkt befand. Von dort erstreckte sich die Warmfront leicht bogenförmig nach Süden über Südwestfinnland und die baltische Ostseeküste bis nach Zentralpolen. Die Kaltfront verlief zum überwiegenden Teil südwestwärts vom Okklusionspunkt über Südschweden, Dänemark, den Ärmelkanal bis etwa 200 km östlich der Azoren. Zusätzlich hatte sich eine kurze Okklusionsfront südlich von Island bis über die Färöer-Inseln im Einflussbereich der Zyklone gebildet. Entlang der Warmfront fiel vor allem in Finnland Regen. Die 12-stündige Niederschlagsmenge bis 07 Uhr MEZ betrug in Vaasa 7 l/m², in Pori 8 l/m² oder in Turku 3 l/m². Der meiste Niederschlag an der Kaltfront fiel zwischen Südschweden und Dänemark. An den Stationen in Göteborg und Aalborg kamen 3 l/m² im erwähnten Zeitraum zusammen, während weiter nach Südwesten nur einige Tropfen fielen. Hinter dieser Kaltfront sank die Temperatur um etwa 10 Grad. An der Okklusion, wo die Kaltfront bereits die Warmluft eingeholt hatte, regnete oder schneite es sogar aufgrund der tiefen Temperaturen am intensivsten. In den mittleren Landesteilen Norwegens betrug die Niederschlagsmenge in Tjotta 11 l/m² oder 12 l/m² in Hjartasen in 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ. Im Bereich der kurzen Mischfront südlich von Island wurden im erwähnten Zeitraum in Schottland bis zu 9 l/m² an der Station Tulloch Bridge registriert. Weiterhin blieb der Wind stürmisch. Die kräftigsten Windböen traten im Süden Norwegens und in Finnland auf. An diesem Tag wurde an der Station Kittilä Laukukero die 100 km/h-Marke leicht übertroffen, wohingegen zwischen Bergen und Trondheim im Zeitraum von 01 bis 07 Uhr MEZ orkanartige Böen auftraten.

Bis zum 18.03.17 hatte sich die am Vortag südlich von Island befindliche kleine Okklusion mit dem Tief CHRISTOPH verbunden, wobei sich ein weiteres Zentrum über der schwedisch-finnischen Grenze ausbildete, dass den Namen CHRISTOPH II erhielt und einen Druck von rund 977 hPa aufwies. Es bestand aus einer Höhenokklusion, was bedeutet, dass die Okklusion nur in der Höhe analysiert werden konnte. Dadurch sorgte es auch für keinen nennenswerten Niederschlag. Dieses Frontensystem erstreckte sich s-förmig über den Bottnischen Meerbusen. Nördlich der Höhenokklusion schloss sich das ursprüngliche Tief CHRISTOPH I an, dessen Kern 350 km nördlich des Nordkaps lag und einen Druck von ungefähr 972 hPa aufwies. Die dazugehörige Okklusion erstreckte sich erst 500 km nordwärts über die Barentssee, dann im Bogen zur Doppelinsel Nowaja Semlja und anschließend Richtung Süden bis nach Weißrussland. Dort befand sich der Okklusionspunkt, von wo sich die nur noch kurze Warmfront südwärts bis zu den Karpaten erstreckte und die Kaltfront vom Okklusionspunkt in einem leichten Bogen über Ungarn und dann nach Südwesten über die Alpen und Südfrankreich bis nach Galicien verlief. Die ohnehin schon geringe Niederschlagsintensität ließ besonders im Bereich der Kaltfront weiter nach. Erwähnenswerter Niederschlag fiel an der Kaltfront nur im Karpatenraum und in Ungarn. Beispielsweise fielen im Norden Ungarns in Tata 4 l/m² oder in Budapest 3 l/m² bis 07 Uhr MEZ innerhalb von 12 Stunden. In der Nähe der kurzen Warmfront, hinter derer in nicht allzu weitem Abstand die Kaltfront folgte, regnete es beispielsweise in Lviv 4 l/m² im selben Zeitraum. Entlang der Mischfront kam etwas mehr Niederschlag zusammen. Im genannten Zeitraum fielen in Apatitovaya auf der Halbinsel Kola 6 l/m², in Olonez bei St. Petersburg 5 l/m² oder in Opotschka an der russisch-lettischen Grenze 7 l/m². Hinter der Kaltfront stiegen die Temperaturen lediglich auf maximale Werte zwischen 8 und 14°C, was ungefähr 5 Grad kühler als in der Subtropikluft vor der Front war. Das Gebiet mit dem stärksten Wind hatte sich weiter nach Osten verlagert. Am Weißen Meer wurden zwischen dem 17.03.17 19 Uhr MEZ und dem 18.03.17 01 Uhr MEZ Sturmböen registriert.

Bis zum 19.03.17 um 01 Uhr MEZ verlagerte sich Tief CHRISTOPH mit nur noch einem Kern etwas nach Nordosten und hatte sich mit einem Kerndruck von rund 987 hPa deutlich abgeschwächt. Südlich des Zentrums verlief eine Kaltfrontokklusion leicht s-förmig nach Süden bis zum Kurischen Haff und nördlich des Kerns eine Warmfrontokklusion nordwärts bis zur nördlichen Barentssee. 400 km östlich der Fronten verlief eine Okklusion, die am Vortag noch mit dem Tief verbunden war. Im Bereich des Tiefs CHRISTOPH betrug die 12-stündige Regenmenge bis 07 Uhr MEZ in Klapeida noch 6 l/m² oder 7 l/m² in Nikel nordwestlich von Murmansk. Ein Indiz für das lange Bestehen des Tiefs CHRISTOPH war die Tatsache, dass trotz einer Warmfront- bzw. Kaltfrontokklusion praktisch keine Temperaturunterschiede vor und hinter der Front vorlagen.

Durch die Verlagerung nach Osten und die Verstärkung des Tiefs DIETER hatte sich die Zyklone CHRISTOPH bis zum Folgetag vollständig aufgelöst und konnte nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte namentlich verzeichnet werden.

 

 

Geschrieben am 10.04.2017 von Matthias Janke

Berliner Wetterkarte: 17.03.2017

Pate: Christoph Schröder