Lebensgeschichte


Tiefduckgebiet DAISY

(getauft am 05.01.2010)


Am 06.01.2010 entstand über dem Nordatlantik westlich von Portugal ein Tiefdruckgebiet, das bereits tags zuvor auf den Namen DAISY getauft wurde. Bereits am Morgen des 07.01.2010 lag das Tiefdruckgebiet DAISY vor Gibraltar. Die in seinem Bereich gehobene feucht-warme subtropische Luft löste dabei in den Gebieten, in denen es schon in den Tagen zuvor erheblich geregnet hatte, erneut starken Niederschlag aus: So fielen in Malaga zwischen 6 und 18 UTC 65 l/m², am Cap Cepet an der Riviera 52 l/m². An der Ostflanke des Tiefdruckwirbels DAISY setzte sich an der afrikanischen Küste trocken-heiße Wüstenluft durch, in der an der libyschen Küste bis zu 30°C gemessen wurde. (Maximum von Tripolis 29,6°C. Bisheriger absoluter Januarhöchstwert einer 34-jährigen Beobachtungsreihe 28°C). In Mitteleuropa herrschte weiterhin tiefster Winter: In klaren Gebieten sank die Temperatur vereinzelt unter -20°C ab, wie z. B. in Doberlug-Kirchhain wo am Morgen des 08.01.2010 ein Minimum von -20,1°C gemessen wurde. Der bis zum 08.01.2010 zu den Balearen gezogene Tiefdruckwirbel DAISY hatte sich um 10 hPa verstärkt. Auf seiner Vorderseite wurde subtropische Luft nach Norden gelenkt, sodass in Italien Höchsttemperaturen von 14°C an der Westküste und bis zu 17°C auf Sizilien verzeichnet wurden. An den Küstenregionen der Balkanhalbinsel fielen bis um 06 Uhr UTC des 08.01.2010 zum Teil erhebliche Niederschlagsmengen. So meldeten Rijeka 67 mm, Gospic 72 mm in 24 Stunden. An der Südseite der Alpen fielen nur vereinzelt mehr als 10 mm.
Nördlich der Alpen hat sich das Schneefallgebiet weiter nach Norden verlagert und am späten Abend auch den Berliner Raum erreicht. Die am Morgen des 09.01.2010 gemessene Neuschneemenge im Südwesten Deutschlands lag meist bei 5 bis 10 cm. Nördlich des Mains wehte der Nordostwind verbreitet mit Stärke 7 bis 8 Beaufort, auf den Gipfeln der Mittelgebirge und an den Küsten von Nord- und Ostsee vereinzelt auch mit Stärke 9, verursacht durch den immer stärker werdenden Luftdruckgradienten zwischen dem Tief DAISY im Süden und dem mit einem Kerndruck von über 1040 hPa über Südskandinavien liegenden Hoch BOB. An der Ostflanke des am 09.01.2010 über Korsika gelegenen Tiefs DAISY wehte unverändert sehr milde Luft nach Norden. Dabei stieg die Temperatur z. B. im Osten Ungarns wie in Debrecen bis auf 14°C. Auch im südlichen Polen stieg die Temperatur noch über den Gefrierpunkt. Weiter nach Nordwesten und Norden setzte sich aber die milde Luft nur in höheren Luftschichten durch, was zu umfangreichen Aufgleitprozessen und infolgedessen ausgedehnten Niederschlagsgebieten führte. Die Niederschlagsprozesse intensivierten sich in den Nachmittagsstunden über Brandenburg, sodass es auch im Berliner Stadtgebiet zu einem eindrucksvollen Schneetreiben kam, das von Windböen bis Stärke 7 begleitet wurde. Dadurch türmten sich hohe Schneeverwehungen auf. Die Autobahn A20 war nach Medienberichten teilweise unpassierbar und im Landkreis Ostvorpommern wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Doch auch in Brandenburg und Berlin lagen beachtliche Schneemengen. In Berlin-Dahlem wurden am Morgen des 10.01.2010 24 cm gemessen, das war dort die höchste Schneehöhe seit dem März 1979! Damals wurden am 1. März noch 34 cm verzeichnet. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass ganz Deutschland schneebedeckt war, das ist ein seltenes Ereignis. In der Nacht zum 10.01.2010 verlagerte sich der Schwerpunkt des Schneefalls dann nach Norddeutschland, wobei der Wind dort noch etwas zunahm. In der Nacht lag die höchste Windgeschwindigkeit mit 66 Knoten sogar bei Windstärke 12. Das Tiefdruckgebiet DAISY verlagerte sich zum 10.01.2010 mit seinem Kern zum Alpenraum. Es entwickelten sich über dem südlichen Polen weitere Schneefallgebiete, die am 10.01.2010 hautsächlich Sachsen und das südliche Brandenburg mit länger anhaltendem und recht kräftigem Schneefall versorgten. So fielen in Cottbus nochmals 7 l/m², in Leipzig 3 l/m². Die höchsten Schneehöhen im Flachland wurden morgens aus den Regionen Sachsen, südliches Brandenburg und südliches Sachsen-Anhalt übermittelt. Dort lag der Schnee nun um 30cm hoch. Das Schneetief DAISY verlagerte sich bis zum 11.01.2010 mit seinem Zentrum nach Rumänien. Dabei kam es vor allem in der westlichen Ukraine und auch in Moldawien noch zu ergiebigeren Niederschlägen, die in den südlichen Landesteilen tagsüber nochmals als gefrierender Regen oder Regen fielen, während es in der darauf folgenden Nacht dann meist schneite. In Südbayern fielen örtlich 10 cm Neuschnee (z.B. Lechfeld), sodass auch diese eher schneeärmeren Regionen Deutschlands eingeschneit waren. In der Nacht zum 12.01.2010 lockerte die dichte Wolkendecke nur stellenweise etwas auf. Vereinzelt sank dabei die Temperatur in den Bereich des strengen Frostes. So wurden in Gütersloh -12°C gemessen und in Dippoldiswalde in Ostsachsen sogar -17°C. Unter weiterer Abschwächung verlagerte sich das Tiefdruckgebiet DAISY bis zum 12.01.2010 zur Nordküste des Schwarzen Meeres. Am 13.01.2010 befand sich das Tief DAISY über der Ukraine, schwächte sich weiter ab, bevor es am folgenden Tag von der Berliner Wetterkarte verschwand.

 

 


Geschrieben am 19.01.2010 von Jasmin Krummel

Wetterkarte: 09.01.2010

Pate: BHKW Ratgeber