Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet DIDI

(getauft am 29.10.2013)

 

Am 29. Oktober 2013 bildete sich vor der Südspitze Grönlands ein Tiefdruckgebiet, das auf den Namen DIDI getauft wurde. Es entstand als Wellentief an der Nordseite des von Nordamerika über den Nordatlantik nach Europa reichenden Starkwindbandes, dem sogenannten Jetstream. Zum Zeitpunkt der Taufe hatte der Wirbel DIDI einen Kerndruck von etwas unter 980 hPa. Vom Zentrum der Zyklone ging eine bogenförmige Front aus, die zunächst in südöstlicher Richtung als Okklusionsfront verlief. Dabei handelt es sich um eine Luftmassengrenze mit Warm- und Kaltfronteigenschaften. Nach einigen Hundert Kilometern ging die Okklusionsfront in eine Kaltfront über, die in südwestlicher Richtung weiter über den westlichen Nordatlantik zu verfolgen war und nördlich der Bermuda-Inseln in eine Warmfront überging. Diese zog sich bis an die Ostküste der USA über Region um Washington D.C. Am Rande des Jetstreams verlagerte sich das Tiefdruckgebiet DIDI bis zum Morgen des Folgetages wenig weiter nach Osten. Gleichzeitig verstärkte es sich auf einen Kerndruck von unter 970 hPa. Vom Zentrum des Wirbels DIDI verlief eine Okklusionsfront nach Osten bis etwa 500 km südwestlich von Island, um dort in eine Kaltfront überzugehen, die weiter nach Süden reichte. Diese knickte etwa 1000 km nordwestlich der Iberischen Halbinsel nach Westen ab und hatte nordwestlich der Azoren Anschluss zu einer Warmfront, die sich weiter nach Südwesten bis östlich der Bermuda-Inseln zog. Die Fronten des Tiefs DIDI verlagerten sich im Tagesverlauf weiter nach Osten und beeinflussten nun auch einige Inseln und das Festland im Westen und Nordwesten Europas.

Bis zum Morgen des 31. Oktober kamen so an der Wetterstation Thorshavn auf den Faröer-Inseln 24-stündig 12 l/m² Regen zusammen. Im schottischen Glasgow fielen im gleichen Zeitraum 14 l/m² und in der bretonischen Küstenstadt Brest im äußersten Westen Frankreichs waren es 9 l/m². Mittlerweile hatte sich das Tief DIDI dem Südwesten Islands bis auf etwa 700 km genähert, wobei der Kerndruck weiterhin bei knapp 970 hPa lag. An der Ostküste Islands hatte sich ein zweiter, zum Tiefdruckgebiet DIDI gehörender Kern mit einem Luftdruck von etwas unter 980 hPa gebildet. Von diesem ging die erwähnte Okklusionsfront aus, welche in südöstlicher Richtung über das Europäische Nordmeer reichte, über der Nordsee eine südwestliche Richtung einnahm und weiter über den Osten Englands verlief. Über dem westlichen Ärmelkanal ging die Okklusionsfront in eine Kaltfront über, die über die Biskaya bis zu den Azoren reichte. Dort war sie mit einer Warmfront verbunden, die zum nachfolgenden Tief EROL nordwestlich der Azoren gehörte. Im Tagesverlauf des 31. Oktober kam es durch den großen Luftdruckunterschied zwischen den Tiefdruckzentren bei Island und der Umgebung besonders auf der Südseite des Tiefdrucksystems DIDI zu starkem Wind. In Thorshavn wurden tagsüber Sturmböen bis zu 41 Knoten registriert, was der Windstärke 9 oder etwa 75 km/h entspricht. Auf Helgoland gab es nachmittags Böen von rund 35 Knoten, was der Stärke 8 oder 65 km/h entspricht.

Am nächsten Tag lag das Tiefdruckzentrum des Wirbels DIDI mit einem Kerndruck von knapp 980 hPa zwischen Island und den Britischen Inseln. Von dort ausgehend, zog sich in nordöstlicher bis östlicher Richtung eine Okklusionsfront, die sich bis zur Nordspitze der Ostsee am Bottnischen Meerbusen erstreckte, wo sich ein unbenanntes Tiefdruckzentrum befand. Dies war verbunden mit der Position eines Okklusionspunktes. Das heißt, dass dort eine Warmfront und eine Kaltfront zusammentrafen und wie in einem Reißverschluss zusammenliefen. In diesem Fall sind die letztgenannten Fronten aber eher dem unbenannten Tief als dem Wirbel DIDI direkt zuzuordnen. Die Niederschlagssumme von 25 l/m² bis zum Morgen des 1. November in der norwegischen Hafenstadt Bergen sind allerdings recht eindeutig auf den Durchgang der zum Tiefdruckgebiet DIDI gehörenden Okklusionsfront zurückzuführen. Verstärkt wurde die Niederschlagsintensität an der norwegischen Westküste durch die orographische Hebung, also das erzwungene Aufsteigen der feuchten Luft durch die südwestliche bis westliche Anströmung an das Gebirge und das damit verbundene Abregnen.

So dürfte sich auch die bis zum Morgen des 2. November gemessene Niederschlagssumme von 23 l/m² in Bergen im Wesentlichen dem restlichen Niederschlag beim erwähnten Durchgang der Okklusionsfront zuordnen lassen. Nun befand sich das Tief DIDI mit seinem Kern, in dem ein Luftdruck von knapp 985 hPa gemessen wurde, zwischen Island und Norwegen etwa am Polarkreis. Vom Tiefdruckzentrum zog sich eine Okklusionsfront nach Osten bis über den finnischen Teil von Lappland. Dort ging sie in eine Okklusionsfront über, die zu einem unbenannten Tief über dem Weißen Meer bei Archangelsk im Nordwesten Russlands gehörte. Im nördlichen Skandinavien sowie im nördlichen Finnland und den angrenzenden Regionen in Russland kam es gebietsweise zu leichtem bis mäßigem Schneefall.

Am 3. November war das Tiefdruckgebiet DIDI zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen. Es lag etwas nördlich des Polarkreises vor der norwegischen Küste und gehörte in den folgenden Tagen zu einer Tiefdruckrinne, die sich westlich von Skandinavien bis nördlich von Spitzbergen zog. Jedoch schwächte sich der Wirbel deutlich ab und konnte daher nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben von Heiko Wiese

Berliner Wetterkarte: 01.11.2013

Pate: Didi Kullen