Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet DIRK
(getauft am 31.07.2013)
Ende
Juli 2013 bildete sich in einer Höhe von ca. 5,5 km über dem Nordatlantik ein
Trog, d.h. ein Vorstoß kalter Luftmassen nach Süden, welcher sich mit dem Scheitelpunkt
am 31.07.2013 westlich der Azoren befand. Durch die Höhenströmung angetrieben
verlagerte sich in den Tagen zuvor am Boden ein Tiefdruckgebiet von der
Nordwestküste Nordamerikas über den Nordatlantik und lag mit seinem Zentrum am
31.07. um 02 Uhr MESZ rund 1000 km südwestlich von Irland. Da dieses
Druckgebilde Einfluss auf Mitteleuropa nehmen sollte, wurde es noch am selben
Tag auf den Namen DIRK getauft.
Am
Tauftag besaß das Tief DIRK einen Kerndruck von 1005 hPa. Vom Kern ausgehend
verlief eine Kaltfront in südwestliche Richtung bis weit über den Atlantik,
bevor sie in ein nachfolgendes Tiefdruckgebiet überging. Außerdem erstreckte
sich vom Zentrum des Tiefs DIRK ausgehend eine Warmfront einige Hundert
Kilometer in östliche Richtung bis zur Seinebucht, wo sie in die Kaltfront eines
voranlaufenden Tiefs überging.
Bis
zum Folgetag verlagerte sich die Zyklone DIRK in nordöstliche Richtung und
befand sich mit einem Kerndruck von etwa 1002 hPa um 02 Uhr MESZ wenige Hundert
Kilometer vor der Westküste Irlands. Dabei verlief eine kurze Okklusionsfront,
also eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, vom Kern bis zum
Okklusionspunkt über der irischen Region Connemara,
wo sie sich in eine Warm- und eine Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront verlief
über Nordirland, dem Norden Englands und der Nordsee bis nach Ostfriesland. Die
Kaltfront reichte hingegen vom Okklusionspunkt aus in südwestliche Richtung
über mehrere Tausend Kilometer bis auf Breite der Azoren über den Ostatlantik,
bevor sie einen Bogen beschrieb und südlich an der Inselgruppe vorbeiführte.
Beim Durchzug der Warmfront über den Britischen Inseln und dem damit
verbundenen Einströmen maritimer subtropischer Luftmassen kam es vor allem in
England zu einem starken Temperaturanstieg. Am Flughafen London-Heathrow stieg
die Tageshöchsttemperatur dabei von 24°C am Vortag auf nun 34°C, in Bournemouth von 21°C auf 30°C und in Manchester sogar von
19°C auf ebenfalls 30°C an. In Irland kam es außerdem durch den Einfluss des
Tiefs DIRK zu einigen Niederschlägen. So fielen bis 08 Uhr MESZ
24-stündige Niederschlagsmengen von 9
l/m² in Dublin, 19 l/m² in Shannon, welches sich in der Nähe des
Okklusionspunktes befand und 20 l/m² auf der Insel Valentia im Südwesten
Irlands.
Der
weit nach Süden reichende Höhentrog vor den Küsten Westeuropas, an dessen
Ostflanke sich das zugehörige Bodentief DIRK befand, konnte sich mit seiner
Achse in den vorangegangenen Tagen nur wenig nach Osten verschieben. Dadurch
verlagerte sich das Tief DIRK bis zum 02.08. auch nur wenig nach Norden. Dabei
verstärkte es sich aber und besaß nun einen Kerndruck von rund 995 hPa. Vom
Zentrum der Zyklone ging um
02 Uhr MESZ dieses Tages eine Warmfront in nordöstliche Richtung aus und
verlief an der Nordküste Schottlands vorbei, bevor sie ihre Richtung nach
Südosten änderte und über die Shetland-Inseln, den Süden Norwegens und Schwedens
bis nach Nordpolen reichte. Außerdem erstreckte sich in südliche Richtung eine
Kaltfront vom Tiefzentrum aus, welche über Irland, den Nordwesten Spaniens und
der Westküste Portugals verlief. Danach zog sie sich südlich an Madeira vorbei,
weiter in südwestliche Richtung. Des Weiteren befand sich im Warmsektor des
Wirbels DIRK, d.h. der Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, eine der Kaltfront
vorlaufende Konvergenz, d.h. ein Bereich von Zusammenströmen und somit
Aufsteigen von Luftmassen. Die Konvergenzlinie verlief dabei an der Ostküste
Englands entlang und reichte bis über die südliche Champagne.
Im Warmsektor des Tiefs waren weiterhin subtropische Luftmassen vorherrschend,
wodurch beispielsweise im französischen Vichy eine Maximaltemperatur von 36,2°C
erreicht wurde. Auch in den Benelux-Staaten und Westdeutschland stieg die
Temperatur auf Werte über der 35°C-Marke. So in Volkel
mit 36,5°C und in Rheinstetten mit 36,8°C. Im Laufe des Tages und in der
darauffolgenden Nacht traten entlang der Konvergenzlinie über Westdeutschland
und Westeuropa Gewitter auf, bei denen zum Beispiel in Hahn 4 l/m² fielen. Auch
der Durchzug der Fronten von Westen her rief vereinzelte Gewitter hervor.
Maximal fiel dabei eine Regenmenge von 13 l/m² im zentralfranzösischen Nevers. Deutlich größere Regenmengen von mehr als 20 l/m²
wurden dagegen in der Nacht in Südnorwegen an der Warmfront registriert. In Byglandsfjord-Solbakken fielen dabei 45 l/m² Regen.
Auch
bis zum 03.08. verlagerte sich das Tief DIRK nur wenig nach Norden und befand
sich um 02 Uhr MESZ mit einem weiter verstärkten Kerndruck von etwa 990 hPa
nordwestlich von Schottland. Vom Kern ging eine Okklusionsfront aus, die sich
westlich von Grönland in eine Warmfront, welche bis an die Ostküste Schwedens
reichte und eine Kaltfront aufspaltete. Diese verlief über die Nordsee,
Zentralfrankreich und den Golf von Biskaya bis über den Norden Spaniens. Die
Konvergenzlinie vergrößerte sich im Gegensatz zum Vortag und erstreckte sich
nun von der Nordsee, über Westdeutschland und die Schweiz bis zu den östlichen
Pyrenäen. Nach dem Durchzug der Warmfront erhöhten sich die Temperaturwerte in
Norwegen und Schweden durch die herangeführte subtropische Luft um einige Grad.
In der auf der schwedischen Ostseeinsel gelegenen Stadt Visby wurde am 03.08.
eine Tageshöchsttemperatur von 27°C erreicht, obwohl noch am Vortag maximal
22°C gemessen wurden. In Bergen wurde an diesem Tag ein Höchstwert von 29°C
gemessen, was 3 Grad mehr als am Vortag waren. Ein Anstieg um ebenfalls 3 Grad
im Gegensatz zum Vortag war in Trondheim mit 26°C und in Uppsala mit 29°C zu
beobachten. Der Durchzug der Kaltfront war hingegen nur wenig wetterwirksam. So
fielen 24-stündig bis 08 Uhr MESZ dieses Tages in Brest 0,8 l/m² und in
Bordeaux 8 l/m² Niederschlag.
Am
04.08. lag der Wirbel DIRK mit seinem Zentrum westlich der Färöer über dem
Nordatlantik. Von diesem Zentrum, mit einem Druck von
995 hPa, ging eine Okklusion aus, die in einem Bogen bis über das Europäische
Nordmeer reichte. Vom Okklusionspunkt einige Hundert Kilometer vor der
Nordwestküste Norwegens ausgehend verlief eine Warmfront über Lappland bis nach
Ostfinnland, wo sie dann in die Kaltfront eines anderen Frontensystems überging.
Außerdem spaltete sich am Okklusionspunkt eine Kaltfront ab, welche über
Norwegen, Schweden, die Ostsee, Polen, Tschechien und Österreich bis über das
Podelta verlief. Bei Stockholm spaltete sich von dieser Kaltfront eine weitere
mehrere Hundert Kilometer lange Warmfront ab, die über Lettland, Litauen und
Weißrussland bis über die nördliche Ukraine reichte. Durch die großen
Temperaturgegensätze zwischen subtropischer sowie tropischer Luftmassen im
Warmsektor des Wirbels DIRK und maritimer subpolarer Luft hinter der Kaltfront
bildete sich am Morgen über dem schweizerischen Jura ein Gewitterkomplex,
welcher 24-stündige Niederschlagsmengen von 37 l/m² an der Station Fahy und 11 l/m² in Basel brachte. Dieser Komplex breitete
sich auch nach Nordosten bis nach Deutschland aus. So wurden am Feldberg im
Schwarzwald 12 l/m² und in Ulm 19 l/m² Niederschlag registriert. Bis zum
Nachmittag erreichte dieser Gewitterkomplex die Tschechische Republik. Auf
seinem Weg wurden dabei starke Niederschläge in Bayern verursacht, die in Waldmünchen
16,4 l/m², in Weiden 16,7 l/m², in Weißenburg 18,3 l/m² und in Augsburg 19,2
l/m² meist schauerartige Niederschläge brachten, welche meist innerhalb von
einer Stunde registriert wurden. Auch in anderen Teilen Deutschlands kam es zu
Schauern und Gewittern, wobei regional große Unterschiede zwischen den
Niederschlagsmengen auftraten. So fielen beispielsweise im sächsischen
Marienburg am Nachmittag und Abend 31 l/m² und auf dem Feldberg dagegen nur 1
l/m². Deutlich stärkere Niederschläge durch Gewitterzellen wurden am späten
Abend im Berliner Raum beobachtet, wobei auch hier große regionale Unterschiede
bestanden. Es fielen dabei 3,3 l/m² in Pichelsdorf
und in Charlottenburg 11,8 l/m². An der Station Berlin-Dahlem wurden am Abend
allein innerhalb von 20 Minuten 25 l/m² gemessen.
Das
Tief DIRK verlagerte sich bis zum darauffolgenden Tag weiter in nördliche
Richtung und befand sich mit einem Kerndruck von rund 995 hPa um 02 Uhr MESZ
südlich der Insel Jan Mayen. Vom Zentrum des Tiefs führte eine Okklusion
bogenförmig in südlicher Richtung bis zu den Färöer. Eine weitere
Okklusionsfront verlief ebenfalls bogenförmig vom Kern der Zyklone aus südlich
an Spitzbergen vorbei bis über die Barentssee, wobei sich rund 200 km
nordöstlich des Nordkaps der Okklusionspunkt befand.
Von diesem erstreckten sich einerseits eine Warmfront nach Südosten, welche bis
zur Kanin-Halbinsel verlief und andererseits eine Kaltfront, die in
südwestliche Richtung wies. Die Kaltfront führte über die Halbinsel Kola,
Finnland, das Baltikum, Polen und Tschechien bis über den Südosten
Deutschlands, wobei über dem Norden Finnlands eine Wellenstörung auftrat. Die
Kaltfront des Tiefs DIRK ging außerdem über Süddeutschland in eine Warmfront
einer weiteren Wellenstörung über Frankreich und dem Südwesten Deutschlands
über. Mit dem Durchzug der Okklusionsfront fielen innerhalb von 24 Stunden bis
08 Uhr MESZ in der Hauptstadt der Färöer Thorshavn lediglich 3 l/m²
Niederschlag. So wurden 24-stündig
0,6 l/m² in Murmansk, 0,8 l/m² auf Spitzbergen und 2 l/m² in Jyväskyla gemessen. Außerdem sanken die Temperaturen beim
Durchzug der Kaltfront. In Murmansk und Riga sanken dabei die Tageshöchstwerte
um 5 Grad im Gegensatz zum Vortag auf nun 20°C bzw. 23°C. In Jyväskyla wurden am 05.08. nur noch 22°C registriert,
obwohl die Temperatur am Vortag noch 26°C erreichte.
In
der Nacht zum 06.08. lag das Tief DIRK mit seinem Zentrum südöstlich von Jan
Mayen und besaß einen im Gegensatz zum Vortag leicht abgeschwächten Druck von
1000 hPa. Um den Kern verlief eine Höhenokklusionsfront kreisförmig herum,
bevor sie nach Osten reichte und sich nördlich von Norwegen über dem Europäischen
Nordmeer in eine Warm- und eine Höhenkaltfront aufspaltete. Eine Höhenfront
beschreibt hierbei einen Frontentyp dessen Eigenschaften nur in der Höhe und
nicht am Boden analysiert werden können. Die Warmfront reichte dabei nach
Südosten bis über das Petschoradelta. Die
Höhenkaltfront erstreckte sich hingegen in südwestliche Richtung und überquerte
hierbei Finnmark, Lappland, den Bottnischen Meerbusen und Ostschweden, bevor
sie nordöstlich der dänischen Insel Bornholm über der Ostsee endete. In
Murmansk, welches sich im Warmsektor, also dem Bereich zwischen Warm- und
Kaltfront des Tiefs befand, fielen dabei nochmals 2 l/m².
Nach
weiterer Abschwächung befand sich der Wirbel DIRK am 07.08. um 02 Uhr MESZ mit
einem Kerndruck von nur noch 1005 hPa nordöstlich der zu Norwegen gehörenden
Bäreninsel über der Barentssee. Von einem Punkt östlich des Tiefzentrums aus
verlief eine Höhenokklusion um den Kern der Zyklone herum und danach, eine
nördliche Richtung beschreibend, bis über das Nordpolarmeer. Dies war auch der
letzte Tag an dem das Tiefdruckgebiet DIRK auf der Berliner Wetterkarte
verzeichnet wurde, da es sich im Laufe des 07.08. weiter abschwächte und
dadurch am darauffolgenden Tag nicht mehr als eigenständiges Tiefdruckgebiet
analysiert werden konnte.
Geschrieben von Sebastian Wölk
Berliner Wetterkarte: 02.08.2013
Pate: Eckart Junghans