Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet CORDULA

(getauft am 05.06.2010)

 

Am 04.06. entstand das spätere Tiefdruckgebiet CORDULA an der Vorderseite eines ausgeprägten Langwellentroges über dem Atlantik. Bereits in diesem frühen Entwicklungsstadium beschrieb das Frontensystem der Zyklone eine Luftmassengrenze, zwischen kalter Atlantikluft und wärmerer Luft über Europa, die ein teils hochreichendes Wolkenband vor sich herschob. Auf Grund dieser Entwicklung erfolgte bereits am 05.06. die Taufe in der Prognose für den nächsten Tag.

Somit war der 06.06. der erste Tag, an dem die Zyklone CORDULA namentlich auf der Analysekarte der Berliner Wetterkarte erfasst wurde. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Kern mit etwas unter 1015 hPa über England. Die Warmfront zog sich vom Kern bis zu den Hebriden und ging dort in die Kaltfront eines unbenannten Frontensystems über. In entgegengesetzter Richtung verlief die Kaltfront von CORDULA bis zu den Pyrenäen und verband sich an diesem Punkt mit der Warmfront eines unbenannten Tiefs. Mit Durchzug der Kaltfront gab es im Nordosten Frankreichs und Teilen Belgiens erste Schauer und Gewitter. Auch in Deutschland machte sich die herannahende Zyklone bemerkbar, so lag die Sonnenscheindauer am Vortag noch deutschlandweit im zweistelligen Bereich, an diesem Tag betrug sie jedoch teilweise deutlich unter 10 Stunden. So meldete Bad Salzuflen 9 Stunden Sonnenschein, Essen 7 Stunden und Freiburg nur 5 Stunden. Der Höhentrog, an dessen Vorderseite CORDULA entstand, begann außerdem sich leicht abzuschwächen.

In der Nacht zum 07.06. bildeten sich Gewitter- und Starkniederschlagsfelder mit Niederschlagsschwerpunkten in Norddeutschland und Ostfrankreich. So fielen beispielsweise innerhalb von 12 Stunden in Lübeck – Blankensee 46 l/m² und in St. Etienne 57 l/m². Am Mittag desselben Tages lag der Kern von CORDULA mit etwa 1007 hPa über der deutsch – dänischen Grenze und mittlerweile hatte der Wirbel eine Okklusionsfront, also eine Mischfront mit Kalt- und Warmfronteigenschaften, ausgebildet. Diese reichte vom Kern bis     Sachsen – Anhalt und teilte sich dort wieder in Kalt- und Warmfront. Die Kaltfront zog sich über München und Marseille bis Zentralspanien und ging dort in die Warmfront des Tiefs DORIS über, die Warmfront hingegen verlief in einem Bogen bis fast zur ungarischen Mittelmeerküste. Weiterhin hatte sich auch eine rückläufige Okklusionsfront ausgebildet, die von Nordschottland bis zum Kern reichte und dort in eine weitere Warmfront überging. Diese zog sich über Minsk bis westlich von Moskau in das Zentrum des Hochdruckgebietes URS. Das Frontensystem von CORDULA beschrieb weiterhin eine Grenze zwischen kalter Meeresluft subpolaren Ursprungs im Nordwesten Europas und warmer Subtropikluft im Südosten. So sanken die Höchsttemperaturen in Norddeutschland verbreitet um bis zu 10°C im Vergleich zum Vortag, im restlichen Bundesgebiet erreichten die Werte wieder annähernd 30°C. Im Tagesverlauf sank der Kerndruck etwas unter 1002 hPa und im Bereich des Tiefzentrums, über der Ostsee, traten Sturmböen der Stärke 8 auf, wie beispielsweise auf Fehmarn und Arkona mit 39 kn.

Zum 08.06. zog CORDULA unter leichter Druckverminderung zur östlichen Ostsee und hatte die Okklusionsfront komplett, den rückläufigen Teil nahezu vollständig, zurückgebildet. Die Kaltfront verlief nun vom Kern in einem Bogen über Minsk bis Wien, die Warmfront schloss ebenfalls wieder an den Kern an und reichte bis nordwestlich von Moskau. An der Rückseite des abklingenden Kurzwellentroges kam es über der Ostsee zu Schauern und Gewittern mit teils ergiebigen Regenmengen, so fielen beispielsweise in Hiddensee 10 l/m² und in Groß Lüsewitz bei Rostock 17 l/m². Zudem trat im Bereich der Ostsee verbreitet Nebel auf.

Zum 09.06. war CORDULA bereits bis nördlich von Moskau gezogen, wobei der Kerndruck auf etwas über 1005 hPa stieg und es im Einflussbereich des Zentrums zu weiteren Schauern und Gewittern kam. Außerdem hatte sich die zuvor zurückgebildete, rückläufige Okklusionsfront erneut stark ausgeprägt und zog sich nun über das nördliche Baltikum bis Oslo. Die Warmfront verlief vom Kern nach Nordosten und ging bei Perm in die Kaltfront eines namenlosen Tiefs über. Die Kaltfront reichte vom Kern in einem Bogen bis Kiew um sich dort wieder mit der Warmfront des Tiefs DORIS zu verbinden, von der sie sich am Vortag kurz getrennt hatte. Im Bereich des Kaltluftsektors zwischen Okklusion und Kaltfront gab es verbreitet Nebel bei schwachem, teils umlaufendem Wind.

Am nächsten Tag war CORDULA bei gleichbleibendem Kerndruck weiter nordostwärts bis Tobolsk (Westsibirien)  gezogen und hatte die rückläufige Okklusion nun vollends zurück gebildet. Weiterhin kam es durch den Einfluss eines unbenannten Hochdruckgebietes zu einer Streckung der Kaltfront, so dass nur den Kern weiter nach Osten trieb, die Kaltfront hingegen verharrte nahezu an ihrer gestrigen Position. Dieses Hoch war auch die Ursache dafür, dass die Zyklone außerhalb des Analysebereiches gedrängt wurde und somit der 10.06. der letzte Tag war, an dem CORDULA auf der Berliner Wetterkarte erschien.


 

Geschrieben von Julia Sieland am 21.08.2010

Wetterkarte: 07.06.2010

Pate: Cordula Werner