Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet CORDULA
(getauft am 11.05.2020)
Nordwestlich des Hochs QUIRINUS im Gebiet tieferen
Luftdrucks über dem Norden Grönlands entstand zu Beginn der zweiten Maidekade
ein Tiefdruckgebiet, das anhand der Analysekarte vom 11.05.2020 um 02 Uhr MESZ
auf den Namen CORDULA getauft wurde. Zu diesem Zeitpunkt lag das Zentrum des
Tiefs rund 100 km nordöstlich vor Island. Knapp 1024 hPa wurden dort gemessen.
In dem Gebiet, wo wärmere Luft langsam über vorlaufender Kaltluft aufstieg,
bildete sich eine Warmfront aus. Diese lag in einer Entfernung von circa 150 km
südöstlich Islands. Die Kaltfront erstreckte sich westlich des Kerns nördlich
von Island bis zur Ostküste Grönlands. Da ging sie in eine nur in der Höhe
ausgeprägten Warmfront über. In den vorangegangenen 6 Stunden bis 02 Uhr MESZ
fiel so im Bereich des Wirbels CORDULA 8,1 l/m² in Laufbali
oder 7 l/m² in Lónakvísl Regen. Dazu betrugen die
Höchsttemperaturen beispielsweise 9,1°C in Reykjavik und Akureyri.
Mit der Verlagerung nach Südosten verstärkte sich das
Tiefdruckgebiet deutlich. Zwischen Trondheim und Oslo betrug der Luftdruck
einen Tag später ungefähr 1004 hPa. Über dem Süden Norwegens verlief die
Okklusion, die sich am Okklusionspunkt bei Stavanger in die Warm- und Kaltfront
aufteilte. Die kurze Warmfront erstreckte sich hauptsächlich über der Nordsee,
während die viel längere Kaltfront zuerst nach Südwesten verlief und auf halber
Strecke zwischen Schottland und Norwegen die Richtung veränderte und sich nordwestwärts bis nach Island erstreckte. Gebietsweise
regnete es im Süden Norwegens an der Mischfront bis zu 10,1 l/m² in Stryn oder 10,2 l/m² in Fossmark
innerhalb von 12 Stunden bis 08 Uhr MESZ. Entlang der Warmfront regnete es viel
weniger mit maximal 2,3 l/m² in Leck an der deutsch-dänischen Grenze in
derselben Zeit. Schnee- und Regenschauer an der Kaltfront reichten auf Island
für die 6-stündige Niederschlagsmenge bis 02 Uhr MESZ von 2,4 l/m² in Neskaupstaður und 2,6 l/m² in Hellisskarð.
In arktischen Luftmassen stieg die Temperatur im Einflussbereich der Zyklone
CORDULA auf 1,2°C in Dalatangi im Osten Islands, mit
leichter Erwärmung der Luft nach Süden hin auf 8,3°C in Wick in Schottland,
8,4°C in Bergen und 10,3°C in Kristiansand.
Bei Stockholm lag das Zentrum des Tiefs CORDULA am 13.05.20
um 02 Uhr MESZ. Der Wirbel mit dem Kerndruck von rund 999 hPa erstreckte sich
mit seiner spiralförmigen Okklusion über der nördlichen Ostsee. Die Kaltluft
holte zunehmend die Warmluft ein, wodurch die Warm- und Kaltfront südlich des
Okklusionspunkts sehr nah hintereinander lagen. Beide Fronten lagen in der Nähe
des Kurischen Haffs und die Kaltfront ging bei Rügen in eine Warmfront einer
kleinen Welle über. Im Bereich des relativ kleinräumigen Tiefdruckgebietes CORDULA
fiel im 12-stündigen Zeitraum bis 08 Uhr MESZ bis zu 16 l/m² in Orskar im Südosten Schwedens, wo der Niederschlag in Form
von Regen und Schnee fiel und 19 l/m² an der polnischen Ostseeküste in Kolobrzeg. Die Luft erwärmte sich dabei auf 7,2°C in Ventspils,
10,9°C in Norrköping und 10,0°C in Danzig.
Am nächsten Tag befand sich der Kern der Zyklone CORDULA
zwischen Helsinki und St. Petersburg. Mit knapp 1005 hPa hatte sie sich im
Vergleich zum Vortag abgeschwächt. Die Okklusion, wo die kalte Luft die vorlaufende
wärmere Luftmasse eingeholt und vom Boden gehoben hatte, verlief in einem Bogen
von Helsinki nach St. Petersburg und Moskau. Über dem Westen Russlands schloss
sich unmittelbar an der Mischfront die Kaltfront an, die nach Südwesten verlief
und über Weißrussland, Polen und quer über der Nordhälfte Deutschlands lag.
Dort fielen im genannten Zeitraum 5,5 l/m² an der Station Uckerland-Karlstein
nördlich von Prenzlau, 5,3 l/m² in Bad Harzburg, 5,2 l/m² in Uelzen oder auch
bis zu 10 l/m² in Petrokrepost bei St. Petersburg
entlang der Okklusion. Vor der Kaltfront erwärmte sich die polare Luft auf
beispielsweise 15,1°C in Nischni Nowgorod, während hinter der Kaltfront, an der
Kaltluft die vorlaufende Warmluft zum Aufsteigen zwang, in einer arktischen
Luftmasse 11,6°C in Kaunas, 11,1°C in Putbus und 12,4°C in Chojnice
erreicht wurden.
Mit dem Weiterzug nach Nordosten blieb der Kerndruck fast
unverändert. Am 15.05.20 um 02 Uhr MESZ lag der Kern am Delta der Nördlichen Dwina bei Archangelsk. Die Okklusion mit der sich
anschließenden Kaltfront lagen leicht bogenförmig über dem Nordwesten Russlands
und in der Nähe von Nischni Nowgorod sowie Kasan ging diese in eine Warmfront
über. Das nur noch wenig wetterwirksame Tief CORDULA brachte nur noch
marginalen Niederschlag mit sich. Maximal waren es 0,1 l/m² im 24-stündigen
Zeitraum bis 08 Uhr MESZ in Severodvinsk bei
höchstens 10,1°C in Archangelsk im Einflussgebiet der Mischfront, 13,0°C in Uhta vor der Kaltfront und 10,1°C in Vologda
hinter der Kaltfront.
Mit der fortschreitenden Abschwächung löste sich das
Tiefdruckgebiet CORDULA bis zum nächsten Tag komplett auf und war auf der
Berliner Wetterkarte vom 16.05.20 nicht mehr erkennbar.