Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet CORNELIUS
(getauft am 03.03.2019)

 

Das Wetter in den gemäßigten Breiten wird maßgeblich vom Durchzug von Gebieten tiefen und höheren Drucks in der bodennahen Atmosphäre beeinflusst. Tiefdruckgebiete entstehen durch das Aufsteigen herangeführter Luft im Zentrum und das somit entstandene Luftdefizit am Boden. Verstärkung dieses Effekts heißt hier Verstärkung des Druckunterschiedes zur Umgebung und somit geringerer Kerndruck. Fronten bilden dabei die Grenzen zwischen verschieden temperierten, herangeführten Luftmassen. Da sich die Fronten unterschiedlich schnell bewegen, holt die Kaltfront irgendwann die Warmfront ein und eine sogenannte Okklusion entsteht. Anfang März wurde ein sich entlang einer weitreichenden Front entwickelndes Tiefdrucksystem über dem Atlantik am 03.03.2019 in Vorhersage für den nächsten Tag auf den Namen CORNELIUS getauft.

Am 04.03. um 1 Uhr MEZ lag das Tief CORNELIUS mit einem Kerndruck von ca. 995 hPa mit seinem Zentrum über dem nordwestlichen Atlantik. Zu diesem Zeitpunkt okkludierte das Tief bereits, das heißt, dass seine nach Südwesten verlaufende Kaltfront die langsamere Warmfront einzuholen begann, welche nach Südosten zeigte. Dabei waren recht große Druckgradienten vorhanden, das heißt der Druckunterschied vom Zentrum zu seiner nahen Umgebung war groß. Außerdem war zu diesem Zeitpunkt auch in einer Höhe von rund 5,5 km über dem Erdboden starker Tiefdruckeinfluss zu sehen. Das ist daran zu erkennen, dass ein bestimmter Druck in einer geringeren Höhe aufzufinden ist, als normal, da die insgesamt kältere Atmosphäre an dieser Stelle weniger hoch reicht.

Im Laufe des Tages verlagerte sich der Einfluss tiefen Drucks in der Höhe und am Boden mit dem Grundstrom nach Osten, sodass das Tief CORNELIUS am 05.03. um 1 Uhr MEZ mit einem Druck von unter 990 hPa über dem östlichen Nordatlantik vor der europäischen Küste lag. Die Fronten grenzten die von Norden heranströmende maritime Polarluft von der südlicheren maritimen Subtropikluft ab, weshalb durch die großen Temperaturunterschiede der Wasserdampfanteil in der Luft kondensierte und sowohl an, als auch zwischen den Fronten vermehrt starke Bewölkung auftrat. Auf den Azoren fielen beispielsweise bei nordwestlicher Anströmung innerhalb von 24 h 11 mm Regen. Der Tiefdruckeinfluss in einer Höhe von rund 5 km weitete sich zum nächsten Tag mit seinen kalten Temperaturen nach Süden aus und verlagerte sich mit Tief CORNELIUS am Boden und damit einhergehender maritimer Polarluft nach Nordosten.

Am 06.03. 1 Uhr MEZ lag sein Zentrum am Boden auf knapp 980 hPa verstärkt über Irland. Die kurze Warmfront zog sich nach Frankreich, während die längere Kaltfront einen Bogen über Spanien nach Südwesten bis weit über den Atlantik formte. Der nunmehr schmale Sektor zwischen den Fronten überstrich im Tagesverlauf die Britischen Inseln, Spanien und Frankreich und brachte dort den Einfluss von warmer subtropischer Luft. So wurden im Lee der Pyrenäen Höchsttemperaturen von über 20°C gemessen, auch nachts fiel die Temperatur an der Biskayaküste nicht unter 10°C. In San Sebastián blieb sie sogar komplett über 20°C. Weiter östlich wurden in Paris und London trotz Südwind je nur 12°C erreicht und es fiel geringer Regen. Im Bereich des Zentrums in Dublin fielen bei starker Bewölkung und einer Tageshöchsttemperatur von rund 11°C 12-stündig bis 7 Uhr MEZ 14 mm Regen. Auch Deutschland geriet an diesem Tag zunehmend ins Einflussgebiet des Tiefs CORNELIUS. Aufgrund dichter Bewölkung im Einflussgebiet konnte im gesamten Nordwesten der Republik am gesamten Tag kein Sonnenschein aufgezeichnet werden. Abseits der Küste fielen die Niederschlagssummen jedoch eher gering aus.

Am 07.03. lag das Zentrum des Tiefdruckgebietes CORNELIUS bei gleich gebliebenem Druck um 1 Uhr MEZ nahe Edinburgh. Es hatte sich erneut eine Okklusion gebildet, von der aus sich die Warmfront im Bogen bis über die dänische Ostsee zog und die Kaltfront südwärts über Frankreich verlief. Warme, teils feuchte Luft wurde weiter über das Mitteleuropäische Festland gebracht, wodurch die Temperatur in Amsterdam auch nachts nur auf 9°C sank, wobei auch geringer Niederschlag aufgezeichnet wurde. Auch in Deutschland war der Warmlufteinfluss zu spüren. So wurden in Berlin-Tegel Höchsttemperaturen von 17,7°C aufgezeichnet. Im Gegensatz dazu waren im Norden des Tiefs unter Polarlufteinfluss in Oslo maximale 2°C und teilweise mit Schnee vermischter Regen zu verzeichnen. Aufgrund des starken Druckgradienten konnten Sturm- bis orkanartige Böen wie in Nancy/Ochey mit 108 km/h um 3 Uhr MEZ oder auch 105,6 km/h in Grenoble gemessen werden.

Weiter nach Nordosten ziehend und seine Intensität beibehaltend verlagerte sich das Zentrum des Tiefs CORNELIUS zum 08.03. über Südskandinavien. Fortschreitend okkludiert verliefen die ursprünglichen Fronten vom Baltikum bis nach Griechenland und Ungarn. Im Warmsektor zwischen den Fronten wurden warme Luftmassen bis fast ins Baltikum geführt, weshalb in Warschau maximale Temperaturen von 14°C auftraten, in Kiew waren es maximale 18°C. Östlich und westlich davon, das heißt vor der Warmfront und hinter der Kaltfront, war weiterhin vor allem Polarluft vorhanden. In Moskau kam es am Morgen zu leichtem Schneefall.

Mit 980 hPa Kerndruck und seinem Zentrum über Südfinnland liegend hatte sich das Tief CORNELIUS zum 09.03. mit seinen Fronten zyklonal (gegen den Uhrzeigersinn) gedreht und dabei weiter okkludiert. Die im Bogen über das Weiße Meer reichende Okklusion spaltete sich über dem russischen Archangelsk auf. Die Warmfront reichte bis über das Asowsche Meer, während sich die Kaltfront erkenntlich als schmales Wolkenband über die Adria bis nach Algerien zog. An der Okklusion hatte sich außerdem eine weitere Warmfront nach Südosten angelagert. Unter der Okklusion erfuhr Archangelsk ganztägig Temperaturen um den Gefrierpunkt und 1,4 mm Niederschlag durch Schneeschauer.

Zum 10.03. bewegte sich das Zentrum des Tiefdruckgebietes CORNELIUS über das Weiße Meer und schwächte sich dabei auf knapp 985 hPa ab. Eine Warmfront ging ostwärts nach Sibirien ab, während die Okklusion in eine nicht mehr wetterwirksame Kaltfront überging, die sich entlang der Wolga bis nach Wolgograd erstreckte. Es herrschte im ganzen Gebiet hauptsächlich Polarluft vor. In Archangelsk wurden so maximale -0,7°C, minimale -5,6°C gemessen. In der Höhe war wiederholt starker Tiefdruckeinfluss zu erkennen, welcher sich in der Höhe und am Boden zum Folgetag weiter nach Osten über Sibirien verlagerte.

An der Küste zur Barentssee und Karasee lag das Zentrum des Tiefs CORNELIUS auf 995 hPa Druck abgeschwächt und voll okkludiert am 11.03. Eine vollständige Okklusion bedeutet meist das Ende eines Tiefdruckgebietes, da die Luftdruckunterschiede größtenteils abgebaut wurden, sodass es ab dem Folgetag nicht mehr auf den Bodenwetterkarten geführt wurde.