Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  DAGMAR

(getauft am 15.12.2004)

 

 

Die Grenze zwischen warmer Luft im Süden und kalter Luft im Norden der Erde wird in der Modellvorstellung durch die Polarfront gebildet. An dieser mäandrierenden Luftmassengrenze bilden sich häufig Störungen, wobei sich die unterschiedlichen Luftmassen verwirbeln. Am 15. Dezember 2004 verlief diese Grenze über Nordamerika sehr weit südlich, dies wurde ausgelöst durch ein großräumiges Hochdruckgebiet über dem amerikanischen Festland. So entstand an diesem Tag bei den Bermudas ein kleines Wellentief aus der Polarfront, das bei der Berliner Wetterkarte auf den Namen DAGMAR getauft wurde.

Durch eine kräftige Höhenströmung in 500 hPa Druckhöhe, das sind ca. 5km, wurde DAGMAR schnell über den Atlantik geführt. Gesteuert durch einen starken Höhentrog des schon weit entwickelten Wirbels CELLY über den Britischen Inseln, lag DAGMAR am 16.12. schon vor der Küste Neufundlands. In der Bodendruckkarte vom 16.12. ist sie als kleines Wellentief erkennbar, in der 500-hPa Druckkarte dagegen überhaupt nicht. Dies führte dazu, dass sich DAGMAR nicht als vollständiger Wirbel entwickelte, sich allerdings als äußerst intensive Druckwelle mit hoher Geschwindigkeit durch die Atmosphäre bewegte.

Am 17.12. überquerte DAGMAR schon die französische Küste und ihr Zentrum verstärkte sich über Großbritannien bis auf 980 hPa Kerndruck. An ihrer Vorderseite wurden dabei starke Luftdruckfalltendenzen von mehr als 10 hPa innerhalb von drei Stunden beobachtet. Die inzwischen zu einem Sturmwirbel gereifte DAGMAR war von zum Teil starken Niederschlägen begleitet, wegen der hohen Verlagerungsgeschwindigkeit lagen die Niederschlagsmengen aber meist unter 10 mm, in London-Heathrow wurden 16 mm Regen registriert.

Im Küstengebiet gab es dort Orkanböen, im Laufe des Abends kam es aber auch im Binnenland zu orkanartigen Böen, die in der Nacht auch Südwestdeutschland erfassten. Am Abend und in der Nacht zum 18.12. schlug DAGMAR einen Ostkurs ein, wobei sie sich erheblich abschwächte und am Mittag des 18.12. bereits über Polen angelangt war, wo sie nur noch ein Kerndruck von 995 hPa aufwies. Der Regen ging mit weiterer Ostverlagerung bei Temperaturen um den Gefrierpunkt in Schnee / Schneeregen über. Die Niederschlagsmengen in den Niederungen blieben meist gering, in den Staulagen der Gebirge waren sie allerdings recht hoch. So meldete Freudenstadt im Schwarzwald am 18.12. einen 12-stündigen Niederschlag von 42 mm und eine Schneehöhe von 26 cm.

Das am Mittag des 19.12. nur noch schwach ausgeprägte Tief DAGMAR zog von Polen aus weiter nach Nordosten bis Norden und war nur noch als Isobarenkrümmung über dem Baltikum erkennbar. Bei Temperaturwerten um den Gefrierpunkt fielen die Niederschläge als Schnee. Währendessen wurde DAGMAR in die Zirkulation des weit entwickelten Tiefdruckwirbels CELLY über der Barent-See einbezogen. Auf der Südseite dieses Tiefdrucksystems gelangte kalte Meeresluft arktischen Ursprungs nach Deutschland, in deren Bereich es vor allem im Nordosten zu Schneeschauern kam, wobei am Vormittag auch im Berliner Raum eine dünne Schneedecke entstand.

Am folgenden Tag war DAGMAR nicht mehr in den Druckkarten zu erkennen und verschwand damit von der Berliner Wetterkarte.

 


Geschrieben am 02.02.2005 von Robert Scholz

Wetterkarte: 17.12.2004

Pate: Dagmar Till