Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
DENIS
(getauft
am 07.03.2015)
Am 07.03.2015 bildete sich in einer
kräftigen Höhenströmung im 500-hPa-Niveau, was einer Höhe von ungefähr 5,5 km
entspricht, eine wellenförmige Deformation über dem Nordwestatlantik aus, welche
als ein neues Tiefdruckgebiet in der Prognose für den Folgetag auf den Namen
DENIS getauft wurde. Der Höhenströmung folgend verlagerte sich der Wirbel DENIS
weiter nach Nordosten und lag am 08.03. um 01 Uhr MEZ mit einem noch schwachen
Kerndruck von rund 1010 hPa über dem zentralen Atlantik. Vom Zentrum der
Zyklone erstreckte sich eine Kaltfront nach Südwesten in Richtung der
Vereinigten Staaten. Eine Warmfront verlief über den Atlantik nach Osten und
ging dort in eine Kaltfront über, welche das Tief mit dem Tiefdrucksystem CARLO
mit Zentren über Grönland und dem Europäischen Nordmeer verband.
Im weiteren Verlauf verlagerte das sich nun
zu einem Orkanwirbel verstärkende Tief DENIS Richtung Skandinavien und befand
sich am 09.03. bereits westlich von Irland über dem Nordatlantik. Der Kerndruck
der kräftigen Zyklone betrug unter 985 hPa. Vom Zentrum des Tiefs DENIS
erstreckte sich eine Höhenokklusion bogenförmig bis zum Okklusionspunkt
südwestlich des Kerns, wo sich diese in eine Kalt- und Warmfront aufspaltete.
Als Okklusion werden jene Fronten beschrieben, welche die Eigenschaften von
Warm- und Kaltfront in sich vereinen. Die Kaltfront führte bogenförmig nach
Südwesten über den Atlantik, die Warmfront verlief über Westfrankreich und ging
nahe der Stadt Nantes in die Kaltfront des Tiefs CARLO über. Mit einem
Kerndruck von annähernd 970 hPa erreichte das Orkantief DENIS am Abend den
Höhepunkt seiner Entwicklung, schwächte sich aber bis zum Nachttermin um 01 Uhr
MEZ wieder auf 980 hPa ab. In der Nacht traten dabei im nördlichen Schottland
verbreitet Orkanböen auf. So meldete die Station Skye/Lusa
133 km/h, die 564 m hoch gelegene Station Glen Ogle
154 km/h und Stornoway 130 km/h als Spitzenböe des Tages. Alle
Windgeschwindigkeiten entsprechen der Stärke 12 auf der Beaufortskala. Frontal
fielen in Schottland sowie Irland Niederschlagssummen von bis zu 16 l/m² in 24
Stunden bis 19 Uhr MEZ, wie in Tulloch Bridge oder
Roches Point.
Am 10.03. wurde das Tief DENIS mit seinem
Kern bereits knapp nordöstlich von Schottland analysiert. Die Wolkenspirale der
okkludierten Front war deutlich auf dem Satellitenbild zu erkennen. Vom Zentrum
der Zyklone verlief die Okklusionsfront bis über die Südspitze Norwegens und nahm
über der Nordsee den Charakter einer sich nach Südwesten erstreckenden
Kaltfront an, welche um 01 Uhr MEZ über Belgien, Frankreich und weiter wellenförmig
deformiert über den Atlantik verlief. Im Tagesverlauf überquerte die Kaltfront
Deutschland und sorgte für dichte, teils hochnebelartige Bewölkung sowie leichten
bis gebietsweise auch mäßigen Regen oder Sprühregen. In den Gipfellagen der
östlichen Mittelgebirge fiel der Niederschlag zeitweise auch als Schnee. Im äußersten
Süden Sachsens sowie im Osten und Süden Bayerns schien die Sonne 8 bis 10
Stunden. In Dresden/Klotzsche wurden 8 Stunden, in Straubing 9 und in Chieming
10 Sonnenstunden registriert. In den sonnenscheinreichsten Regionen Deutschlands
wurde es auch am mildesten. So meldete Regensburg eine Maximaltemperatur von
16°C, Freiburg und Kubschütz bei Bautzen eine
Höchsttemperatur von 15,4°C. In Dresden stieg die Temperatur auf 13°C. Vom
östlichen Vorpommern, von der Uckermark über die Altmark, Südniedersachsen und
Hessen bis zum Saarland blieb es meist stark bewölkt. Erst hinter der Kaltfront
lockerte die Bewölkung auf. So wurden auch von der Ostseeküste in
Schleswig-Holstein bis zum Münsterland 5 bis 10 Sonnenstunden gemeldet. An der
Station List auf Sylt, in St. Peter-Ording oder auf Helgoland an der Nordsee
wurden 10 Sonnenstunden registriert. In den Mittelgebirgen fiel dabei der
meiste Niederschlag. Bis 07 Uhr des Folgetages wurden auf dem Fichtelberg im
Erzgebirge 8,3 l/m² gemessen, in Lam-Lambach im
Bayerischen Wald fielen 7 l/m². Nachts setzten sich von Nordwesten
Auflockerungen durch, vielerorts war es auch klar. Infolge der nächtlichen
Ausstrahlung sank auf dem Fichtelberg die Temperatur auf -5°C. Auch in etwas tieferen
Lagen herrschte stellenweise leichter Frost, wie an der 314 m hoch gelegenen
Station Dillenburg in Hessen. Von der Oder bis zum Ems und zum Rhein gab es
örtlich leichten Bodenfrost. In höheren Lagen und an der Nordsee brachte die
Kaltfront des Tiefs DENIS einzelne stürmische Böen, wie auf dem Brocken im Harz
mit 68 km/h, in List auf Sylt wurden 59 km/h registriert.
Der Höhenströmung folgend verlagerte sich
das Tiefdruckgebiet DENIS bis zum Folgetag mit seinem Kern bis über Finnland
und Nordwestrussland. Vom Zentrum erstreckte sich die Warmfront des Tiefs nach
Südosten quer über Russland bis zum Kaspischen Meer. Die der Warmfront weiter
westlich folgende Kaltfront verlief über das Baltikum,
Polen, Süddeutschland und Frankreich und ging dort in die Warmfront des über
Südgrönland liegenden Tiefs ERICH über. Im Einflussbereich des Tiefs DENIS kam
es in Nordwestrussland nur zu geringen Niederschlagssummen. Innerhalb von 12
Stunden fielen bis 07 Uhr MEZ in Kalevala 0,3 l/m², die Station Segeza meldete 2 l/m².
Zum 12.03. schwächte sich die Zyklone unter
Verlagerung nach Nordosten weiter ab. Das Zentrum des Tiefs befand sich in den
frühen Morgenstunden östlich des Urals. Eine Okklusion erstreckte sich ab der
Länge von Archangelsk bis zum Kern über dem Uralgebirge und verlief weiter als
Kaltfront, um dann westlich von Moskau in eine Warmfront überzugehen. Das
komplette Frontensystem konnte dabei nur noch in der Höhe und nicht mehr im
Bodenniveau analysiert werden.
Im weiteren Verlauf verlagerte sich das
Tief DENIS mitsamt den Fronten weiter Richtung Ostrussland bis außerhalb des
Analysebereichs der Berliner Wetterkarte, womit der 12.03. der letzte Tag war,
an dem das Tief DENIS namentlich vermerkt werden konnte.
Geschrieben
am 07.04.2015 von Natja Bublitz
Berliner
Wetterkarte: 10.03.2015
Pate:
Denis Trax