Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet DIETRICH
(getauft am 07.05.2007)
Am 06.05. befand
sich nördlich von Schottland das Tiefdruckgebiet CARSTEN II, dessen
Frontensysteme über Island hinweg weit nach Südwesten über den Atlantik
reichten und die Trennlinie von polarer zu tropischer Luft bildeten. Entlang
dieser Frontlinie kam es durch die darüber liegende starke Höhenströmung in ca.
10km zur Ausbildung eines neuen Tiefdruckgebietes, welches am 07.05.2007 in der
Berliner Wetterkarte auf den Namen DIETRICH getauft wurde.
Zum Zeitpunkt der
Taufe lag es noch über Irland mit einem nahezu geradlinig von West nach Ost
verlaufenden Frontensystem. In diesem frühen Entwicklungsstadium entwickelte es
sich sehr schnell weiter. Bei einem Höhenwind in 5500m von teilweise über 140
km/h lag er schon 12 Stunden später mit seinem Zentrum über Niedersachsen und
brachte entsprechend feuchte Meeresluft mit sich. In nahezu ganz Deutschland
war es an diesem Tag stark bewölkt und regnete ausgiebig. Insbesondere über
Mitteldeutschland gab es höhere 24-stündige Niederschlagssummen. So wurde in Braunlage mit 73 Litern je Quadratmeter die höchste
Menge gemessen, in Münster kamen 41 Liter zusammen und in Berlin immerhin noch
26 l/m². In den niederschlagsreichen Gebieten blieb auch die Temperatur im unteren
Bereich, so wurden in Braunschweig nur 13,9°C und in Berlin 15,1°C als
Tageshöchsttemperatur gemessen. In München erreichte das Quecksilber immerhin
18,9°C, während es auf der Zugspitze bei -1,4°C Neuschnee gab.
Genauso schnell,
wie DIETRICH nach Deutschland gekommen war, zog er auch weiter entlang der polnischen
Ostseeküste zum Baltikum. Einen Tag nach den starken Regenfällen in Deutschland
lagen diese mit seinem Zentrum bereits über Lettland. Allerdings stieg die
Temperatur bei uns kaum über die Werte des Vortages, da immer noch eine dichte
Wolkendecke der Sonne den Zugang verwehrte und sich zudem schon das nächste
Tiefdruckgebiet über den Britischen Inseln mit seinen Ausläufern ankündigte. Damit
blieb der Wetterablauf in Mitteleuropa auch in den darauf folgenden Tagen wechselhaft.
Den tiefsten
Kerndruck erreichte DIETRICH am 10.05. nördlich von St. Petersburg mit 985hPa. Mittlerweile
zeigte sich sein Frontensystem nach dem typischen Bild als gebogene Linie, die
vom seinem Zentrum bis zum Schwarzen Meer reichte. Zuvor begann die Kaltfront
mit der Warmfront auf dem Weg nach Lettland zu okkludieren,
womit DIETRICH sich von nun an immer weiter abschwächte. Er blieb südlich des
Beringmeers nahezu stationär liegen und zeigte auch nur noch eine geringe
Wetterwirksamkeit. Am 13.05. konnte DIETRICH das letzte Mal auf der Berliner
Wetterkarte analysiert werden, er hatte stark an Intensität verloren.
Geschrieben am
01.07.2007 von Thomas Schubert
Wetterkarte:
08.05.2007
Pate:
Ralf-Dietrich Müller