Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  DIETER

(getauft am 06.01.2007)

 

Entstanden über dem östlichen nordamerikanischen Kontinent war Tief DIETER am 07.01.07 über dem St. Lorenz-Golf vor Neufundland zum ersten Mal im Ausschnitt der Berliner Wetterkarte zu sehen. Bereits zu diesem Zeitpunkt besaß er dort einen  Kerndruck von nur 991 hPa.

Dank einer starken westlichen Höhenströmung gelang es DIETER unter Vertiefung seines Drucks in nur 48 Stunden bis vor die Britischen Inseln. Dort wurde am 09.01.07 ein Kerndruck von 965 hPa gemessen, was über Großbritannien und Irland Winde in Sturmstärke zur Folge hatte, 30-40 Knoten (entsprechend 50-70 km/h) betrug die mittlere Windgeschwindigkeit. Tief DIETER führte zu diesem Zeitpunkt insgesamt vier Frontensysteme mit sich, neben der typischen Warm- und Kaltfront noch zwei bereits okkludierte Fronten. Während die beiden östlichen wetterwirksamen Arme bereits über Mitteleuropa lagen, hingen die westlichen noch über dem Atlantik jenseits der Azoren.

In der südwestlichen Strömung hinter der Warmfront wurde in der Folge sehr warme und feuchte subtropische Meeresluft nach Europa befördert, am 10.01.07 stiegen die Tagestiefsttemperaturen (gemessen im Zeitraum 18 bis 6 Uhr) in der Nordhälfte Deutschlands auf 9-12 °C, die Tageshöchsttemperaturen (6-18 Uhr) im Südwesten erreichten 15°C.

Dies ist außergewöhnlich, gab es doch in der 99-jährigen Messreihe von Berlin-Dahlem im Januar nie ein Tagesminimum über 10 °C, am 10.01.07 wurde jedoch ein Tiefstwert von 11,7 °C ermittelt. Das bisher höchste Minimum im Januar gab es am 5.1.1999 mit 9,8°C.

Die höchsten Minima traten in Nordrhein- Westfalen und in Niedersachsen auf, wo z.B. an den Stationen Hannover-Messe 12,9°C und Köln-City 12,8°C gemessen wurde. In Süddeutschland klarte es verbreitet auf, und die Tiefstwerte sanken zum Teil unter 5°C, für Januar natürlich auch dort außerordentlich milde Werte.

In den folgenden 24 Stunden zog Tief DIETER noch ungeschwächt über das skandinavische Gebirge hinweg bis zur Nordspitze der Ostsee und vertrieb so den Frost bis östlich der Wolga. In Moskau stieg die Temperatur bis 8°C, in Königsberg sogar bis 13°C und erst jenseits des Flusses Ob in Sibirien wurden Temperaturen unter -10°C erreicht.

Am 11.01.07 hatte Tief DIETER den Nordpolarkreis überquert und lag nun über der Barentssee (Kerndruck 970 hPa). Dort erreichte er eine quasi-statische Lage und begann sich in den Folgetagen langsam aufzufüllen. Seine Wetteraktivität blieb zwar an der Küste der Barent- und Karasee durch mäßigen Schneefall noch bis zum 14.01.07 bestehen, doch verlor DIETER seine Bedeutung für Zentraleuropa und wurde ab dem 13.01.07 nicht mehr namentlich auf der Berliner Wetterkarte erwähnt.


Geschrieben am 05.03.2007 von Paul Becherer

Wetterkarte: 09.01.2007

Pate: Dieter Philippi