Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
DAGMAR
(getauft
am 10.09.2014)
Am 10.09.2014 befand sich in einer Höhe von
etwa 5,5 km ein Kurzwellentrog, d.h. ein Vorstoß relativ kalter Luftmassen nach
Süden, über Zentral- und Osteuropa mit Achse vom Osten Deutschlands bis zum
Norden Italiens, in dem über der Ostsee ein mit dem Wirbel BIGI
korrespondierendes Höhentief eingelagert war. An der Südseite dieses Troges
bildete sich im Laufe des Tages im Bodenniveau ein Tiefdruckgebiet über dem
Ligurischen Meer aus, welches in der Prognose für den Folgetag auf den Namen
DAGMAR getauft wurde.
Am 11.09. lag die Zyklone DAGMAR um 02 Uhr
MESZ knapp nordwestlich von Korsika. Der Kerndruck betrug dabei etwa 1011 hPa.
Im Bereich des Tiefzentrums kam es bereits in der Nacht zu Schauern und
Gewittern. Auf Korsika und an der Westküste Italiens im Bereich des Ligurischen
Meeres wurde verbreitet Wetterleuchten gemeldet, wie beispielsweise in Bastia. Derweil fielen bis 08 Uhr MESZ innerhalb von
6 Stunden 15 l/m² in Pisa.
Nach nordöstlichem Verlauf wurde die
Zyklone DAGMAR am 12.09. um 02 Uhr MESZ mit Zentrum über dem Grenzgebiet
zwischen Ungarn, Kroatien und Serbien analysiert. Der Druck blieb im Vergleich
zum Vortag in etwa gleich bei rund 1010 hPa. Vom Kern erstreckte sich eine
Warmfront nach Nordosten über die Slowakei und Polen bis nach Litauen. Außerdem
führte eine Kaltfront ebenfalls vom Zentrum aus nach Süden, wo sie über der
Adria in die Warmfront eines anderen Tiefs überging. Entlang der Kaltfront und
in der Nähe des Tiefzentrums wurden die dort vorzufindenden erwärmten
subtropischen Luftmasse zum Aufsteigen gebracht, wodurch hochreichende
konvektive Bewölkung entstand, die bereits am Abend und in der Nacht zuvor
Schauer und Gewitter in diesem Bereich nach sich zog. Innerhalb von 6 Stunden
wurden in Paks in Ungarn bis 02 Uhr MESZ des Folgetages 17 l/m² registriert. An
der Station Budapest/Lorinc kamen bis zum selben
Zeitpunkt 15 l/m² zusammen, wobei hier durch weiter andauernden Regen bis 20
Uhr MESZ nochmals 32 l/m² verzeichnet wurden. Die höchsten 24-stündigen
Niederschlagsmengen wurden dabei bis 08 Uhr MESZ am 12.09. in Siófok und in Tata am Plattensee
mit 47,6 bzw. 47,8 l/m² sowie mit 45,1 l/m² in Livno
und 48,6 l/m² in Bihac in Bosnien-Herzegowina
gemessen. Bis zum Nachmittag und Abend verschob sich das Tiefdruckzentrum
bereits in Richtung Deutschland, wobei es vor allem im Süden und an den
Mittelgebirgen zu teilweise ergiebigen Niederschlägen kam. Die größte
Niederschlagsmenge wurde dabei auf dem Fichtelberg und in Schmücke gemessen. Hier
wurde innerhalb von 12 Stunden bis 20 Uhr MESZ jeweils 38 l/m² registriert.
Weitere nennenswerte 12-stündige Mengen konnten in Rheinstetten mit 26 l/m²,
in Stötten mit 25 l/m² und in Öhringen mit 22 l/m² verzeichnet werden. In
Schmücke summierte sich der Wert bis zum nächsten Morgen um 08 Uhr MESZ sogar
bis auf insgesamt 50,6 l/m² auf.
Bis zum 13.09. schloss sich der Wirbel
DAGMAR mit einer weiteren unbenannten Zyklone zusammen, welche tags zuvor noch
über der Côte d’Azur lag. Zusammen formierten sie sich zu einem Tiefdrucksystem,
bestehend aus dem Tief DAGMAR I, welches um 02 Uhr MESZ mit einem Kerndruck von
knapp unter 1020 hPa über dem Osten Baden-Württembergs analysiert wurde, und
dem Tief DAGMAR II, das sich mit seinem Kern und einem Druck von etwa 1010 hPa
über dem Grenzgebiet von Kroatien und Bosnien-Herzegowina befand. Eine
Okklusion verlief hierbei vom Osten Frankreichs bis nahe des Kerns des Wirbels
DAGMAR I, wo sich der Okklusionspunkt befand. Dieser stellt den Ort dar, an
welchem die schneller laufende Kaltfront die vor ihr ziehende Warmfront einholt
und somit mit der Okklusion ein Frontentyp entsteht, der die Eigenschaften
beider Frontenarten in sich vereint. Die Warmfront erstreckte sich vom
Okklusionspunkt nach Nordosten über Thüringen, Brandenburg, dem Nordwesten
Polens und Litauen, bevor sie über dem Osten Lettlands den Charakter einer
Kaltfront annahm. Weiterhin zog sich vom Okklusionspunkt eine Kaltfront über
Nordbayern und Prag bis über die Slowakei, wo sie in die Warmfront der Zyklone
DAGMAR II überging, die mit nördlichem Verlauf vom Kern des Tiefs bis dorthin reichte.
Von diesem führte ebenfalls eine Kaltfront nach Südwesten über die Adria,
Süditalien und die Balearen bis sie sich über dem Norden Spaniens mit der
Warmfront eines über dem Ostatlantik befindlichen, unbenannten Wirbels verband.
Während im Norden Deutschlands die Temperaturen im Vergleich zum Vortag nur
geringe Abweichungen aufwiesen, konnten im Süden durch die im Bereich zwischen
der Warm- und Kaltfront des Tiefs DAGMAR I einfließenden subtropischen
Luftmassen deutlich erhöhte Temperaturmaxima registriert werden. In Weinbiet
stieg die Temperatur von 12,2°C am Tag zuvor auf nun 16,8°C an. In Kempten
wurde eine um 7,3 Grad höhere Temperatur von 17,8°C gemessen, in Freiburg waren es mit 20,7°C
sogar 7,6 Grad mehr als noch am Vortag. Im Einflussbereich des Wirbels DAGMAR
II hielten die Niederschläge hingegen auch bis zum Morgen dieses Tages an,
wodurch abermals nennenswerte Regenmengen verzeichnet werden konnten. Bis 08 Uhr
MESZ wurden 12-stündig 54 l/m² im kroatischen Karlovac,
65 l/m² im südösterreichischen Eisenkappel und 66
bzw. 77 l/m² in den slowenischen Celje und Cerklje Ob Krki registriert. Bis
zum selben Zeitpunkt konnten weiterhin 63,2 l/m² in Livno
in den vorangegangenen 18 Stunden gemessen werden.
Im weiteren Verlauf schlossen sich die
beiden Teiltiefs wieder zusammen, wodurch am 14.09. um 02 Uhr MESZ nur noch ein
Kern des Wirbels DAGMAR knapp südlich von Budapest analysiert werden konnte.
Der Druck im Tiefzentrum betrug dabei etwa 1016 hPa. Von diesem verlief eine
Kaltfront nach Südosten über Serbien und Albanien, erstreckte sich dann
bogenförmig nach Südwesten bis zur Südspitze Siziliens und reichte von dort aus
weiter in nordwestlicher Richtung, bis sie westlich von Sardinien in die
Warmfront eines unbenannten Wirbels über den Pyrenäen überging. Des Weiteren
führte vom Kern der Zyklone DAGMAR eine Warmfront nach Nordwesten über
Österreich und Mecklenburg-Vorpommern bis über den Süden Schwedens, wo sie nach
Osten schwenkte, um sich nach teils verwelltem Verlauf über Litauen und
Russland nahe dem Südural mit der Kaltfront eines Tiefs mit Lage über
Westsibirien zu verbinden. Entlang der Warmfront trafen subpolare und gemäßigte
Luftmassen aufeinander, wodurch es vor allem über dem Norden Deutschlands und
Dänemark zu hochreichender Bewölkung und dem folgend
zu Schauern bzw. vereinzelten Gewittern kam. In Westermarkelsdorf
und auf dem Brocken fielen bis 08 Uhr MESZ innerhalb von 12 Stunden
jeweils 17 l/m² Regen und in Arkona wurden in 6 Stunden bis zum darauffolgenden
Mittagstermin um 14 Uhr MESZ 27 l/m² gemessen. Ebenfalls in nur 6 Stunden konnten bis um 02
Uhr MESZ der folgenden Nacht im dänischen Skrydstrup
28 l/m² und in Kegnaes 41 l/m² registriert werden.
Durch die über Deutschland liegende Luftmassengrenze sank einerseits die
Temperatur durch die einfließende subpolare Luft im Norden, während sie im
übrigen Teil des Landes überwiegend leicht anstieg. In List auf Sylt wurden
dadurch mit einem Maximum von 16,8°C insgesamt 5,9 Grad weniger gemessen als
noch am Vortag. In Öhringen in Baden-Württemberg wurde hingegen ein
Temperaturanstieg von 16,6°C auf nun 21,8°C gemeldet. Auch in der Nähe des
Tiefdruckkerns kam es zu andauernden und ergiebigen Regenfällen. Bis 08 Uhr MESZ
dieses Tages fielen in den vorangegangenen 12 Stunden 34 l/m² im
kroatischen Varazdin und 60 l/m² im österreichischen Andau. Im selben Zeitraum konnten in Ungarn 37 l/m² in Kerkesteto und 55 l/m² Regen in Szolnok
verzeichnet werden. In den anschließenden 6 Stunden bis 14 Uhr MESZ wurden in
Ungarn außerdem jeweils 35 l/m² in Eger und Siófok registriert. Selbst bis zur Nacht zum 15.09. um 02
Uhr MESZ meldeten die serbischen Stationen Palic und
Banatski Karlovac 6-stündige Niederschlagsmengen von
32 bzw. 40 l/m².
Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Tief
DAGMAR mit seinem Zentrum nach südöstlicher Zugbahn bereits über dem
Grenzbereich zwischen Serbien und Bulgarien. Der Kerndruck betrug dabei 1015
hPa. Im Laufe des Vortages bildete sich an der Verwellung der Warmfront ein
Tiefdruckgebiet aus, welches das Frontensystem des Wirbels DAGMAR komplett
übernahm und dieses nach Osten führte. Trotz dessen konnten in der Nähe des Tiefdruckkerns
nennenswerte Niederschlagsmengen verzeichnet werden. 24-stündig bis zum Morgen um
08 Uhr MESZ fielen an der rumänischen
Station Semenicului Mountain
Range 53,3 l/m² und in Resita im Westen des Landes
51,8 l/m² Regen. In Budapest wurden derweil 46,1 l/m² im selben Zeitraum
gemessen.
Der Wirbel DAGMAR zog im Tagesverlauf
weiter nach Südosten, schwächte sich aber zusehends ab, wodurch sich der
Druckunterschied zum Umland verringerte und die Zyklone am darauffolgenden Tag
nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte namentlich verzeichnet werden konnte.
Geschrieben am 08.11.2014 von
Sebastian Wölk
Berliner
Wetterkarte: 12.09.2014
Pate:
Dagmar Medunova