Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
CLAUDIA
(getauft
am 14.05.2008)
Am
13. Mai 2008 erstreckte sich von Großbritannien über Island bis nach Norwegen
das ausgedehnte Hochdruckgebiet NEVIO. In diesen hohen Breiten bildete sich
schnell ein starker Temperaturunterschied aus, der an diesem Tag in einer Höhe
von ungefähr 5km bis zu 15 Kelvin zwischen Island und Spitzbergen betrug. Durch
diesen hohen Temperaturgradienten bildete sich eine starke Höhenströmung aus, die
sich von Grönland bis zu den Baltischen Staaten erstreckte. In diesem Gebiet
des Temperaturgegensatzes kam es schließlich am nördlichen Rand der
Höhenströmung zur Ausbildung eines neuen Tiefdruckgebietes. Der mit seinem Zentrum
nördlich von Trondheim gelegene Wirbel erschien am 14. Mai erstmal unter dem
Namen CLAUDIA auf der Berliner Wetterkarte. CLAUDIA bestand zu diesem Zeitpunkt
hauptsächlich aus Fronten, die nahezu stationär waren, sich aber weiter
intensivierten. Hoch NEVIO schwächte sich gleichzeitig immer weiter ab, so dass
langsam seine blockierende Wirkung nach Süden verloren ging und der Weg für
CLAUDIA in Richtung Mitteleuropa frei wurde. So lag das Tiefdruckgebiet in der
Nacht zum 15. Mai noch zwischen der Norwegischen Küste und Island.
Der
Höhenströmung folgend, wanderte es schon innerhalb der nächsten 24 Stunden mit seinem
Zentrum nach Südschweden. Zur gleichen Zeit sank der Kerndruck von CLAUDIA um
fast 10hPa auf 1005 hPa. Mit der Verlagerung prägten
sich auch die Frontensysteme besser aus. So reichte die Kaltfront zu einem
weiteren Tiefdruckgebiet über Island und die Warmfront auf der Vorderseite bis
an die Wolga. Mit der intensiven nördlichen Höhenströmung floss auf CLAUDIA’s Rückseite pünktlich zu den Eisheiligen Kaltluft
arktischen Ursprungs nach Mitteleuropa. Infolge dessen sank die Höchsttemperatur
von bis zu 26°C in Baden Württemberg und 22°C in Berlin zum Teil weit unter die
20°C Grenze. In Lappland war die Kaltluft schon tags zuvor angekommen und
sorgte über noch schneebedeckter Landschaft für Tiefstwerte bis –10°C und trotz
nahezu 24h Sonnenschein im Nordsommer für ein Maximum von nur knapp über 0°C.
Mit
der südwärts voranschreitenden Kaltfront von Tief CLAUDIA konnten die polaren
Luftmassen bis nach Deutschland vordringen. Das Frontensystem lag in der Nacht
zum 18. Mai schon über Mitteldeutschland. Während in München um 1 Uhr nachts
immer noch 14°C herrschten, waren es in Hamburg schon kühle 8°C bei zunehmenden
Auflockerungen. Auf der Vorderseite regnete es in Süddeutschland teils ergiebig,
wobei in Harburg nordwestlich von Donauwörth mit 50mm die größte Niederschlagsmenge
registriert wurde.
Das
Zentrum von CLAUDIA befand sich zu diesem Zeitpunkt immer noch knapp östlich
von Stockholm und blieb nahezu stationär. In der Folge kam es zu einer raschen
Zusammenführung mit dem Tiefzentrum von DESIREE, das zuvor von der zügigen
Höhenströmung erfasst wurde und sich über die Baltischen Staaten hinweg bis
knapp östlich von CLAUDIA verlagerte. Durch diesen Zusammenschluss der beiden
Tiefzentren am Boden kam es im Tagesverlauf des 18. Mai dazu, dass Tief CLAUDIA
fortan nur noch als DESIREE in der Berliner Wetterkarte zu sehen war. Die
Überreste der polaren Kaltluft führten jedoch deutschlandweit in der Nacht zum
Folgetag nochmals zu kalten Tiefstwerten von verbreitet nur +1 oder +2°C, wobei
auf Darß-Zingst 11 Tage vor dem Sommerbeginn mit –0,5°C sogar die Frostgrenze
unterschritten wurde.
Geschrieben am 31.07.08 von Thomas Schubert
Wetterkarte: 18.05.08
Pate: Claudia Löwisch-Burk