Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet DAGMAR
(getauft am 07.01.2014)
Am 07.01.2014 wurde ein Tiefdruckgebiet auf den Namen DAGMAR getauft, welches
am 08.01.2014 erstmals auf der Berliner Wetterkarte erschien und über der
westlichen Biskaya mit einem Kerndruck von 1005 hPa lag.
Der junge Wirbel
DAGMAR verlagerte sich in den folgenden Stunden relativ zügig nach Nordosten
und befand sich am 09.01.2014 um 00 Uhr UTC, was 01 MEZ entspricht, über der Irischen
See. Er hatte sich ein wenig vertieft und wies einen Kerndruck von etwas unter
1000 hPa auf. Nördlich um den Kern herum verlief eine Okkusionsfront
bis etwa nach Sheffield. Die Okklusion ist dabei eine Front, die Warm- und
Kaltfronteigenschaften in sich vereint. Dort spaltete sich diese in eine über
Amsterdam und München bis nach Budapest reichende Warmfront und eine bis nach
Cornwall reichende Kaltfront auf. Bereits mittags erreichte die Zyklone DAGMAR
die mittlere Nordsee. Zu dieser Zeit lag der Luftdruck in ihrem Zentrum bereits
deutlich unter 990 hPa. An der Station in Berlin-Dahlem fiel der Luftdruck
zwischen 20 UTC am Vorabend und 12 UTC des 09.01.2014 ziemlich gleichmäßig um 3
bis 4 hPa pro 3 Stunden. In dem von Warm- und Kaltfront aufgespannten
Warmsektor betrugen die Höchstwerte der Temperatur der ungewöhnlich milden
Meeresluft in Deutschland über 10°C. In Ohlsbach und
Stuttgart wurden Maxima bis zu 17°C gemessen. Vorderseitig der Zugbahn von Tief
DAGMAR fiel der Luftdruck über Dänemark in den Mittagsstunden mit bis zu 8 hPa
innerhalb von 3 Stunden. In der Folge bildete sich an der Südflanke ein
Sturmfeld aus, das am Nachmittag an der Nordsee und in Schleswig-Holstein
Sturmböen, vereinzelt wie in Glücksburg sogar orkanartige Böen (60 Knoten)
brachte. Mit der Kaltfrontpassage traten dann auch weiter südlich bis nach
Bayern und Baden-Württemberg verbreitet stürmische Böen, zum Teil auch
Sturmböen auf. An der Ostsee wurden in der Nacht zum 10.01.2014 Böen der Stärke
10 bis 11 registriert. Die Station Kap Arkona registrierte 56 kn, Hammerodde 57 kn.
Das bereits teils
okkludierte Tief DAGMAR lag in der Nacht zum 10.01.2014 entwicklungsgünstig auf
der Vorderseite eines Höhentroges in einer Höhe von 5,5 km Höhe mit seinem
Zentrum über Südschweden. Sein Kerndruck ging bis um 00 UTC auf knapp 980 hPa
zurück. Vom Okklusionspunkt über dem Baltikum aus erstreckte sich seine
Warmfront südwärts bis zum Schwarzen Meer und seine Kaltfront verlief in
südwestlicher Richtung bis knapp nördlich von Genf. Im Tagesverlauf verstärkte
sich der Tiefdruckwirbel DAGMAR auf seinem Weg zur mittleren Ostsee erheblich.
Die Kaltfront drängte die ungewöhnlich milde Meeresluft ostwärts ab und
ersetzte sie durch ein wenig kältere, aber immer noch milde Meeresluft.
Deutschland lag am 10.01.2014 auf der Rückseite des abziehenden Sturmtiefs
DAGMAR im Zustrom verhältnismäßig milder Luftmassen, die aber im Vergleich zu
den Vortagen schon etwas kälter waren. Nur noch am Oberrhein wurden mit maximal
11°C Höchstwerte über der 10°C-Marke registriert. Sonst lagen die
Temperaturmaxima meist zwischen 6 und 8°C, in Gipfellagen der Mittelgebirge
setzte Dauerfrost ein. Einzelne Schauer wurden noch im Norden Deutschlands
registriert.
Das Sturmtief
DAGMAR erreichte am Mittag des 10.01.2014 mit seinem Kern das Baltikum. An
seiner Südflanke wurde ein weiterer Schwall milder Meeresluft bis weit hinein
nach Russland gelenkt, sodass die Frostgrenze bis zur Wolga abgedrängt wurde.
In Moskau stieg die Temperatur sogar auf +4°C und blieb auch in der Nacht zum
11.01.2014 mit +2°C über dem Gefrierpunkt. Nördlich des Tiefs DAGMAR hielt sich
eine scharf ausgeprägte Luftmassengrenze zu der nördlich anstehenden sehr
kalten Festlandsluft. Rückseitig des Tiefs DAGMAR kam die Luftmassengrenze
etwas nach Süden voran und überquerte in der Nacht zum 11.01.2014 den Raum
Stockholm mit Schneefall. Dort bildete sich eine Schneedecke zwischen 1 und 10
cm. In Nordschweden lagen meist 50 bis 70 cm Schnee, der Süden blieb dagegen
schneefrei. Auch in Estland sank die Temperatur im Laufe der Nacht in den
Frostbereich, wobei Tallinn am Morgen 1 cm Schnee meldete.
Bis zum frühen
Morgen des 11.01.2014 zog das Tiefdruckgebiet DAGMAR weiter nach Westrussland
und lag zwischen St. Petersburg und Moskau. Im Laufe des Tages verlor das sich
abschwächende Tief seinen Einfluss auf Mitteleuropa und verlagerte sich nur
wenig nach Osten. An seiner Nordflanke löste es umfangreiche Dauerschneefälle
aus. Beispielsweise in Koynas erhöhte sich die
Schneedecke von 24 auf 34 cm. Binnen 24 Stunden fielen dort 9 mm Niederschlag.
Mit Annäherung des Tiefs DAGMAR schwächte sich in Nordrussland der sehr starke
Frost wieder etwas ab. Nachdem in der Nacht zum 11.01.2014 in Petrun noch -46°C gemessen wurden, stieg die Temperatur
dort bis zum Morgen des 12.01.2014 um 06 UTC auf -21°C an. Durch Kaltluftadvektion setzte südlich des Tiefkerns eine
Abkühlung ein, sodass in der Nacht zum 12.01.2014 auch in Moskau Schnee fiel
und morgens 2 cm Schnee lagen. Im Laufe des Tages zog das Tief DAGMAR unter
weiterer Abschwächung langsam nach Osten und verlor seinen Einfluss auf
Osteuropa.
Das Tief DAGMAR
erschien am 13.01.2014 um 00 UTC nordöstlich von Moskau letztmalig auf der
Analysekarte, bevor es sich in den folgenden Stunden gänzlich auflöste.
Geschrieben am 15.03.2014 von Jasmin Holzapfel
ausgewählte Berliner Wetterkarte: 10.01.2014
Pate: Dagmar Baldermann