Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet CORDULA
(getauft am 07.03.2016)
Anfang März zog ein Tief von der amerikanischen
Ostküste nach Osten. Da dieses das Wetter in Europa beeinflussen sollte, wurde
der Wirbel am 07.03.2016 auf den Namen CORDULA getauft. Der Kern befand sich
etwa auf dem Breitengrad Kopenhagens vor der Südspitze Grönlands und wies einen
Kerndruck von knapp unter 985 hPa auf. Das Frontensystem des Tiefs CORDULA
bestand aus einer Warmfront, einer Kaltfront und einer Okklusionsfront. Unter
einer Okklusion wird eine Mischfront aus Warm- und Kaltfront verstanden, welche
durch die Überlagerung der Warm- durch die schneller ziehende Kaltfront
entsteht und die Charakteristika beider Fronten in sich vereint. Diese
Okklusionsfront erstreckte sich nördlich des Kernes in einem leichten Bogen bis
zum Längengrad von Angmagssalik und spaltete sich im
dort befindlichen Okklusionspunkt in die Warmfront auf, die sich in einem
südwärts gerichteten Bogen über dem nördlichen Zentralatlantik bis zum
Breitengrad von Bordeaux erstreckte, wo sie schließlich in die Kaltfront eines
vorlaufenden Tiefs überging. Die Kaltfront hingegen ging, einem südwestlichen
Verlauf folgend, schließlich in die Warmfront eines nachfolgenden Tiefs über,
das sich bei den Bermudas befand.
Sich nach Nordosten verlagernd hatte sich die Zyklone
CORDULA bis zum 08.03.2016 nahezu bis zur Meerenge zwischen Island und Grönland
positioniert. Dabei hatte sich der Druck im Inneren des Kernes weiter gesenkt,
sodass dieser nur noch 975 hPa betrug und somit zu einer Verstärkung der
Zyklone CORDULA führte. Die Okklusionsfront erstreckte sich vom Kern über
Reykjavik in Richtung Edinburgh, beschrieb aber vor Großbritannien eine Richtungsänderung
gen Süden und spaltete sich schließlich westlich der äußeren Hebriden am
Okklusionspunkt in die zugehörige Warm- und Kaltfront auf. Die Warmfront erstreckte
sich zunächst entlang der irischen Westküste und endete über dem Ostatlantik
auf Breite der Biskaya. Die Kaltfront hingegen verlief zunächst wie am Vortag
in südwestliche Richtung, beschrieb dann in etwa eine 90°-Drehung und führte
über den Atlantik, wo sie in die Warmfront des nachfolgenden Tiefs überging.
Mit Überquerung der Britischen Inseln kam es am Dubliner Flughafen zu einer
ausgeprägten Erhöhung der Tagestiefsttemperaturen von -2,4°C am Vortag auf +2,8°C jeweils zum
Beobachtungstermin um 06 Uhr UTC, also 07 Uhr MEZ. Während die irischen
Stationen nur relativ geringe Niederschlagsmengen meldeten, Dublin 4,1 l/m² in
24 Stunden bis um 06 Uhr UTC des Folgetages, wobei davon 3,0 l/m² innerhalb von 6 Stunden bis 24 Uhr
gefallen waren, oder Belmullet,
wo im selben Zeitraum 9,0 l/m² gefallen waren. Am Londoner Flughafen Heathrow
konnte der ausgeprägte Einfluss der Warmfront und dem nachfolgenden Warmsektor beobachtet werden. Innerhalb
von 24 Stunden stieg die Tagestiefsttemperatur von
-1,6°C, welche am 08.03.2016 gemessen wurde, auf 6,1°C am Folgetag bis 06 Uhr
UTC. Dabei fielen 12,0 l/m² innerhalb von 12 Stunden.
Bis zum 09.03.2016 hatte der Wirbel CORDULA einen
zweiten Kern ausgebildet, wobei beide einen ähnlichen Kerndruck von knapp unter
990 hPa aufwiesen. Die beiden Kerne befanden sich an der Süd- und Südostspitze
Islands. Die Okklusionsfront umschloss dieses Kerngebilde in einem nach
Südosten hin offenen Bogen, der beim östlicheren
der zwei Kerne leicht nach Osten in Richtung Norwegen führte. Über Oslos erstreckte sich diese westwärts und wies auf der
Breite Kopenhagens über der Nordsee den Okklusionspunkt auf. Vom
Okklusionspunkt ausgehend erstreckte sich die Warmfront über die Nordsee, den
östlichen Ärmelkanal, Nordwestfrankreich, die Biskaya bis zur Costa Verde – der
Nordküste Spaniens. Die Kaltfront wies nur noch eine sehr geringe Ausdehnung
auf, da sich zwischenzeitlich auf der Vorderseite des Höhentroges über Irland
eine Wellenfront ausgebildet hatte, die den Namen DORIS erhielt, und in deren
Warmfront diese überging. In Reykjavik führte dies zu einer Gesamtsumme des 24-stündigen
Niederschlages bis um 24 Uhr UTC von 5 l/m², dabei stiegen die Tagestiefsttemperaturen
bei schwachen südöstlichen Winden auf 1,6°C, nachdem die Zyklone CORDULA am
Vortag zu einem Absinken von 2,5°C zwei Tage zuvor auf -1,4°C geführt hatte.
Ähnliches wurde auch vom grönländischen Angmagssalik
gemeldet, dort wurde eine Erhöhung der Tiefsttemperatur von -3,3°C über
-5,7°C am 09.03.2016 bis zu -0,3°C am Folgetag jeweils zum 06 Uhr UTC Termin beobachtet.
Im Laufe des Tages löste sich ein Kern auf, der zweite
Kern verlagerte sich weiter in ostnordöstliche Richtung nach Nordnorwegen und so
befand sich der Wirbel CORDULA mit seinem Kern am 10.03.2016 zwischen dem
Gebiet der Lofoten und Jan Mayen. Sich weiterhin abschwächend betrug der Druck
des Kerngebietes nur noch rund 1010 hPa. Das Frontensystem bestand vollständig
aus einer Okklusionsfront, die vom Kern nach Westen entlang der Nordküste Islands
verlief, sich anschließend nördlich um den Kern in Richtung norwegische Küste
erstreckte und dort südwärts die Nordsee überquerte sowie in die Okklusion des
Tiefs DORIS I über der Bretagne überging. In London fielen im Zeitraum von 06 Uhr
UTC bis 12 Uhr UTC 0,2 l/m², zumeist in Form leichten Sprühregens.
Sich im weiteren Verlauf nicht wesentlich verlagernd,
schwächte sich das Tief CORDULA ab. Am darauffolgenden Tag konnte das
Tiefdrucksystem CORDULA nicht mehr auf die Berliner Wetterkarte analysiert
werden.
Geschrieben am 11.05.2016 von Patrick Ilmer
Berliner Wetterkarte: 08.03.2016
Pate: Cordula Dragull