Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  CLAUDIA

(getauft am 02.05.2004)

 

 

Durch eine straffe nördliche Höhenströmung über dem Nordostatlantik konnte Ende April und Anfang Mai kühle und feuchte Luft polaren Ursprungs bis in subtropische Regionen vordringen. Diese maritime Polarluft gelangte am 1.5. zudem unter den Randeinfluss eines mächtigen Höhenwirbels, der mit seinem Zentrum über der Biskaya lag, so dass südlich der Azoren erstmals ein kleines Tiefdruckgebiet analysiert wurde, welches tags darauf in der Berliner Wetterkarte auf den Namen CLAUDIA getauft wurde. Zum Taufzeitpunkt wies die Zyklone CLAUDIA bereits einen Kerndruck von unter 1005 hPa auf und lag mit ihrem Zentrum bereits über der Insel Madeira. Zudem deutete sich bereits an, dass CLAUDIA in den direkten Einfluss des immer noch mächtigen Höhenwirbels gelangen würde, so dass sich das Tief in der Folgezeit rasch entwickeln konnte.

Am 3.5. befand sich das Tief mit seinem Zentrum (Kerndruck unter 995 hPa) über Nordalgerien und sein Frontensystem erstreckte sich über Zentralalgerien über das Mittelmeer bis nach Sardinien. Als Folge erlebte Nordafrika für diese Jahreszeit recht ungewöhnlich einige Regenschauer, die meist in Zusammenhang mit Staubstürmen bei Windspitzen bis Windstärke 8 (ca. 70 km/h) auftraten. Über dem Mittelmeer vor Gibraltar erreichte der Westwind in Böen sogar vereinzelt 100 km/h, also Windstärke 10.

Zwar verlagerte sich CLAUDIA mit der Südwestlichen Höhenströmung nur unwesentlich und lag am 4.Mai mit seinem Zentrum über den Balearen, allerdings konnte sein Frontensystem durch die zyklonale Rotation des Tiefs (Drehung im Gegenuhrzeigersinn) bis nach Mitteleuropa gelangen. In Verbindung mit den bodennahen Südwinden ergaben sich an den Luvseiten der Mittelgebirge (Gebirgsseite in Anströmrichtung) großflächige Regengebiete. Allerdings beobachteten nur einige Stationen in den Südalpen und auf Korsika stärkere Regenfälle. Am Folgetag schwächte sich der einst mächtige Höhenwirbel rasch ab und wurde durch einen neuen polaren Kältewirbel über England nach Südosten verdrängt. Dementsprechend schwächte sich auch Tief CLAUDIA sehr rasch ab und war am 6.5. auf der Berliner Wetterkarte nur noch als kleine Tiefdruckrinne über Anatolien zu erkennen, ehe es gänzlich verschwand.

 

 

 


Geschrieben am 03.06.2004 von Marcus Boljahn    

Wetterkarte: 04.05.2004

Pate: Dr. Wolfgang Horn