(getauft
am 14.09.2007)
Zwischen
dem Osten Kanadas und dem Westen Grönlands entwickelte sich schon über einige
Tage hinweg ein kräftiges Tiefdrucksystem. Dieses recht ortsfeste System
verlagerte sich am 15.09.2007 nach Osten, wobei aus diesem alten
Tiefdruckgebiet ein neues entstand. In der Prognosekarte vom 14.09. wurde
dieses recht schwach ausgeprägte Tief westlich von Island mit einem Kerndruck von unter 1005 hPa auf den Namen CHRISTOPH getauft.
Bis
zum 16.09. zog CHRISTOPH weiter nach Osten und lag nun mit seinem Kern nördlich
von Schottland. Dabei hatte sich CHRISTOPH zu einem Sturmwirbel verstärkt. In
Schottland und den angrenzenden Inseln fiel zum Teil länger anhaltender und
ergiebiger Regen. So wurden in Stornoway innerhalb
von 24 Stunden 33 Liter pro Quadratmeter gemessen. In England und Irland lag die Temperatur im
Warmsektor gebietsweise bei über 20°C. Auf der Rückseite seiner Kaltfront führte
CHRISTOPH jedoch kalte arktische Luft heran.
CHRISTOPH
hatte sich inzwischen bis nach Südnorwegen verlagert und einen Kerndruck von
unter 990 hPa erreicht. Seine Kaltfront griff im
Tagesverlauf auch auf Deutschland über. Auf der Ostseite dieser Kaltfront wurde
subtropische warme Luft herantransportiert. Vom südlichen Brandenburg über
Sachsen bis nach Bayern und Baden-Württemberg stieg die Temperatur teilweise
über 25°C. In Stuttgart wurden sogar
27°C gemessen. Auf der Westseite der Kaltfront wurde feuchte und kalte
arktische Luft herangeführt, in der Höchstwerte von nur 15°C erreicht wurden.
So bildeten sich in dieser labilen Luft nachmittags entlang der Front Schauer
und Gewitter. Entstehende Abwinde sorgten dafür, dass in Asperg 25 Dächer
beschädigt oder komplett abgedeckt wurden, Bäume umknickten und Autos beschädigt
wurden. Die höchsten Regenmengen fielen im Schwarzwald mit teilweise über 30
Litern pro Quadratmeter (Feldberg 34 Liter pro Quadratmeter, Baden-Baden-Geroldsau 43 Liter pro Quadratmeter).
In
der folgenden Nacht sorgte CHRISTOPH für Tiefstwerte von bis zu -7°C in
Südnorwegen (Hoven-Lundane, in 834 m Höhe). In
Deutschland kam es am Tage zu Temperaturen zwischen 11 und 16°C, während es
weiterhin regnete oder schauerte. Am Alpenrand vielen z.B. in Balderschwang 33
Liter pro Quadratmeter in 12 Stunden. Nachts wurden Tiefstwerte an der
Frostgrenze verzeichnet.
Bis
zum 19.09. zog CHRISTOPH weiter nach Osten und teilte sich in zwei Zentren.
CHRISTOPH I mit Kerndruck von unter 985 hPa im
Nordmeer zwischen Spitzbergen und dem Festland Norwegens, CHRISTOPH II mit
Kerndruck unter 1000 hPa über Weißrussland. Die Front
verlief über Weißrussland und Rumänien zur Adria. Weiterhin trennte CHRISTOPH’s Kaltfront warme subtropische von kalter und
feuchter arktischer Luft. So wurden beispielsweise 27°C in Krakow, 31°C in Szeged (Ungarn) und sogar 35°C in Demir
Kapija (Montenegro) gemessen. Also bildeten sich
erneut im Bereich der Luftmassengrenze kräftige Gewitter. Kam es zusätzlich zu orographisch bedingter Hebung, wie z.B. an der
Alpensüdseite, konnte es zu unwetterartigen Gewittern kommen. Die slowenische
Station Kredarica meldete eine 12-stündige Regenmenge
von 190 Litern pro Quadratmeter, Ljubljana Brnik
immerhin noch 170 Liter pro Quadratmeter.
Auch
am 20.09. kam es an der langen Kaltfront zu kräftigen Gewittern und ergiebigen
Niederschlägen. Diesmal vor allem im Mittelmeerbereich. Aber selbst im
Tiefdruckzentrum von CHRISTOPH II, das nun über der Kola-Halbinsel lag, wurden
größere Niederschlagsmengen gemessen. In Murmansk lag die 24-stündige
Niederschlagssumme bei 41 Litern pro Quadratmeter.
Am
21.09. konnte CHRISTOPH zum letzten Mal auf dem Kartenausschnitt der Berliner
Wetterkarte analysiert werden. Die Fronten blieben jedoch weiter erhalten und
es entwickelten sich aus ihnen in den folgenden Tagen Tiefdrucksysteme, die für
Russland und Osteuropa wetterwirksam wurden.
Geschrieben am 07.10.2007 von S. Müller
Wetterkarte: 17. oder 18.09.2007
Pate: Gerlinde Meier-Lamparter