Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet CLARA
(getauft am 07.01.20)
Eine Welle in der Kaltfront des
Sturmtiefs BIANCA entwickelte sich Anfang Januar 2020 über dem östlichen
Atlantik zu einem Tiefdruckgebiet. Anhand der Prognosekarte für den 08.01.2020
um 13 Uhr MEZ wurde diese
Zyklone auf den Namen CLARA getauft.
Das
junge Tief CLARA lag am 08. Januar um 01 Uhr MEZ mit dem Zentrum gut 500 km
nördlich der Azoren. Dort wurde ein minimaler Luftdruck von knapp unter 1020
hPa gemessen. Warm- und Kaltfront verliefen über dem Nordatlantik, wobei die
Kaltfront in der Nähe der Azoren lag und teilweise als Höhenkaltfront
ausgebildet war, wo also die kalte Luft nicht bis zum Boden reichte. Die
Höhenkaltfront ging im weiteren Verlauf in eine Höhenwarmfront über und an der
Warmfront des Tiefdruckgebietes CLARA schloss sich eine Kaltfront des
Tiefdruckkomplexes BIANCA an. Im Bereich der Kaltfront regnete es im
12-stündigen Zeitraum bis 07 Uhr MEZ auf der Azoren-Insel Flores 3 l/m² bei
einer Höchsttemperatur von 19,6°C oder 20,2°C in Horta.
Innerhalb
eines Tages bis um 01 Uhr MEZ des Folgetages sank der Kerndruck um circa 15 hPa
auf knapp 1005 hPa, der an der Südküste Irlands registriert wurde. Die kurze Okklusion
und der Okklusionspunkt befanden sich auch über dem Süden von Irland. Ein
Okklusionspunkt ist der Punkt in dem sich die Warm- über die Kaltfront hebt,
wodurch eine Mischfront, eine sogenannte Okklusionsfront, entsteht. Die
Warmfront erstreckte sich von der Irischen See nach Osten bis zur Weichsel.
Dort ging sie in die Kaltfront des Wirbels BIANCA I über. Die Kaltfront verlief
in einem Bogen vom Südwesten von Wales und England über der westlichen Biskaya
unweit der bretonischen und galizischen Küste bis zu den Azoren. Flächendeckend
länger anhaltender Regen fiel besonders entlang der Misch- und der Warmfront.
Im genannten Zeitraum regnete es am walisischen Lake Vyrnwy
23 l/m², 15 l/m² in Nottingham oder 12,6 l/m² in Offenbach. An der Kaltfront
sorgten teils intensivere Schauer für 5 l/m² innerhalb von nur 6 Stunden in
Brest. Dabei stiegen die Temperaturen recht einheitlich auf Werte zwischen
9,3°C in Cardinham, 12,0°C in Saint-Quentin und
13,6°C in Dünkirchen. Nur nördlich der Warmfront waren es, bei zeitweiligem,
leichtem Schneefall in Polarluft, 3,3°C im irischen Mullingar
und 4,3°C in Keswick. Da die Distanz zum Hoch BERND
über dem Alpenraum recht kurz war, lag ein ausgeprägter Druckgradient vor. Der
daraus resultierende Wind erreichte in Böen Sturmstärke im Bereich des
Ärmelkanals und dem Südwesten der Britischen Inseln.
Bis
zum nächsten Tag verlagerte sich der Wirbel CLARA bei einem praktisch
unveränderten Minimaldruck nach Nordosten. Der Kern befand sich zum
Tagesanbruch nun über dem Norden Dänemarks. Westlich und östlich davon
erstreckte sich die Okklusion von der Nordsee bis nach Öland, einer Insel in
der Ostsee. Vom dortigen Okklusionspunkt lag die leicht bogenförmige Warmfront,
wo langsam warme Luft über eine kühlere Luftmasse aufglitt, über dem Osten
Polens und der Westukraine. Dort ging sie in die Kaltfront des Tiefs BIANCA II
über. Die sehr kurze Kaltfront verlief entlang der pommerschen Ostseeküste. Im
weiteren Verlauf schloss sich die Warmfront der Zyklone DAMIRA II an. Während
sich entlang der Kalt- und Mischfront Schauer bildeten, die innerhalb von 6
Stunden bis 13 Uhr MEZ beispielsweise auf Bornholm 12 l/m² Regen brachten,
waren die maximalen 12-stündigen Regenmengen im Bereich der Warmfront bis 07
Uhr MEZ in Klaipeda und Kaunas mit jeweils nur um die
7 l/m². Dazu stieg an der Okklusion die Temperatur auf 4,8°C in Aalborg, 2,7°C
in Minsk vor der Warmfront und 9,1°C in Warschau hinter der Warmfront in
maritimer Subtropikluft.
Am
nächsten Tag, dem 11. Januar um 01 Uhr MEZ, lag der Kern des Tiefdruckgebietes
CLARA mit einem Druck von knapp 1012 hPa über Weißrussland. Der Bereich wo sich
die Kaltluft komplett unter die Warmluft schob, die Okklusion, verlief von
Kopenhagen in einem Bogen über dem Norden Polens bis nach Minsk und
anschließend südostwärts bis in die Nordukraine, wo sie sich in die Warm- und
Kaltfront trennte. Die Warmfront erstreckte sich von der mittleren Ukraine bis
in die Nähe von Istanbul. Die Kaltfront, die teilweise in das Hochdruckgebiet
BERND hineinreichte, lag dahinter und reichte vom Westen der Ukraine südwestwärts bis nach Bulgarien, wo sich eine Warmfront
anschloss. Während an der Kalt- und der Warmfront kaum noch Regen fiel,
intensivierten sich die Niederschläge im Einflussbereich der Okklusion. Innerhalb
von 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ waren es 19 l/m² in Utena
nördlich von Vilnius und 11 l/m² im weißrussischen Dokshitsy.
Hinter der Kaltfront wurde eine Luftmasse polaren Ursprungs angezapft. Demnach
wurden Maximaltemperaturen von 3,3°C in Kaunas, 4,7°C in Minsk oder 5,2°C in Lviv erreicht.
Am
12. Januar um 01 Uhr MEZ befand sich das Zentrum des Wirbels CLARA bei
Wolgograd mit einem minimalen Luftdruck von etwa 1009 hPa. Ein wenig östlich
des Kerns verlief die Okklusion vom Okklusionspunkt rund 500 km bogenförmig
nach Norden und die Warmfront nach Südosten. Die Kaltfront, wo sich Kaltluft
unter warme Luft schob, erstreckte sich vom unteren Don und dem Asowschen Meer
bis zu den Karpaten. Von 3,7°C in Stavropol und 7,6°C
in Groznyj fiel die Temperatur hinter der Front in
Subpolarluft auf -3,2°C in Livny und -2,5°C in Kursk.
Zum Beispiel fiel in Woronesch im Bereich der Okklusion 11 l/m² in Form von
Schnee bis 07 Uhr MEZ innerhalb der vorangegangenen 24 Stunden. Ansonsten waren
es an der Warm- oder Kaltfront in der Hälfte der Zeit nur höchstens 1 l/m² wie beispielsweise
in Dnjepopetrowsk.
Mit
dem Weiterzug nach Osten entfernte sich die Zyklone CLARA zum großen Teil aus
dem Erfassungsgebiet der Berliner Wetterkarte; es war somit nicht mehr als
benanntes Tief vermerkt.