Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet DITTE

(getauft am 12.11.2010)

 

Am 12. November 2010 wurde ein Tiefdruckgebiet über dem Nordatlantik, das sich aus einer Wellenstörung im 500 hPa-Niveau, also in etwa 5,5 Kilometern Höhe, gebildet hatte und für Mitteleuropa wetterwirksam zu werden schien, auf den Namen DITTE getauft. Der Kern, in dem ein Druck von 990 hPa herrschte, befand sich ungefähr 1000 Kilometer südlich von Island.

Bis zum nächsten Tag war das Tief DITTE, mittlerweile mit einem auf 980 hPa reduzierten Kerndruck, weiter nach Osten gewandert und lag nordwestlich von Irland. Am 14. November erreichte das Tiefdruckgebiet DITTE die Britischen Inseln und brachte unter anderem an den schottischen Stationen Glasgow und Edinburgh Regen. Die Zyklone vereinigte sich mit einem über Südengland entstandenen Wellentief und zog nach Osten. Währenddessen reichte die zugehörige Warmfront in östlicher Richtung bis in den südlichen Teil des europäischen Russlands, wohingegen sich die Kaltfront in Richtung Südsüdwest bis nach Südfrankreich erstreckte. Zwischen der Warm- und der Kaltfront, im sogenannten Warmluftsektor, wurde sehr milde Luft aus Süden nach Mitteleuropa und somit auch nach Deutschland geführt. In Berlin-Tempelhof konnte mit einer Höchsttemperatur von 18,5°C ein neuer Rekordwert für die zweite Novemberdekade verzeichnet werden, in Berlin-Dahlem bedeutete die dortige Höchsttemperatur von 17,8°C den neuen Rekord für einen 14. November. In Oberstdorf im Allgäu erreichte das Quecksilber sogar sommerliche 21,3°C. Im Nordwesten und Norden Deutschlands wurden mit größerer Nähe zu den Fronten des Tiefs DITTE meist dichte Wolken und Höchsttemperaturen um 13 bis 14°C beobachtet. Dazu wurde zum Teil ergiebiger Niederschlag gemessen, wie in Schleswig mit 16 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 12 Stunden. Dies wird verständlich, wenn man bedenkt, daß sich der Wirbel DITTE mit seinem Kern in Richtung Norddänemark bewegte, wo er zum Folgetag lokalisiert wurde. Zum Beobachtungstermin um 7 Uhr Ortszeit wurde der Verlauf der Kaltfront anhand einiger Wettermeldungen deutlich. Von Warnemünde in Mecklenburg-Vorpommern über Meiningen in Thüringen und Würzburg in Bayern bis zum baden-württembergischen Feldberg im Schwarzwald wurde Regen gemeldet.

Neben den Mittelgebirgen, wo innerhalb von 24 Stunden bis zum Morgen des 16. November beispielsweise in Vielbrunn im Odenwald 25 l/m² Regen oder in Schmücke im Thüringer Wald 24 l/m² Regen fielen, gab es im Osten Deutschlands auch in flacheren Regionen einen Schwerpunkt des Niederschlages. So erreichten die Regenmengen dort mit 16 l/m² im brandenburgischen Cottbus bzw. 11 l/m² in Lindenberg etwas weiter nördlich in Brandenburg erwähnenswerte Summen. Der Kern des Tiefdruckgebietes DITTE hatte sich mittlerweile nach Finnland verlagert. Das kräftige Hochdruckgebiet STEPHAN, das sich über Skandinavien gebildet hatte, führte bis zum 17. November zu einer schnellen Verlagerung des Tiefdruckgebietes DITTE nach Osten, das über dem Ural, wo es gebietsweise Regen und in höheren Lagen Schnee brachte, zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen war.


Lebensgeschichte geschrieben am 02.12.2010 von Heiko Wiese

Ausgewählte Berliner Wetterkarte: 14.11.2010

Pate: Ditte Ferchland