Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet DARIA
(getauft
am 06.06.2012)
Am
06.06.2012 um 02 Uhr MESZ (Mitteleuropäischer Sommerzeit) zeichnete sich auf
der Analysekarte ein Tiefdruckgebiet ab, welches am gleichen Tag den Namen
DARIA erhielt. Der Tiefdruckwirbel lag am Tag seiner Namenstaufe mit einem
Kerndruck von ca. 1005 hPa etwa 800 km nördlich der Azoren und besaß bereits
ein komplexes Frontensystem, welches sich über den mittleren Nordatlantik
erstreckte. Das Tiefdruckgebiet brachte starke Winde mit sich. Am Vortag, dem
05.06. um 08 Uhr meldete die Wetterstation in Lajes auf den Azoren Windstille,
am 06.06. wurde zur selben Uhrzeit die Windgeschwindigkeit von 43 km/h
gemessen, welche der Stärke 6 der Beaufort-Skala entspricht. Im Tagesverlauf
zog das Tiefdruckgebiet DARIA weiter nach Nordosten und lag am Morgen des
07.06. mit seinem Zentrum ca. 300 km südlich der Südspitze Irlands. Der Druck
im Kern sank bis auf 990 hPa ab und die Zyklone verfügte über eine rücklaufende
Okklusion. Als Okklusion bezeichnet man eine Front, die sowohl die Eigenschaften
einer Kalt-, als auch die einer Warmfront besitzt. Die Okklusion verlief
bogenförmig ca. 100 km westlich von Irland und war mit dem Tiefdruckgebiet
CHRISTIANE gekoppelt, das zu der Zeit mit seinem Kern nahe der Hebriden lag.
Vom Zentrum des Tiefs DARIA erstreckten sich zudem eine relativ kurze
Warmfront, die nur knapp 200 km nach Südosten reichte, und eine lange
Kaltfront, die sich bogenförmig über den südlichen Nordatlantik zog. Das
Tiefdrucksystem DARIA-CHRISTIANE lenkte feuchte maritim erwärmte Subpolarluft
vom Atlantik nach Europa. Zum 08.06. hatte die Zyklone DARIA das
Tiefdruckgebiet CHRISTIANE übernommen und verlagerte sich unter einer Verstärkung
um ca. 5 hPa als großes Tiefdrucksystem über die Britischen Inseln. Die
Okklusion verwirbelte sich über den Britischen Inseln und reichte über die
Nordsee bis in die Nähe von Hamburg. Hier befand sich auch der Okklusionspunkt,
die Stelle, an der die Kalt- die Warmfront einholt. Die mehr als 1500 km lange,
vom Okklusionspunkt ausgehende Kaltfront überquerte bogenförmig ganz
Mitteleuropa und endete einige Kilometer nordöstlich der französischen Stadt
Marseille. Die Warmfront verlief dagegen fast geradlinig Richtung Südosten über
Osteuropa, bis an das Schwarze Meer. Im Einflussbereich der Fronten war das
Tiefdrucksystem DARIA sehr wetteraktiv. So registrierte die meteorologische
Station in Dublin, die sich an diesem Tag unter der Einfluss der Okklusion
befand, eine ergiebige Niederschlagsmenge von 21 l/m² innerhalb von 24 Stunden
und an der irischen Flughafenstation in Shannon wurden sogar 40 l/m²
registriert, was ungefähr 2/3 der mittleren Monatsniederschlagsmenge des Monats
Juni für diese Station entspricht. Noch heftiger waren die Niederschläge in
anderen Teilen der Britischen Inseln, am Capel Curig fielen 67 l/m² und in
Trawscoed wurden sogar 80 l/m² gemeldet. An diesem Tag erreichte die Zyklone
DARIA ihre maximale Aktivität, die Station in London registrierte um 08 MESZ
eine mittlere Windgeschwindigkeit von 39 km/h, welche der Stärke 6 der
Beaufort-Skala entspricht. Die stärkste Bö des Tages betrug 85,2 km/h und ist
als Sturm einzustufen. Am darauffolgenden Tag, dem 09.06., schwächte sich das
Tiefdruckgebiet DARIA durch seine intensive Wetteraktivität ab und verlagerte sich
mit einer geringeren Geschwindigkeit weiter nach Osten. Der Kern des Tiefdruckgebietes lag über die Nordsee und befand sich nur ca.
200 km östlich der englischen Stadt Edinburgh. Der Kerndruck betrug, wie
am Tag zuvor, 985 hPa. Die Okklusion verlief spiralförmig über der Nordsee,
quer über Britische Inseln und endete mehr als 1000 km nordwestlich davon. Bis
zum nächsten Tag, den 10.06. verlagerte sich der Wirbel noch mehr nach Osten,
um 02 Uhr MESZ erreichte er mit seinem Zentrum die Halbinsel Jütland. Der Druck
im Kern stieg an und betrug schon 1005 hPa. Eine kurze Höhenokklusion verlief
wellenförmig ca. 200 km nach Nordosten und befand sich weniger als 100 km
südöstlich von Oslo. Im Laufe des Tages überquerte sie die norwegische
Hauptstadt und sorgte für eine Niederschlagsmenge von 24 l/m² innerhalb von 24
Stunden, die durch den Stau am Skandinavischen Gebirge verstärkt wurde. Am Tag,
nach dem Durchzug der Front, beruhigte sich der Wettercharakter, um 08 Uhr MESZ
meldete Oslo Windstille und es blieb trocken. Dabei gab es über Norddeutschland
Niederschläge in Form von Schauer, diesmal aber aufgrund einer ebenfalls zur
Zyklone DARIA gehörenden Kaltfront, die über Schleswig-Holstein hinweg zog.
Dort fielen verbreitet bis zu 5 l/m² Regen. Am 11.06. war die Zyklone DARIA
vollständig okkludiert, ihr Kern lag mit einem Druck von ca. 1005 hPa weniger
als 100 km westlich von Oslo, die Okklusion verlief wellenförmig über
Nordskandinavien, sowie der Ostsee und ging in ein anderes Tiefdrucksystem
über. Schon bis zum 12.05. verlagerte sich der Kern um ca. 700 km nordöstlich
und befand sich um 02 MESZ nahe der schwedischen Stadt Umeå. Die Okklusion hatte
sich aufgelöst, das Tief wies aber eine Kaltfront auf, die sowohl in der Höhe
von 5,5 km, als auch am Boden ausgebildet war. Sie verlief bogenförmig nach
Südwesten, überquerte die Nordhälfte Skandinaviens, Oslo und reichte bis zur
Nordspitze Schottlands. In Schweden und Norwegen konnten innerhalb von 24
Stunden bis zum Folgetag, 08 Uhr MESZ, wie z.B. in Oslo bis zu 7 l/m² Regen
registriert werden. Bereits am darauffolgenden Tag konnte der Wirbel DARIA
nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden. Lediglich paar Frontenreste
über Osteuropa erinnerten an diesem Tag noch an das ehemalige lebhafte
Tiefdruckgebiet DARIA.
Geschrieben am 11.07.2012 von Anastasia Karb
Berliner Wetterkarte vom: 08.06.2012
Pate: Daria Hessler (www.transsonic.com)