Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet DENIS

(getauft am 27.08.2019)

 

Im Grenzbereich zwischen sehr warmer Subtropikluft über Mitteleuropa und subpolarer Kaltluft im Norden entstand über dem Nordatlantik die frontale Welle DENIS, die anhand der der Prognosekarte vom 27.08.2019 für 12 Uhr UTC des Folgetages getauft wurde. Zum 28.08. war das Zentrum des sich verstärkenden Wirbels vom Nordostatlantik über Irland hinweg nach Norden gezogen und lag gegen 00 Uhr UTC mit einem auf unter 1010 hPa gefallenen über dem Seegebiet zwischen Nordirland und Schottland. In nordöstlicher Richtung reichte vom Kern eine Warmfront über die Färöer bis nach Tromsø, wo sie sich mit dem Frontensystem eines unbenannten Tiefs mit Zentrum bei Spitzbergen verband. Des Weiteren erstreckte sich vom Kern eine Kaltfront in südwestlicher Richtung über den Atlantik, die im weiteren Verlauf in die Warmfront eines ebenfalls unbenannten Tiefs nordöstlich der Azoren überging. Hebungsprozesse im Kernbereich des Wirbels und entlang seiner Frontenausläufer hatten die Ausbildung ausgedehnter Niederschlagsfelder zur Folge. Diese waren bereits im Laufe des 27.08. auf Irland getroffen und verlagerten sich während des 28.08. in leicht abgeschwächter Form über die Britischen Inseln hinweg nach Nordosten Richtung Norwegen. Innerhalb von 24 Stunden waren dabei zunächst in Irland durch anhaltenden Regen oder Sprühregen am Observatorium von Valentia 13,5 mm, in Claremorris 18,0 mm und am Flughafen von Knock 19,0 mm gefallen. Die Niederschlagsintensitäten waren dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt: Während es in Dublin mit 0,1 mm in 24 Stunden vergleichsweise trocken blieb und in Belfast nur vereinzelte Tropfen registriert wurden, waren im nordirischen Castlederg 11,0 mm und im schottischen Stornoway 20,8 mm gefallen. Auf der ebenfalls zu Schottland gehörenden Insel South Uist wurden gar bis zu 38,2 mm gemessen. Der 28.08. selbst gestaltete sich ebenfalls über weiten Teilen Irlands und Großbritanniens regnerisch. Wenn auch allgemein weniger intensiv ausgeprägt, führte der anhaltende Regen binnen 24 Stunden in Claremorris 9,0 mm, im schottischen Aultbea 10,4 mm und im südenglischen Camborne 16,0 mm Niederschlag mit sich. Die zuvor über Großbritannien vorherrschenden subtropischen Luftmassen wurden durch die hinter dem Wirbel einfließende subpolare Luft verdrängt. Waren am 27.08. in England vielerorts Temperaturen zwischen 29°C und 32°C gemessen worden, in London Heathrow stieg das Quecksilber auf bis zu 33,4°C, überschritten die Tageshöchstwerte am 28.08. nur noch lokal, zumeist in den Ballungszentren, die 25°C-Marke.

Zum 29.08. hatte sich das Zentrum des Tiefs DENIS über Schottland und die Färöer-Inseln hinweg in Richtung des Europäischen Nordmeeres verlagert und befand sich gegen 00 Uhr UTC mit einem auf unter 1000 hPa gefallenen Druck auf halber Strecke zwischen Island und Norwegen. Seine Warmfront zog sich in einem weiten Bogen vom Zentrum über Murmansk und das Weiße Meer nach Südosten und endete unweit von Jaroslawl über Russland. Die ihr folgende Kaltfront erstreckte sich hingegen über die Nordsee und den Ärmelkanal nach Südwesten, überquerte die Bretagne und verband sich anschließend über der Biskaya mit der Warmfront eines unbenannten Tiefs, welches in den vergangenen 24 Stunden von den Azoren nach Westspanien gezogenen war. Das zugehörige Niederschlagsband des Tiefs DENIS war aus Großbritannien abgezogen und bereits in den Abendstunden sowie in der Nacht auf die Küsten Süd- und Mittelnorwegens getroffen. Beim Aufgleiten auf die dortigen Gebirgsketten wurden die feuchten Luftmassen in kühlere Luftschichten gehoben. In Kombination mit Staueffekten führte dies zu einer deutlichen Intensivierung der Niederschläge. So waren innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des 29.08. bei Bergen bereits 34,6 mm, in der Kommune Modalen 44,5 mm und in Fossmark bis zu 54,4 mm gefallen. Im weiteren Tagesverlauf verlagerten sich die Niederschläge entlang der Küstenlinie nach Norden und brachten dabei innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des folgenden Tages in Trondheim 20,1 mm, in Majavatn 26,7 mm und bei Bergen nochmals bis zu 31,5 mm. Auch über Deutschland führte die nach Osten voranschreitende Kaltfront im Zusammenspiel mit dem kleinräumigen Gewittertief CARLO, welches sich, aus Westen kommend und sich allmählich auflösend, über Norddeutschland nach Südschweden verlagerte, zu teils kräftigen Schauern und Gewittern. So waren 24-stündig in Hannover und Braunschweig je 11,6 mm, an der Station Schauenburg-Elgershausen 18,4 mm und in Offenbach 28,4 mm gemessen worden. Hinter der Kaltfront floss kühle Meeresluft in den Nordwesten des Landes ein und verdrängten dort wie zuvor über Großbritannien die schwül-heißen Luftmassen. Lagen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, die Tageshöchstwerte am Vortag landesweit zwischen 30 und 35°C, wurden nunmehr in Hannover nur noch 25,8°C, in Schwerin 25,0°C und am Hamburger Flughafen noch 24,7°C gemessen. In der Mitte und im Süden Deutschlands setzte sich dagegen in einem Streifen vom Oberrhein bis nach Brandenburg die Hitze mit Temperaturen um oder über 30°C vielerorts fort. Beispielsweise wurde im Berliner Raum mit bis zu 31,1°C am ehemaligen Flughafen Tempelhof der fünfte Hitzetag, also ein Tag über 30°C, in Folge verzeichnet. Für Großbritannien wurde hingegen ein neuer, sich von Grönland nach Osten verlagernder, unbenannter Tiefdruckwirbel wetterbestimmend, dessen Ausläufer erneut Niederschläge vor allem nach Schottland und Irland führten.

Das Zentrum des Tiefs DENIS war weiter nach Norden gezogen und lag um 00 Uhr UTC des 30.08. mit einem nur geringfügig veränderten Kerndruck im Seegebiet zwischen Jan Mayen und Spitzbergen. Teile seiner Warmfront waren von der ihr nacheilenden Kaltfront eingeholt worden. Die daraus resultierende Okklusionsfront reichte westlich des Kerns ausgehend bis zu ihrem Okklusionspunkt, der Stelle an der Warm- und Kaltfront ineinander übergehen, nördlich des Kerns. Vom Okklusionspunkt zog sich die Warmfront über die Kola-Halbinsel und Jaroslawl nach Süden ehe sie sich östlich von Moskau mit dem Frontensystem eines Tiefs über Westkasachstan verband. Die der Warmfront nacheilende Kaltfront erstreckte sich in südlicher Richtung über Bodø (Norwegen) und Sundsvall (Schweden) bis nach Kaliningrad und reichte anschließend, über dem Harz vorübergehend Warmfrontcharakter annehmend, über Berlin, Luxemburg und Bordeaux bis nach Santander im Norden Spaniens. Sein Niederschlagsfeld erstreckte sich vom Zentrum in einem markanten Band über Nordskandinavien bis ins Baltikum. Sie schritt rasch nach Norden voran, verlor jedoch dabei zunehmend an Intensität. Binnen 24 Stunden waren im schwedischen Ylinenjärvi 11,9 mm, im finnischen Pello 16,0 mm und im estnischen Tilrikoja bis zu 19,4 mm gefallen. Mit Abstand am intensivsten fielen die Niederschläge auch weiterhin über Norwegen aus: Hier wurden im selben Zeitraum in Sauda 45,8 mm, in der Kommune Modalen 58,8 mm und in Takle 62,0 mm registriert. Von der Station Kvamskogen-Jonshøgdi wurden bis 80,6 mm gemeldet, die sich mit den Niederschlägen des Vortages auf 116,1 mm summierten. An der Nordflanke des sich allmählich abschwächenden Tiefs DENIS trafen die Niederschläge entlang der sich weiterentwickelnden Okklusionsfront auch auf Spitzbergen. Einsetzender, teils schauerartig verstärkter Regen brachte am Flughafen des Hauptortes Longyearbyen 9,0 mm und am Hornsund 29,1 mm mit sich. Deutschland blieb weiterhin zweigeteilt. Während entlang der Küsten und im Nordwesten des Landes die Temperaturen zumeist zwischen 22°C und 25°C lagen stieg das Quecksilber in den übrigen, durch hohen Luftdruck geprägten Landesteilen auf 28°C bis 30°C und teils darüber. Der Schwerpunkt lag dabei abermals in Baden-Württemberg und Brandenburg. Im Berliner Stadtgebiet wurde mit einem Tageshöchstwert von 29,9°C, gemessen sowohl an der Station in Tempelhof als auch in Dahlem, ein weiterer, offizieller Hitzetag knapp verfehlt. Am Stadtrand wurde dagegen die für einen Hitzetag ausschlaggebende 30°C-Marke abermals, wenn auch nur knapp, überschritten. So wurde am Flughafen Schönefeld eine Höchsttemperatur von 30,4°C und in Potsdam ein Maximum von 30,2°C erreicht. Die Abkühlung, die der Tiefdruckwirbel DENIS Teilen Deutschlands brachte, war jedoch nicht von Dauer. Bereits am nächsten Tag gelangte die zuvor eingeflossene Meeresluft unter Hochdruckeinfluss der sich von Frankreich nach Polen ausweitenden Antizyklone DORIS, wodurch sie sich rasch erwärmte: Waren am 30.08. in Hannover noch maximal 26°C gemessen worden stieg die Temperatur am 31.08. wieder auf bis zu 32°C. Im Berliner Raum wurden bis zu 34°C gemessen.

Am 31.08. selbst befand sich das Zentrum des sich in voranschreitender Auflösung befindlichen Wirbels DENIS um 00 Uhr UTC mit einem Druck von weiterhin knapp 1000 hPa über Jan Mayen. Eine Okklusionsfront zog sich vom Zentrum bis zu ihrem Okklusionspunkt unweit von Spitzbergen. Vom Okklusionspunkt reichte eine Warmfront über das nördliche Spitzbergen hinweg bis nach Nowaja Semlja und eine zugehörige, nur noch undeutlich ausgeprägte und kaum noch wetteraktive Kaltfront über Südspitzbergen, Murmansk und St. Petersburg bis nach Vilnius, Litauen. Der Tiefdruckwirbel schwächte sich in den folgenden Stunden zunehmend ab. Seine Reste wurden alsbald in die Zirkulation des von Irland zum Nordmeer ziehenden Tiefs EGBERT aufgenommen, wodurch Tief DENIS nachfolgend nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte als eigenständiger Wirbel analysiert und somit auch nicht mehr auf jener namentlich verzeichnet werden konnte. Letzte ihm direkt zuzuordnende Niederschläge konzentrierten sich auf Spitzbergen und die Ostküste Grönlands. Diese führten am Flughafen Svalbard 7,3 mm, in Ny-Ålesund 9,9 mm und am grönländischen Prins Christian Sund, noch bis zu 12,3mm mit sich. Auf Jan Mayen selbst blieb es dagegen trocken.