Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet DIRK
(getauft am 26.05.2019)
Das Wetter in den gemäßigten Breiten wird maßgeblich vom
Durchzug von Gebieten tiefen und höheren Drucks in der bodennahen Atmosphäre
beeinflusst. Tiefdruckgebiete entstehen durch das Aufsteigen herangeführter
Luft im Zentrum und das dortige entstandene Luftdefizit am Boden. Die
sogenannten Fronten bilden dabei die Grenzen zwischen verschieden temperierten,
herangeführten Luftmassen. Aufgrund
seiner Strömungsrichtung erfährt ein Ort bei Durchzug eines Tiefdruckgebietes
zuerst die Warmfront und den darauffolgenden Sektor warmer Luft, anschließend
folgt die Kaltfront, welche kältere Luftmassen einleitet. Da sich diese schneller bewegen, holt die Kaltfront
irgendwann die Warmfront ein und eine sogenannte Okklusion entsteht. Der
Druckunterschied schwächt sich ab. Am 26.05. war der Nordwestatlantik sowie Nord-
und Mitteleuropa vom Tief CLAUDIUS dominiert, entlang dessen Kaltfront sich in den folgenden
Tagen das am 26.05. in Prognose auf den 27.05. 14 Uhr MESZ auf den Namen DIRK
getaufte Tief entwickelte.
Am 28.05. um 02 Uhr MESZ das erste Mal auf den
Bodenwetterkarten erscheinend lag der Kern des Druckgebildes mit einem
Luftdruck von etwa 1007 hPa über Nordostdeutschland. Seine Warmfront verlief vom
Kern nach Nordosten bis über Litauen, wo sie in eine Kaltfront des Tiefs CLAUDIUS
überging. Die Kaltfront des Tiefs DIRK reichte in südwestliche Richtung bis über
den Golf von Genua. Bis nach Mitteleuropa herangeführte maritime Polarluft
wurde somit von den im Osten vorliegenden gemäßigten Luftmassen abgetrennt. Entlang
der fast meridional verlaufenden Isobaren und Fronten war über ganz Deutschland
und Zentraleuropa dichte Bewölkung zu erkennen, welche sich im Laufe des Tages
mit dem Tief nach Nordosten verlagerte und ausdünnte. Im Norden Deutschlands,
Polen und dem Baltikum blieb es weitestgehend trocken. In Berlin konnten bei
Überzug des Tiefdruckkomplexes und meist bedecktem Himmel Tiefsttemperaturen
von rund 10°C und maximale 20°C am Tag gemessen werden. Im Gegensatz dazu stiegen
in München die Temperaturen bei einer Regensumme von 18 mm über den Tag nur auf
maximale 15°C an. In den nördlichen Alpen fielen bis zu 53 mm Regen. Auch in
Österreich und den angrenzenden Ländern fiel bei Richtung Osten steigenden
Temperaturen Regen und Schauer. Zum Nachmittag traten in Polen entlang der
Fronten gar Gewitter auf.
Während einer Nacht mit weiteren Schauern über Polen lag
Tief DIRK am 29.05. um 02 Uhr MESZ mit 1005 hPa mit seinem Kern über dem Baltikum. Die Warmfront ging
nach Osten ab, während die Kaltfront nach Südwesten über Polen, Ungarn und
Italien bis zur Côte d’Azur verlief. Der Luftmassenunterschied und die
meridionale Luftmassengrenze vom Vortag hatten sich verstärkt und es lag über
Zentraleuropa nun Luft teils polaren, teils arktischen Ursprungs vor, während
im Osten wärmere Subtropikluft bis in nordische Breiten vordringen konnte. Dort
sanken die Temperaturen nachts selbst in Sankt Petersburg nicht in den
einstelligen Bereich und am Tag konnten im Osten Weißrusslands bis zu 28°C
Höchsttemperatur aufgezeichnet werden, in Moskau sogar über 29°C. Im nicht weit
entfernten Vilnius wurden westlich davon maximale 16°C gemeldet. Entlang der
sich verlagernden Luftmassengrenze fiel auch Niederschlag in Form von Regen und
Schauern. Vom Nachmittag bis in die Nacht traten östlich davon auch Gewitter
auf. Das Wetter in Deutschland wurde nicht weiter von Tief DIRK beeinflusst.
Vom Tiefdruckkern über der Halbinsel Kola mit einem
Druck von 1005 hPa erstreckten sich am 30.05. die Warmfront nach Südosten und
die Kaltfront nach Südwesten bis über Weißrussland. Die starken
Temperaturgradienten vom Vortrag waren etwas nach Osten verlagert, jedoch weiterhin
spürbar. Am Morgen beliefen sich die Tiefsttemperaturen in Vilnius auf nur 6°C,
in Moskau dagegen auf 19°C. In Moskau wurden wieder Höchsttemperaturen von 29°C
gemessen, während in Minsk, Warschau und Vilnius nur maximale 19°C bis 20°C
angezeigt wurden. Den ganzen Tag über traten örtlich Schauer und Gewitter mit
geringer Niederschlagsmenge auf, wobei sich die Niederschlagszone über den Tag
ostwärts verschob.
Zum 31.05. begann die Kaltfront die Warmfront
einzuholen, das Tief DIRK okkludierte. Um 2 Uhr MESZ mit 1010 hPa über
Nordrussland liegend zeigte die kurze Okklusion nach Süden, von wo die
Warmfront nach Südosten- und die Kaltfront nach Südwesten abgingen. Erneut
bildeten sich im Tagesverlauf Gewitterwolken. In Moskau wurden Tiefsttemperaturen
von 15°C und Höchsttemperaturen von 28.5°C gemessen. Zum nächsten Tag
okkludierte Tief DIRK weiter und war am 01.06. nicht mehr auf den Bodenwetterkarten
der Berliner Wetterkarte aufgeführt.