Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
DIETMAR
(getauft am
23.12.2019)
In der letzten Dezemberdekade war das
europäische Festland von diversen Tiefdruckgebieten beeinflusst. Dem folgend, bildete
sich zum 23.12.2019 ein Randtief, welches südwestlich des, über dem zentralen
Nordatlantik liegenden, Tiefdruckgebiets CEDRIC zu verorten war. Zum Folgetag,
dem 24. Dezember, entwickelte sich das Randtief zu einer eigenständigen
Zyklone, welche seinen Kerndruck um 10 hPa auf unter 1010 hPa verstärkte. Durch
die Entwicklung zu einem Eigenständigen Druckkomplex, wurde das Tiefdruckgebiet
an diesem Tag auf den Namen DIETMAR getauft.
Am 24. Dezember um 00 Uhr UTC, was 00
Uhr UTC entspricht, lag das Tiefdruckgebiet mit einem Kerndruck von unter 1010
hPa über dem zentralen Nordatlantik. Die Kaltfront, eine Luftmassengrenze, bei
der sich kalte Luft keilförmig unter wärmere Luftmassen schiebt, verlief zu
diesem Zeitpunkt in südwestliche Richtung quer über den Nordatlantik. Die
Warmfront verlief in nordwestliche Richtung und ging vor der Westküste
Portugals in die Kaltfront des vorlaufenden Tiefdruckkomplexes CEDRIC über. Da
das Tief vergleichsweise schwach ausgeprägt und nicht über dem europäischen
Festland zu verorten war, gingen keine signifikanten Wetterereignisse mit dem
Tiefdruckgebiet einher.
Zum 25. Dezember verlagerte sich das
Tief DIETMAR nordostwärts und intensivierte sich. Sein Kerndruck lag zum
Tagesanbruch mit unter 995 hPa. Es bildete sich außerdem eine Tiefdruckrinne
mit den beiden nacheilenden unbenannten Zyklonen. Eine Tiefdruckrinne wird in
der Meteorologie als eine lang gestreckte Zone tiefen Luftdrucks bezeichnet,
welche zwei oder mehrere Tiefdruckkerne miteinander verbindet. Die Warmfront verlief
nun in östliche Richtung bis über Frankreich, wo sie, über das Hoch VANESSA
verlaufend, erneut in die Kaltfront des Tiefdruckgebiets CEDRIC überging. Die
nachfolgende Kaltfront verlief verhältnismäßig kurz Richtung Süden, wo sie in
die Warmfront des ca. 1000 km weiter südlich liegenden unbenannten
Tiefdruckgebiets überging.
Der folgende Tag, der 26. Dezember,
war der erste Tag an dem das Tief DIETMAR Einfluss auf das Wetter in Europa
nahm, die vorhergegangenen Niederschläge waren der Zyklone CEDRIC zuzuordnen.
Um 00 Uhr UTC lag das Tiefdruckgebiet DIETMAR mit einem Kerndruck von minimal
988 nördlich seiner Vortagslage. Es hatte sich zu diesem Tag eine
Okklusionsfront gebildet. Eine Okklusionsfront beschreibt das Aufgleiten von
warmen Luftmassen über eine Kalte. Diese Mischfront entsteht durch das Einholen
der Warmfront durch die Kaltfront. Der Punkt an dem sich die Okklusionsfront in
die beiden einzelnen Fronten aufspalten, wird als Okklusionspunkt bezeichnet.
Dieser lag zu dieser Zeit westlich von Irland. Die Warmfront verlief
südwestlich vom Okklusionspunkt bis östlich von Bordeaux. Die nachfolgende
Kaltfront, welche sich allmählich unter die Warmfront geschoben hat, verlief
leicht südlich der Warmfront bis über die Biskaya, wo sie anschließend abknickend
bis vor Lissabon reicht. Zusätzlich zu den Wolken, welche im sonst meist von
Hochdruckeinfluss bestimmten Europa durch Tief DIETMAR auftraten, kam es zu
einigen Niederschlägen. Es wurden 12-stündige Niederschlagsmengen bis 07 Uhr
MEZ von mehr als 20 l/m² registriert. Beispielsweise wurde im äußersten
Südosten Bayerns an der Station Marktschellenberg eine Niederschlagssumme von
19,6 l/m² gemessen. Die maximale Niederschlagsmenge in diesem Zeitintervall
wurde ebenfalls in Bayern, nämlich an der Station Aschau-Stein gemessen mit
24,2 l/m². Im restlichen Deutschland wurde verbreitet lediglich eine Regenmenge
von 0,1 bis 3,0 l/m² registriert. An der Station Weißenfels-Wengelsdorf zum
Beispiel wurden nachts von 23 bis 01 Uhr UTC lediglich 0,5 l/m² gemessen.
Im Verlauf der nächsten beiden Tage
schwächte sich das Tiefdruckgebiet enorm ab und löste sich auf.
Zum Tagesanbruch des 27. Dezember um
00 Uhr UTC lag der Luftdruck im Kern nur noch bei unter 1020 hPa, was eine
Druckerhöhung von circa 30 hPa entspricht und die Zyklone abschwächte. Dies
geschah, weil sich in der Höhe ein Hochdruckkeil gebildet hat und auf dessen
Vorderseite sich Bodendruckkomplexe in der Regel abschwächen. Es wurden
12-stündig bis 18 Uhr UTC des 27. Dezember im Raum um Polen verbreitet Regenmengen
von bis zu 3 l/m² registriert. Lediglich an exponierten Stationen wurden
zweistellige Niederschlagsmengen gemessen, wie beispielsweise auf 1327 Metern
Höhe an der Station Lysa Hora im Osten Tschechiens mit 11 l/m² oder auf 2635
Metern Höhe an der Station Lomnicky Stit im Norden der Slowakei, wo ebenfalls
11 l/m² gemessen wurden.
Zum 28.12.2019 löste sich das Tiefdruckgebiet vollständig auf und die schon vorherrschenden Hochdruckgebiete über Europa konnten nahezu ungestört bis zum neuen Jahr vorherrschen.