Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
CORVIN
(getauft
am 14.10.2017)
Südwestlich des bei Island gelegenen Tiefdruckgebietes
BENNO und nördlich von Hurrikan OPHELIA bildete sich am 13.10.2017 aus einer
Wellenstörung über dem Atlantischen Ozean ein noch schwach ausgeprägtes Tiefdruckgebiet.
Dieses wurde am 14.10. erstmals auf der Analysekarte von 02 Uhr MESZ verzeichnet
und auf den Namen CORVIN getauft.
Am 14.10. hatte das Tief CORVIN die Zugrichtung
Nordost und einen Kerndruck von unter 1010 hPa. Die Warmfront verlief nordostwärts
über den Atlantischen Ozean und ging westlich von Irland in die Kaltfront von
Tief BENNO über, welches sich zu diesem Zeitpunkt östlich von Island befand.
Die ebenfalls vom Kern der Zyklone CORVIN ausgehende Kaltfront erstreckte sich
zunächst südwestlich, später westlich, in einem Bogen über dem Atlantischen
Ozean.
Bis zum 02 Uhr MESZ-Termin am 15.10. zog Tief CORVIN
bis über die Westküste von Irland. Der Kerndruck der Zyklone sank im Vergleich
zum Vortag um etwa 10 hPa auf unter 1000 hPa. Die Kaltfront verlief Richtung Südwesten
bis zum Hurrikan OPHELIA nahe der Azoren. Die Warmfront erstreckte sich
ausgehend vom Kern zunächst in Richtung Norden und etwa über der Westküste
Schottlands in Richtung Osten, bevor sie über der Ostesee
erneut in die Kaltfront von Tief BENNO II überging. Die Vorderseite des Tiefs
hatte bis 08 Uhr MESZ in den letzten 24 Stunden für einigen Niederschlag auf
den vorgelagerten Inseln nordwestlich von Schottland gesorgt. Zum Beispiel
meldete die Wetterstation Stornoway für den 15.10. insgesamt 23 mm
Niederschlag.
Am 16.10. um 02 Uhr MESZ befand sich das Kerngebiet
von Tief CORVIN direkt vor der weiter nordöstlich gelegenen Küste von Norwegen
und nur noch 900 km entfernt vom Tiefdruckgebiet BENNO II über dem Europäischen
Nordmeer. In einem Bogen um den Kern des Tief CORVIN hatte sich eine
rückläufige Okklusion ausgebildet, welche entlang der norwegischen Westküste
verlief. Als Okklusion wird die Vermischung einer Kalt- mit einer Warmfront
definiert, bei welcher die schneller ziehende Kaltfront die langsamere
Warmfront eingeholt und die warme Luft vom Boden angehoben hat. Der Punkt, an
dem dies geschieht, wird als Okklusionspunkt bezeichnet, welcher sich in diesem
Fall nordöstlich von Trondheim befand. Von diesem Punkt aus erstreckte sich die
Kaltfront in Richtung Südwesten, bis sie über der Nordsee in die Warmfront des
mittlerweile Ex-Tropensturms OPHELIA überging. Die Warmfront verlief in einem
leichten Bogen Richtung Südosten bis nahe der Stadt Warschau. Im Bereich der
Okklusion kam es bereits am Nachmittag des Vortages zur Wolkenbildung und
mäßigem Regen. So wurden zwischen 08 und 20 Uhr MESZ 25 mm im südnorwegischen
Takle auf 38 m über NN gemessen und in Forde-Tefre 22
mm. Außerdem kam es in Skandinavien verbreitet zu Orkanböen bis zu 180 km/h. Am
Morgen des 16.10. meldete die Station Juvasshoe zum
Beispiel die 180 km/h. Aber auch viele weitere Stationen entlang der
norwegischen Küste erreichten maximale Böen der Stärke 12 auf der Beaufortskala.
In der Nacht vom 16.10. zum 17.10. wurde eine deutliche Abkühlung in Norwegen
festgestellt, sodass sogar leichte Minusgrade im Gebirge auf 1500 m gemessen werden
konnten. In der Hauptstadt Oslo war der Temperaturunterschied im Vergleich zur
vorherigen Nacht 5 Grad groß. In den Morgenstunden betrug die Temperatur in
Oslo nur noch 6°C. Im Warmsektor, dem Bereich zwischen Warm- und Kaltfront,
wurden dagegen milde Temperaturen von zum Beispiel 16,3°C in Stockholm oder
sogar 17,9°C in Uppsala erreicht.
Am 17.10. befand sich die Zyklone CORVIN auf der
Analysekarte von 02 Uhr MESZ südlich der zu Russland gehörenden Halbinsel Kola über
dem Weißen Meer mit einem Kerndruck von unter 985 hPa. Die Okklusion verlief um
den Kern herum in Richtung Südwesten und spaltete sich östlich von Minsk in
eine kurze Kalt- und Warmfront auf. Erstere verlief etwa 700 km nach Westen,
die Warmfront etwa 700 km nach Süden. Der Wind hatte nach dem Abzug von Tief
CORVIN in Skandinavien deutlich nachgelassen. Nur im Bereich des Kerns wurden noch
vereinzelt Geschwindigkeiten von 100 km/h, wie zum Beispiel in Rotvaer, erreicht. Dort traten auch noch größere
Temperatureinbrüche auf. Im Vergleich zum Abend des 16.10. waren die
Temperaturen am Abend des 17.10. um teilweise 10 Grad gefallen. In großen
Teilen von Nordostskandinavien sank die Temperatur deutlich unter den
Gefrierpunkt, sodass zum Beispiel in Latnivaara,
welches im nördlichen Schweden liegt, -4°C um 21 Uhr MESZ gemessen wurden.
Bis zum 18.10. um 02 Uhr MESZ änderte sich an der
Position von Tief CORVIN nur wenig. Der Kern befand ich östlich der Küste zum
Weißen Meer. Die nun nur noch etwa 500 km lange Mischfront spaltete sich in
eine nach Nordosten laufende Warm- und eine in einem Bogen bis nach Wolgograd
reichende Kaltfront auf. Außerdem schwächte sich das Tief CORVIN allmählich ab,
was zur Folge hatte, dass der Kerndruck auf etwa 990 hPa anstieg. Trotzdem gab
es verbreitet in Nordwestrussland einigen Niederschlag, wie zum Beispiel in Belozersk und Vinnicy. Diese
Stationen meldeten am 18.10. um 17 Uhr MESZ für die vorangegangenen 12 Stunden
insgesamt 7 mm Niederschlag.
Im weiteren Verlauf verlagerte sich das Tief CORVIN entlang
der russischen Küste in Richtung Nordosten, löste sich jedoch im Laufe des 19.10.2017
auf. Damit war dies der letzte Tag, an dem Die Zyklone CORVIN auf der Berliner
Wetterkarte dargestellt werden konnte.
Geschrieben
am 09.01.2018 von Leon Bührle
Berliner
Wetterkarte: 15.10.17
Pate: Corvin Drößler