Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
DAGMAR
(getauft am
04.08.2016)
Anhand
der Analysekarte vom 04.08.16 um 02 Uhr MESZ wurde ein Tiefdruckgebiet über dem
westlichen Teil der Biskaya auf den Namen DAGMAR getauft.
Erstmals
wurde das Tief an diesem Tag auf der Berliner Wetterkarte als Verlängerung der
Kaltfront von Tief CHRISTIANE III analysiert und lag im Stadium der offenen
Wellenstörung mit dem Zentrum über der westlichen Biskaya mit einem Kerndruck
von etwa 1017 hPa. Die Warmfront erstreckte sich davon ostwärts rund 600 km und
die Kaltfront verlief vom Zentrum wiederum 600 km erst nach Südwesten und
anschließend nach Westen. Im Einflussbereich der Warmfront kam es zu diesem
frühen Zeitpunkt in der Entstehung des Tiefs nur zu geringen
Niederschlagsmengen. So fielen beispielsweise in Gijon
bis 20 Uhr MESZ 5 l/m² in 12 Stunden.
Wegen
der hohen Windgeschwindigkeit im Bereich von etwa 5 km Höhe befand sich das
Tiefdruckgebiet mit einem minimalen Druck von etwa 1010 hPa am nächsten Tag
schon mit dem Zentrum über Tschechien. Die Warmfront verlief von dort 400 km
nordostwärts bis über die mittleren Landesteile Polens und die lange Kaltfront
erstreckte sich vom Zentrum nach Südwesten über Südtirol, die westliche
Poebene, die französische Mittelmeerküste und quer über die Iberische Halbinsel
über eine Länge von circa 2500 km. Entlang dieses Frontensystems kam es vor
allem im Alpenraum zu länger anhaltendem Dauerregen mit 24-stündigen
Niederschlagsmengen bis zum 06.08.16 um 08 Uhr MESZ zwischen 20,8 l/m² in
Mühlwald in Südtirol und 45,6 l/m² in Kiefersfelden-Gach
bei Kufstein in den Bayerischen Alpen.
Bis
zum 06.08.16 hatte sich das Zentrum vom Tief DAGMAR Richtung Nordosten bewegt
und befand sich über dem Baltikum. Nach einer leichten Abschwächung betrug nun
der Kerndruck rund 1012 hPa. Die Warmfront verlief vom Zentrum nordostwärts bis
zum oberen Abschnitt der nördlichen Dwina über circa
1250 km während sich die Kaltfront über 600 km vom Kern südwärts erstreckte.
Entlang der Warm- und Kaltfront registrierten die Messstationen innerhalb von
12 Stunden bis 20 Uhr MESZ Niederschlagsmengen zwischen 5 l/m² in Bialystok im
Osten Polens und 12 l/m² in Olonez nordöstlich von
St. Petersburg.
Am
07.08.16 verlagerte sich die Zyklone weiter nach Nordosten und lag mit einem
minimalen Druck von rund 1010 hPa in der Nähe der Ostküste des Weißen Meeres.
Die Warmfront verlief mit einer Länge von 800 km vom Kern erst nach Nordosten
und dann nach Osten. Beispielsweise fielen in Ust'-Tsilma
an der Petschora bis 20 Uhr MESZ 4 l/m² in 12 Stunden. Die Kaltfront erstreckte
sich vom Zentrum südwärts bis zu den Karpaten in der Ukraine über ungefähr 2200
km. Im Einflussbereich der Kaltfront gab es aber mehr Niederschlag. So maß man
in Wizebsk in Weißrussland im selben Zeitraum 10
l/m².
Am folgenden
Tag befand sich das Zentrum des Tiefs DAGMAR mit einem Druck von knapp unter
1010 hPa etwa auf halber Strecke zwischen Moskau und St. Petersburg. Die sehr
kurze, spiralförmige Okklusion mit dem dazugehörigen Okklusionspunkt befand
sich auch in dieser Region. Eine Okklusion ist eine
Mischfront, die entsteht, wenn die schnellere Kaltfront die etwas langsamere
Warmfront einholt und so warme Luft aufsteigen lässt. Das Auftreten einer
vollständig ausgebildeten Okklusion kennzeichnet die letzten Stadien der Zyklogenese.
Die Warmfront erstreckte sich vom
Okklusionspunkt über rund 1000 km nach Nordosten. Die Kaltfront verlief
bogenförmig erst nach Südosten und anschließend über Süden nach Südwesten mit
einer Länge von insgesamt 1700 km. Hinter der Kaltfront des Tiefs DAGMAR kam es
in der folgenden Nacht zu kräftigen Schauern und teils auch zu Gewittern, die
bis zum anschließenden Morgen hohe zweistellige Niederschlagssummen
hervorriefen. So wurden in 12 Stunden bis 05 Uhr MESZ am Folgetag 14 l/m² in Mud’Jug, 21 l/m² in Severodvinsk
und 28 l/m² in Onega gemessen.
Im
Einzugsbereich der Zyklone ELLA I und II verstärkte sich der Wirbel DAGMAR bis
zum 09.08.16 nochmals und wies nun einen Kerndruck von etwas unter 1000 hPa
auf, der sich über der Mündung des Weißen Meeres in die Barentssee befand. Die
Warmfront verlief erst ostwärts, dann südwärts vom Zentrum bis zur Region um
die Stadt Tobolsk östlich des Urals. Die Kaltfront erstreckte sich in einem
großen Bogen vom Zentrum über den europäischen Teil Russlands und der Ostukraine
über circa 2300 km. Bis 17 Uhr MESZ wurden dabei in Russland vereinzelt
nennenswerte Niederschläge von beispielsweise 11 l/m² in Holmogory
oder 9 l/m² in Lesukonskoe registriert.
Bis
zum 10.08.16 zog das Tief DAGMAR weiter Richtung Osten bis außerhalb des
Darstellungsbereichs der Berliner Wetterkarte und konnte daher nicht weiter auf
jener analysiert werden.
Geschrieben
am 02.09.2016 von Matthias Janke
Berliner
Wetterkarte: 05.08.2016
Pate:
Dagmar Schramm