Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  CLAUDIA

(getauft am 21.03.2012)

 

In der ersten Märzhälfte bildete sich über dem nordamerikanischen Kontinent aus einer Wellenstörung ein Tiefdruckwirbel, welcher sich rasch über den Nordatlantik nach Osten verlagerte.

Als am 21. März ersichtlich wurde, dass diese mittlerweile zwischen Island und der Südspitze Grönlands liegende Zyklone das Wetter in Europa beeinflussen sollte, wurde sie am selben Tag auf den Namen CLAUDIA getauft. Zu diesem Zeitpunkt verfügte der Tiefdruckwirbel über einen relativ stationär, einige hundert Kilometer westlich von Island, liegenden Kern mit einem Druck von ca. 985 hPa und einem komplexen Frontensystem, welches schon teilweise okkludiert war, also die Warmfront war schon teils von der schnelleren Kaltfront eingeholt worden und es hatte sich eine Mischfront gebildet. Dieses Frontensystem erstreckte sich in südöstliche Richtung von der Südspitze Grönlands über das Europäischen Nordmeer und Skandinavien bis nach Osteuropa und endete einige Hundert Kilometer westlich von Kiew. Der westliche Teil des Frontensystems reichte über den Nordatlantik über mehr als 1000 km nach Südwesten. In der Höhenwetterkarte, welche der Höhe von ca. 5,5 km entspricht, setzte sich das Tiefdruckgebiet auch als Höhentief durch und befand sich auf der Vorderseite eines Troges, also eines Vorstoßes der kalten Luft nach Süden. Das Tiefdruckgebiet sorgte für starke Winde, z.B. an der Station Torshavn, die auf den Färöer Inseln liegt, wurde an diesem Tag eine Windgeschwindigkeit von 39 km/h gemessen, einen Tag später verstärkten sich die Winde weiter, sodass 41 km/h registriert wurden. Zusätzlich gab es im Bereich der Fronten Niederschläge, so fielen in 24 Stunden bis zum nächsten Morgen im norwegischen Trondheim 14 l/m² und im etwas weiter südlich gelegenen Bergen waren es 16 l/m² Regen im selben Zeitraum. Am 22. März lag der Kern mit knapp 1005 hPa zwischen Jan Mayen und dem Nordkap. Eine rücklaufende Okklusion zog sich von Jan Mayen bis zum Kern und eine voranlaufende Okklusion reichte bis zum Skandinavischen Gebirge auf der Breite der norwegischen Stadt Bodö. Von dort ausgehend zog sich die Warnfront über Schweden und die Ostsee bis knapp südöstlich der Oblast Kaliningrad. Die Kaltfront verlief in einem engen Bogen entlang des Skandinavischen Gebirges und an Trondheim vorbei bis über das südliche Europäische Nordmeer. Insbesondere im Bereich der Kaltfront gab es weiterhin Niederschläge, so erhöhte sich in Trondheim die Regenmenge in den vergangenen 24 Stunden auf 24 l/m². In Bergen wurden dagegen aufgrund des sich ausbreitenden Hochdruckeinflusses von Süden her nur noch 0,5 l/m² gemessen. An diesem Tag begann eine Ostwärtsverlagerung des Tiefs BARBARA, wodurch seine Beeinflussung über Osteuropa nachließ. Somit konnte das Frontsystem der Zyklone CLAUDIA seine Verlagerung zügig nach Osten fortsetzen und gewann an Einfluss über Skandinavien und Osteuropa. Das Tiefdruckgebiet okkludierte weiter, der Luftdruck im Kern stieg langsam an und betrug am 23. März schon 1010 hPa, dadurch ließ die Wetteraktivität des Wirbels leicht nach. Der Kern des Tiefdruckgebietes lag über Finnland und die rücklaufende Okklusionsfront reichte vom Kern nach Norden, bis über das Nordpolarmeer, auf der Breite der Bäreninsel. Vom Kern reichte die voranlaufende Okklusion nach Südosten bis mittig zwischen St. Petersburg und Moskau, wo sie sich in Kalt- und Warmfront spaltete. Die Kaltfront beschrieb einen ca. 2000 km langen Bogen über das Baltikum und Skandinavien bis etwa über den südlichen Teil des Europäischen Nordmeers, die Warmfront verlief ebenfalls bogenförmig nach Süden über das russische Festland bis knapp östlich von Kiew. Die im Warmsektor, also dem Bereich zwischen Kalt- und Warmfront, liegende weißrussische Hauptstadt Minsk meldete am 23. März um 01 MEZ +7°C und nur wenige Wolken. Zur gleichen Zeit registrierte die, im Einflussbereich des Okklusionspunktes und etwas über 700 km nordöstlich liegende Station in Moskau -10°C und starken Schneefall, sodass die Niederschlagssumme innerhalb von 24 Stunden ca. 4 l/m2  betrug.

In den Folgetagen verdrängte das sich rasch verstärkende Hochdruckgebiet HARRY, das zu dieser Zeit über der Nordsee lag, die Zyklone CLAUDIA bis nahe dem Ural, somit verlor das Schneetief an Einfluss an Osteuropa.

Am 25. März verlagerte sich das Tief CLAUDIA weiter nach Osten sodass es direkt am östlichen Rand der Analysekarte lag und im Laufe des Tages weiter ostwörts zog, wodurch es nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 


Geschrieben von Anastasia Karb

Berliner Wetterkarte: 23.03.2012

Pate: Claudia Körner