Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet CLAUDIA

(getauft am 04.09.2014)

 

Am 03.09. entstand über Spanien ein kleines Tiefdruckgebiet, das am 04.09. auf den Namen CLAUDIA getauft wurde. Es befand sich um 02 Uhr MESZ mit einem Kerndruck von ca. 1012 hPa über den westlichen Pyrenäen. Das Tief wies zu diesem Zeitpunkt zwei Okklusionen, d.h. Mischfronten aus Warm- und Kaltfront, auf. Die erste Front begann im Zentrum und verlief weiter nach Nordwesten bis über den Golf von Biskaya, die zweite zog sich bis über die Balearen. Die Fronten trennten heiße Luft im Süden von warmer Luft im Norden ab. Dabei wurde im spanischen Cordoba 35°C erreicht, im katalonischen Lerida wurden noch 33°C gemessen. Auf der anderen Seite der Pyrenäen wurde im Südwesten Frankreichs maximal 28°C als Maximum registriert. So z.B. in Bordeaux, Cognac oder Carcassonne. Dazwischen wurden unter teils dichten Wolken nur 22°C aus San Sebastian oder Ripoll gemeldet. Bis 20 Uhr MESZ fielen in dieser Region in 12 Stunden maximal 0,6 mm Niederschlag, wie z.B. in Tarbes.

Am nächsten Tag um 02 Uhr MESZ lag der Wirbel CLAUDIA mit einem Luftdruck von etwa 1014 hPa über Zentralfrankreich. Auch in einer Höhendruckfläche von 500 hPa, was etwa 5,5 km Höhe entspricht, war nun ein kleines Höhentief erkennbar. Über dem Norden Frankreichs und dem Süden Englands sorgte das Tief CLAUDIA im Bodenniveau für teils dichte Wolken, die nur wenige Sonnenstunden zuließen. In Paris und Bournemouth wurde an diesem Tag sogar gar kein Sonnenschein gemessen. Die Bodenzyklone CLAUDIA verlagerte sich im Tagesverlauf nordostwärts bis zur Burgundischen Pforte und beeinflusste zusehends auch Deutschland. Durch die zunehmende Labilisierung, also dem ansteigendem Temperaturgegensatz von Boden und höherer Atmosphäre, konnten sich über Deutschland einzelne Gewitter bilden. Auf der Schmücke in Thüringen wurden bis zum Abend in wenigen Stunden 28 mm Niederschlag registriert. Im baden-württembergischen Freudenstadt sowie in Laupheim wurden nur noch 3 mm Regen im gleichen Zeitraum gemessen. Die vorhandenen Wolken verringerten auch hier die Sonnenscheinsumme. In Gelbelsee und Landsberg in Bayern schien die Sonne gar nicht, andernorts wie z.B. in Heilbronn oder auf dem Kahlen Asten nur 1 Stunde lang.

Am 06.09. um 02 Uhr MESZ lag das Tief CLAUDIA mit dem Zentrum über Niedersachsen. Der Luftdruck betrug ca. 1012 hPa. Ein Höhentief war zu diesem Zeitpunkt kaum noch vorhanden. Wenn ein Tief nur in den untersten Luftschichten erkennbar ist, spricht der Meteorologe von einem flachen Tief. Es weißt am Boden meist warme Luft auf, die durch die hervorgerufene Hebung Schauer und Gewitter auslöst. In der warmen Luft wurden als Tiefstwerte in Bremerhaven und Cuxhaven noch 18°C gemessen. Auch außerhalb von Meereseinfluss in Nürnberg und Bad Marienberg wurden noch 16°C als Minimum registriert. Tagsüber bildeten sich nun öfter verbreitet als am Vortag Schauer und Gewitter, die zum Teil kräftig ausfielen. In Wiesenburg im Fläming wurden in 12 Stunden bis 20 Uhr MESZ 39 mm Regen gemessen, wobei allein 34 mm innerhalb einer Stunde fielen. Auch in Holzdorf gab es noch 22 mm Niederschlag. Mittig über Deutschland lag dabei eine Konvergenz. Diese kennzeichnet ein Gebiet von zusammenströmender Luft, wobei diese zum Aufsteigen gezwungen wird und damit zu Wolkenentstehung bzw. –konvektion sowie Niederschlägen führt. Innerhalb dieser Linie lagen Wernigerode, Celle und Wittmund, die über 10 mm Regen im gleichen Zeitraum meldeten. Während beispielsweise im ostbrandenburgischen Lindenberg 12 Sonnenstunden registriert wurden, gab es unter dichten Wolken in weiten Teilen Deutschlands nur Summen von bis zu 1 Stunde, wie in Sankt-Peter-Ording oder Helgoland. Ausgenommen davon ist der Oberrheingraben, wo z.B. in Freiburg 11 Stunden Sonnenschein gemessen wurden.

Am Folgetag befand sich das flache Tiefdruckgebiet CLAUDIA mit einem tiefsten Luftdruck von ca. 1013 hPa über dem Vogtland. Zu der Zyklone gehörte eine Konvergenz, die sich bis nach Nordjütland erstreckte. Im gesamten Norddeutschen Tiefland kam es in der Nacht teils noch zu heftigen Schauern und Gewittern. Dabei wurden im ostwestfälischen Bad Salzuflen 15 mm und am Magdeburger Flugplatz noch 12 mm Regen in 12 Stunden bis um 08 Uhr MESZ gemessen. Insbesondere in Mecklenburg wurden recht hohe Tiefsttemperaturen registriert. In Waren an der Müritz sowie in Schwerin sank die Temperatur nicht unter 17°C ab. 17°C als Tiefstwert wurden auch im Rhein-Main-Gebiet und dem Frankfurter Flughafen erreicht. Das Wetter in Deutschland war an diesem Tag regional unterschiedlich. Während in der Nordwesthälfte dichte Wolken und eine Sonnenscheindauer von 0 bis 5 Stunden nur Höchsttemperaturen von 20 bis 23°C hervorriefen, wurde in der Südosthälfte Deutschlands mit teils bis zu 28°C im ostbrandenburgischen Manschnow noch ein Sommertag erreicht, wofür eine Höchsttemperatur von mindestens 25°C erforderlich ist. Dabei wurden aus Augsburg 11 und aus Hoyerswerda noch 10 Sonnenstunden vermeldet. Trotz dessen wurden insbesondere in den wärmeren Regionen auch Schauer und Gewitter verzeichnet, die sich vorwiegend an der Konvergenz bildeten, welche sich bis Mittag weiter nach Osten verlagerte. Am Berliner Flughafen Schönefeld wurde in nur einer Stunde bis 20 Uhr MESZ 15,7 mm Niederschlag gemessen, in Berlin Hohenschönhausen sogar 19,7 mm im gleichen Zeitraum. Wie üblich bei Schauern und Gewittern fielen sie nur verbreitet sehr kräftig aus. Während ein weiteres Gewitter am Abend auch über Nürnberg gemeldet wurde, woraus eine Niederschlagssumme bis zum nächsten Morgen von sogar 61 mm resultierte, fiel nur wenig weiter nördlich in Bamberg gar kein Regen. Weitere intensive Niederschläge fielen z.B. auf dem Fichtelberg mit 29 mm in 12 Stunden bis zum Abend oder auch im niedersächsischen Bückeburg mit 21 mm im gleichen Zeitraum.

Das Tiefdruckgebiet CLAUDIA löste sich in der Nacht auf den 08.09. endgültig auf, sodass die Zyklone nicht mehr weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 


Geschrieben am 23.10.2014 von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 05.09.2014

Pate: Claudia Tenner