Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet DANIELLA

(getauft am 10.01.2016)

 

Am Südrand eines starken nahe der Britischen Inseln gelegenen Tiefdruckgebiets entstand in der zweiten Tageshälfte des 10.01. an dessen wellenden Kaltfront ein neues Tiefdruckgebiet, was in der Prognose für den Folgetag auf den Namen DANIELLA getauft wurde.

Am 11.01. wurde das Zentrum des Tiefs DANIELLA nahe der südwestfranzösischen Stadt Bordeaux mit etwa 995 hPa analysiert. Dabei wies die Welle DANIELLA eine nach Nordosten bis zum Alpenhauptkamm reichende Warmfront und eine bis über den Atlantik reichende Kaltfront auf. Der sogenannte Warmsektor, der Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, ist wie am Anfang einer Zyklone üblich, zunächst noch sehr breit. Die durch die Fronten getrennten Luftmassen verursachten unterschiedliche Temperaturniveaus. Im Warmsektor dominierte maritime Subtropikluft, die die Tiefstwerte an der spanischen Mittelmeerküste zum Teil nicht unter 17°C sinken ließ. Weiter nordwestlich gingen die Tiefstwerte in der erwärmten maritimen Polarluft meist deutlich unter 10°C zurück. Insbesondere im Bergland wurde bei einer Temperatur um den Gefrierpunkt im Druckniveau von 850 hPa, das zur Bestimmung von Luftmassen herangezogen wird und einer Höhe von etwa 1500 m darstellt, vielfach leichter Frost gemessen. Tagsüber zog die Kaltfront mit einer Niederschlagssumme von meist 1 bis 5 mm südostwärts über Spanien hinweg, sodass im ganzen Land von Nordwesten erwärmte Polarluft einfloss. Besonders nass war es in Arroyo Del Ojanco mit 15 mm Niederschlag. Die maximal erreichten Temperaturen waren im Nordwesten Spaniens mit meist 7 bis 10°C recht kühl, während sich an der andalusischen Küste die Luft auf bis zu 23°C erwärmte, ehe die Kaltfront später auch dort für leichte Abkühlung sorgte.

Bis zum Folgetag hatte sich die Zyklone DANIELLA verstärkt und rasch nach Nordosten verlagert. Sie lag leicht südöstlich der polnischen Hauptstadt Warschau mit einem minimalen Luftdruck von ca. 988 hPa. Die Warmfront erstreckte sich bis nach Südrussland und die Kaltfront führte in einem weiten Bogen über den Westbalkan, Italien und der Straße von Gibraltar über den Atlantik hinaus. In der östlichen Balkanregion verlief die Nacht im Warmsektor meist frostfrei, teils wurden 10°C nicht unterschritten. Auf der kühleren Seite des Frontensystems konnte in Osteuropa Frost beobachtet werden. Im Osten der Ukraine wurde es mit minimal -9°C sehr frostig, auf russischer Seite wurden bis zu -20°C gemessen. Diese Messwerte kamen trotz der teils deutlich positiven Temperaturen im 850 hPa-Niveau zustande. Die Temperaturen am Boden waren davon hingegen weitgehend unbeeinflusst, es bildete sich kurzzeitig eine starke Inversion, eine Temperaturzunahme mit der Höhe, aus. Dies änderte sich, als von Westen die Kaltfront die Luftschichten stärker durchmischte, weshalb es am Boden trotz kälter werdender Höhenluft wärmer wurde, dies wird auch als maskierte Kaltfront bezeichnet. So fiel bis zum Abend um 19 Uhr MEZ der Großteil der von der Kaltfront verursachten Niederschläge in Polen und der Ukraine als Regen. Am Anfang des Niederschlags gefror der Niederschlag stellenweise am Boden, da sich die Kaltluftschicht am Boden noch eine Zeit halten konnte, ehe die starke Durchmischung der Kaltfront auch am Boden Erwärmung mit sich brachte. So wurden auch im Osten der Ukraine Maxima um +5°C verzeichnet. Die Niederschlagssummen in 12 Stunden bis 19 Uhr MEZ beliefen sich auf meist 4 bis 7 mm, örtlich fiel mit 15 bis 17 mm aber auch deutlich mehr Niederschlag, meist in flüssiger Form. Ähnliches war in Weißrussland und Südwestrussland zu beobachten.

Das Tiefdruckgebiet DANIELLA befand sich am 13.01. um 01 Uhr MEZ knapp südwestlich der russischen Hauptstadt Moskau, wobei es einen Kerndruck von ca. 980 hPa aufwies. Da die Kaltfront allgemein schneller als die Warmfront zieht, wird diese eingeholt und bildet eine Mischfront, die als Okklusion bezeichnet wird. Diese Okklusion zog sich vom Zentrum einige hundert Kilometer in südliche Richtung, bis sie sich am Okklusionspunkt in eine weiter östlich gelegene Warmfront und eine weiter nach Südwesten bis über das Schwarze Meer reichende Kaltfront aufteilte. Innerhalb des Warmsektors wurden in Südrussland sowie im Osten der Türkei am Schwarzen Meer teils zweistellige Minima gemessen, im türkischen Trabzon sank die Temperatur nicht unter 18°C, im russischen Adler auch nicht unter 12°C. In der Nacht registrierte man insbesondere in Zentrumsnähe vielfach recht hohe Niederschlagsummen von etwa 6 bis 15 mm in 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ. Während im Süden der Front in der Nähe der Warmluft die Niederschläge meist in flüssiger Form auftraten, gingen diese weiter nördlich in Zentrumsnähe vermehrt in kräftigen Schneefall über. Mit der Nordverlagerung des Tiefs DANIELLA im Tagesverlauf fielen fast alle Niederschläge in fester Form. Auf der Südseite wurden in der Ukraine und dem Südwesten Russlands erneut Höchstwerte von ca. 3 bis 7°C verzeichnet. Die Zirkulation eines Tiefs auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn ist anhand der positiven Höchstwerte in der Warmluftzunge östlich von Moskau ersichtlich, während westlich davon kalte Luft aus Nordwesten einfloss und die Höchstwerte teils im mäßigen Frostbereich blieben. Die Niederschläge schwächten sich bis zum Abend etwas ab, um 19 Uhr MEZ wurden 12-stündige Mengen von etwa 2 bis 7 mm gemessen.

Am 14.01. befand sich das Tiefdruckgebiet DANIELLA nahe der zweigrößten russischen Stadt St. Petersburg und besaß einen Kerndruck von ca. 990 hPa. Vom Zentrum führte eine Warmokklusion nach Nordosten, ehe sie mit südlicher Ausrichtung in eine Höhenkaltfront überging. Eine Warmokklusion nimmt dabei mehr den Charakter einer Warmfront am Boden an, da vor der Front um 01 Uhr MEZ Temperaturen von -12°C bis -18°C gemessen wurden und hinter der Front etwas wärmere Luft mit -8°C bis -5°C einströmte. Vom Kern nach Südwesten reichte außerdem eine Kaltokklusion, die im weiteren Verlauf in eine reine Kaltfront überging. Hier wurden vor der Front teils sogar positive Temperaturen gemessen, ehe hinter der Front leichte Fröste Einzug hielten. Im Nordwesten Russlands und im Süden Finnlands gab es durch die Hebungsprozesse des Tiefs DANIELLA meist 2 bis 3 mm Niederschlag in fester Form, ansonsten fielen die Summen etwas geringer aus. Im Laufe der Entwicklung der Zyklone DANIELLA verlagerte sie sich zunehmend nach Nordosten, wo es im Winter klimatologisch wesentlich kälter ist als in Südwesteuropa. Ursache sind die im Nordosten Europas fehlenden wärmenden Meere. Stattdessen kühlt sich der Eurasische Kontinent im Winter durch die deutlich negative Strahlungsbilanz sehr stark aus. Damit sich die Gegensätze nicht noch weiter verstärken, sorgen Tiefdruckgebiete für den entsprechenden Ausgleich. Jedoch werden die Luftmassen auf ihrem Weg über dem kalten Kontinent zunehmend abgekühlt. Am ersten Tag war auf der warmen Seite der Zyklone DANIELLA noch Subtropikluft vorzufinden, bis zu diesem Tag wurde diese in Polarluft umgewandelt. Auf der kalten Seite war sogar Arktikluft anzutreffen. Entsprechend fielen die Höchstwerte im Nordwesten Russlands aus. An einigen Orten stieg die Temperatur nicht über -19°C, weiter südlich wurde nur leichter Frost beobachtet. Auf der russischen Halbinsel Kola sowie im angrenzenden finnischen und norwegischen Staatsgebiet gab es bis zum Abend um 19 Uhr MEZ Schneefälle, die sich auf 8 mm im norwegischen Pasvik in 12 Stunden summierten.

Bis zum Folgetag begann sich das Tief DANIELLA abzuschwächen, der Kerndruck betrug knapp 1000 hPa und der Wirbel hatte sich im Vergleich zum Vortag nur um wenige hundert Kilometer nach Nordosten verlagert. Vom Tief DANIELLA führte eine nach Süden ausgerichtete Okklusion, die nur wenig südlich vom Kern in eine Kaltfront überging. Diese wurde wenig nördlich der Halbinsel Krim rückläufig und ging in eine bis nach Dänemark reichende Warmfront über. Im Umfeld des Tiefs DANIELLA schneite es meist über längere Zeit leicht. Bei Tiefstwerten bis zu -32°C im finnischen Juuka Niemela oder der in der Umgebung auftretenden -15 bis -25°C konnte die Luft kaum Feuchtigkeit halten, ohne dass es zu Niederschlag kam. Dieser fiel dafür aber überwiegend leicht aus, da die Speicherkapazität von Feuchtigkeit bei diesen Temperaturen nur sehr gering ist. Die Okklusion verlagerte sich im Tagesverlauf leicht nach Osten. Dort wurden noch vergleichsweise milde Höchstwerte von -4°C gemessen, im Osten Finnlands und im Norden Russlands wurden hingegen Maxima von -10°C bis -25°C registriert. Die fast direkt aus Richtung Nordpol stammende Luft konnte sich durch die nur sehr flach stehende Sonne fast gar nicht erwärmen, ganz im Norden schien sie durch die Polarnacht hingegen gar nicht.

Mit 1007 hPa als minimalen Luftdruck befand sich das Tief DANIELLA am 16.01. um 01 Uhr MEZ über Karelien. Dabei besaß das Tief DANIELLA eine in einem Bogen erst nach Nordosten und später nach Süden reichende Okklusion. In der Nacht ging die Temperatur in Fennoskandien teils auf -34°C zurück, tagsüber stieg sie insbesondere in Nordskandinavien auf nur noch leichte Fröste, da nun vermehrt erwärmte maritime Luft vom Nordmeer einfloss. Im Süden Finnlands und in Nordwestrussland blieb es dagegen bitterkalt mit Höchstwerten z.T. weit unter -20°C, am kältesten war es erneut in Juuka Niemela mit maximal -28°C. Bis zu 8 mm Niederschlag fielen noch im norwegischen Hammerfest in 24 Stunden bis 19 Uhr MEZ.

Das Tiefdruckgebiet DANIELLA lag am 17.01. um 01 Uhr MEZ mit einem Kerndruck von ca. 1009 hPa über dem Süden Finnlands. Die Okklusion reichte dabei nach Norden bis zum Nordmeer. Im Norden Schwedens fielen einige Niederschläge mit bis zu 7 mm in 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ. Im Süden Finnlands waren meist nur Mengen um 1 mm zu verzeichnen, nur örtlich gab es Mengen bis zu 4 mm. Das Temperaturniveau veränderte sich im Vergleich zum Vortag nur sehr wenig. Das finnische Sodankylä meldete mit -29°C den kältesten Höchstwert des Tages. Tagsüber schneite es in Nordskandinavien meist noch leicht durch das Frontensystem des Tiefs DANIELLA. Nur örtlich schien die Sonne an den kurzen Tagen.

Schon im Tagesverlauf des 17.01. schwächte sich das Tief DANIELLA soweit ab, dass es am Folgetag nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 


Geschrieben am 23.03.2016 von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 12.01.2016

Pate: Daniella Morbitzer