Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet DIMITRI

(getauft am 05.01.2005)

 

 

Am 5. Januar 2005 befanden sich weite Teile Nord- und Mitteleuropas, des Nordatlantiks und der nordostamerikanischen Küste unter einer breitenkreisparallelen Strömung.

Auch die Polarfront, die kalte Luft im Norden von wärmerer Luft im Süden trennt, verlief etwa entlang des 40. Breitengrades. An ihr entwickelten sich mehrere Tiefdruckgebiete. Eines von ihnen entstand am 5. Januar 2005 südöstlich von Neufundland. Es wurde auf den Namen DIMITRI getauft.

DIMITRI entwickelte sich sehr schnell. Innerhalb eines Tages hatte sich sein Kerndruck von 1010 hPa auf 980 hPa vertieft; es war mit der Westströmung weit auf den mittleren Nordatlantik hinaus gezogen und zeigte einen ausgedehnten Warmluftsektor. An seiner Südostflanke konnte sehr milde Luft nach  Westeuropa gelenkt werden.

Bis zum 7. Januar hatte sich das Zentrum von DIMITRI bis vor die norwegische Küste verlagert. Eine derart schnelle Zugbahn ist charakteristisch für ein Sturmtief, zu dem DIMITRI sich entwickelt hatte: An vielen Stationen in Norwegen, auf den Britischen Inseln und über der Nordsee wurde zum 00 UTC -Termin (01 Uhr MEZ) stürmischer Wind registriert.

Entlang der Okklusion von DIMITRI, die von Norwegen südlich an Island vorbei bis vor die Südostküste Grönlands verlief, betrug der Bodenluftdruck teilweise weniger als 970 hPa. Dort hatten sich insgesamt drei Teiltiefdruckzentren gebildet.

Doch nicht nur die Okklusion war sehr lang gestreckt, auch DIMITRIs Kaltfront reichte über mehrere 1000 km von Mittelnorwegen über Schottland hinweg auf den Nordatlantik hinaus, wo sich das nachfolgende Tief ERWIN befand. Ihr Verlauf ist im Satellitenbild der Berliner Wetterkarte vom 7. Januar eindrucksvoll anhand des lang gezogenen Wolkenbandes über diesem Gebiet zu erkennen.

Auch der Warmluftsektor von DIMITRI ist in diesem Satellitenbild an einem mächtigen Wolkenfeld über Nordeuropa zu finden. Aus diesen Wolken fiel örtlich sehr ergiebiger Niederschlag, vor allem im Stauregengebiet der Gebirge. So fielen zum Beispiel im norwegischen Bergen binnen 24 Stunden 52 Liter pro Quadratmeter, am Loch Glascanoch in Schottland waren es sogar 99 Liter pro Quadratmeter. Der Niederschlag fiel meist als Regen, denn DIMITRI hatte sehr milde Atlantikluft nach Europa transportiert. Wegen der hohen Windgeschwindigkeit geschah dieser Transport sehr rasch, so dass vielerorts eine für Anfang Januar ungewöhnlich hohe Temperatur gemessen wurde.

Da DIMITRI bis zum 8. Januar weiter ostwärts nach Finnland gezogen war, überquerte seine Warmfront auch Norddeutschland. Dabei gab es vor allem in Schleswig-Holstein und an den Küsten von Nord- und Ostsee leichten Regen und eine Temperatur von mehr als 10°C (Hamburg: 11°C, Bremen: 12°C). Die hohen Windgeschwindigkeiten ließen auch in der Nacht kaum nach, so dass es sehr mild blieb: In Hamburg sank die Temperatur nicht unter 10°C.

Das Tiefdruckzentrum hatte sich allerdings leicht abgeschwächt und verlagerte sich dann kaum mehr. Deshalb ging DIMITRI während des 8. Januars im nachfolgenden Tief ERWIN auf und war bereits am
9. Januar 2005 nicht mehr als eigenständiges Druckgebilde in der Wetterkarte verzeichnet.

 

 


Geschrieben am 25.02.2005 von Stefanie Rentz

Wetterkarte: 07.01. 2005

Pate: Dimitri Panfilov