Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet DORA

(getauft am 05.01.2018)

 

Am 5. Januar 2018 wurde ein Tiefdruckgebiet in der Prognosekarte der Berliner Wetterkarte für den Folgetag auf den Namen DORA getauft. Zum Zeitpunkt der Taufe deutete sich an, dass sich über dem Osten Spaniens an einer Kaltfront eines unbenannten Tiefs über Südfrankreich mit Unterstützung eines Höhentiefs ein eigenes Tiefdruckgebiet bilden sollte. Da dieses für die das Wetter in Mitteleuropa von Bedeutung werden sollte, tauften es die Meteorologen.

Dieses, nun als DORA bezeichnete Tiefdruckgebiet wurde am 6. Januar über dem zentralen Spanien mit einem Kerndruck von unter 1005 hPa analysiert. Durch die Bildung des Wirbels DORA wurde aus der Kaltfront eine verwellte Luftmassengrenze, die vom Zentrum der Zyklone DORA nach Nordosten als Warmfront bis zu einem unbenannten Tief über Südwestfrankreich verlief, während sich vom Kern des Tiefdruckgebietes DORA in zunächst südwestlicher Richtung die Luftmassengrenze als Kaltfront über den Süden der Iberischen Halbinsel zog und weiter vor der westmarokkanischen Küste verlief, um im Bereich der Kanarischen Inseln einen mehr westlichen bis nordwestlichen Kurs einzunehmen und westlich der Insel El Hierro zu enden. Bereits vom Abend des 5. Januar bis zum Morgen des 6. Januar kamen in 12 Stunden vom Baskenland bis nach Andalusien gebietsweise zweistellige Niederschlagssummen zusammen. In San Sebastian-Igueldo im Norden Spaniens fielen beispielsweise 29 l/m², in der zentral gelegenen Hauptstadt Madrid rund 10 l/m² und in Vejer de la Frontera in der Provinz Cadiz im Süden des Landes 39 l/m². Die in derselben Provinz, aber im Landesinneren auf 900 m Höhe über dem Meeresspiegel gelegene Wetterstation in Grazalema meldete sogar 84 l/m² und damit weit und breit deutlich mehr als die anderen Stationen. Dies erschien aber durchaus plausibel, wenn man sich die stündlichen Regenmengen in der zweiten Nachthälfte ansah, als jeweils mindestens 10 l/m², einmal sogar über 20 l/m² registriert wurden. Anstatt von einer Fehlmessung auszugehen, kann man eher sagen, dass die Wetterstation in Grazalema gewissermaßen einen Volltreffer bei der Messung der durch das sich bildende Tiefdruckgebiet DORA verursachten Niederschläge darstellt. Hinzu kommt, dass in dem bergigen Gelände bei über mehrere Stunden andauerndem kräftigem und von Gewittern begleitetem Niederschlag sowieso mitunter deutlich höhere Werte erreicht werden können, als dies in tiefen Lagen ohne Staueffekte oder länger anhaltenden Regen der Fall wäre. Über 1000 m Höhe über dem Meeresspiegel wurde in der Mitte und im Norden Spaniens teils Niederschlag in Form von Schnee, beobachtet. In Burgos-Villafria in der autonomen Gemeinschaft Kastilien-Léon in Nordspanien gab es mittags bei 0°C mäßigen Schneefall, während im andalusischen Almeria an der südlichen Küste Spaniens bei 14°C die Wolken einige Lücken aufwiesen, nachdem Gewitter abgeklungen waren. Diese führten beispielsweise an der dortigen Wetterstation nur zu 1 l/m² in 6 Stunden, während aus dem etwa 200 km westlich gelegenen, ebenfalls andalusischen Loja eine 6-stündige Niederschlagsmenge von 28 l/m² bis zum Mittag gemeldet wurde. Vom Mittag bis zum Abend fielen 6-stündig an der Wetterstation Navacerrada im Gebirge der Sierra de Guadarrama in Zentralspanien 15 l/m² und in den nordspanischen Orten Pamplona-Noain 22 l/m² sowie San Sebastian-Igueldo 23 l/m².

Bis zum Morgen des 7. Januar summierte sich der Niederschlag der letzten 24 Stunden in Navacerrada im zentralen Spanien auf 53 l/m², in Loja waren die zuvor erwähnten 28 l/m² auch die 24-stündige Niederschlagsmenge und stellten damit den höchsten Wert für Südspanien dar, während Pamplona-Noain im Norden mit 68 l/m² die landesweit höchste Summe darstellte. Mittlerweile hatte sich das Tiefdruckgebiet DORA auf einen Kerndruck von unter 1000 hPa verstärkt und lag mit seinem Zentrum an der spanischen Ostküste. Von dort verlief eine Warmfront über die Pyrenäen und Frankreich sowie das südliche Deutschland bis ins tschechisch-polnische Grenzgebiet, wo sie in eine Kaltfront des Tiefdruckgebietes CHRISTINE überging, das über Nordwestrussland lag. Außerdem ging vom Kern des Tiefs DORA eine Kaltfront aus, die über das westliche Mittelmeer, die Balearen passierend, zur algerischen Küste führte und sich so weit ins Landesinnere erstreckte, dass sie bis über den von der Berliner Wetterkarte abgedeckten Bereich hinaus reichte. Während die Tiefsttemperatur in der Nacht zum 7. Januar an der nordostalgerischen Küste meist leicht über 10°C lag, war es hinter der Kaltfront an der Küste Nordwestalgeriens und des angrenzenden Marokkos meist kälter bei einstelliger Tiefsttemperatur. Ähnlich sah es auf der europäischen Seite des Mittelmeeres aus, wo im sogenannten Kaltsektor des Tiefdruckgebietes DORA in Cartagena in der Provinz Murcia die Temperatur auf 3°C sank, während der Tiefstwert im katalanischen Barcelona bei 14°C lag. An der Wetterstation Robiei im Tessin in der Südschweiz fielen 6-stündig bis zum Mittag durch Staueffekte im Zusammenhang mit den durch das Tiefdruckgebiet DORA herangeführten feuchten Luftmassen 28 l/m², und zwar langanhaltend als Schnee mit mäßiger bis starker Intensität. Im gleichen Zeitraum kamen im südfranzösischen Carcassonne 29 l/m² in Form teils gewittrigen Regens zusammen. In Serralongue auf der französischen Seite der Pyrenäen fielen abends in einer Stunde bis 19 Uhr MEZ, was 18 Uhr UTC entspricht, alleine 21 l/m² und 12-stündig kamen bis zu diesem Zeitpunkt dort 48 l/m². Die höchste 24-stündige Niederschlagsmenge, die mit dem Tiefdruckgebiet DORA in Verbindung stand und die bis zum Morgen des 8. Januar zusammenkam, verzeichnete das im Kanton Wallis in der Schweiz gelegene Gondo mit 102 l/m². Im südfranzösischen Montpellier wurden 55 l/m² registriert und an der in Marokko liegenden Wetterstation Rabat-Sale gab es 57 l/m². In Montpellier fiel der meiste Niederschlag in der 2. Nachthälfte, während sich die Hauptniederschlagsaktivität in Rabat auf den Nachmittag des 7. Januar konzentrierte. Am 8. Januar wurde das Zentrum des Tiefs DORA mit unter 1010 hPa über dem südwestlichen Frankreich analysiert. Von dort zog sich zum einen eine Okklusionsfront, also eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, bis zur südlichen Biskaya, um in eine weitere Okklusionsfront überzugehen, die zu einem bei der portugiesischen Hauptstadt Lissabon liegenden, unbenannten Tiefdruckgebietes gehörte. Zum anderen ging vom Zentrum des Wirbels DORA eine Kaltfront in südöstlicher bis südlicher Richtung über das Mittelmeer zwischen den Balearen und Sardinien, um vor der nordostalgerischen Küste in eine Warmfront überzugehen, die zu einem unbenannten Tiefdruckgebiet im Osten Algeriens gehörte. In 6 Stunden bis zum Mittag fielen so im südfranzösischen Nimes Garons 54 l/m² und in der Hauptstadt Algeriens an der Wetterstation im Hafen von Algier noch 10 l/m². An der Wetterstation Cap Cepet in Südfrankreich kamen in einer Stunde bis 16 Uhr MEZ 27 l/m² zusammen. In Ajaccio auf Korsika stieg die Temperatur dank der Warmluftzufuhr des Tiefs DORA auf 22°C. Weniger mild war es dagegen mit einer Höchsttemperatur von 7°C in Lluc im Norden Mallorcas, wo sich kältere Luftmassen aus Westen bis Nordwesten bemerkbar machten.

Bis zum Morgen des 9. Januar kamen 24-stündig in Nimes Garons 74 l/m² zusammen und im Walliser Simplon in der Schweiz fielen 113 l/m². Vom nahegelegenen Simplonpass wurde eine Neuschneehöhe von 90 cm gemeldet. Die vermehrten Niederschläge in der Schweiz kamen vor allem durch die östliche Verlagerung des Tiefs DORA zustande. Um 01 MEZ lag das Zentrum des Tiefdruckgebietes DORA mit einem Kerndruck von unter 1010 hPa an der südfranzösischen Küste im Raum Marseille. Von dort ging eine Okklusionsfront bis etwa in die nordwestitalienische Region Ligurien aus, wo am Okklusionspunkt eine Warm- und eine Kaltfront zusammentrafen. Die Warmfront reichte über Norditalien bis etwa zu den Julischen Alpen an der Grenze zu Slowenien. Die Kaltfront führte über die Toskana und das Tyrrhenische Meer sowie die Straße von Sizilien nach Tunesien. Das bereits erwähnte Gondo im Schweizer Kanton Wallis verzeichnete bis zum Abend 12-stündig 37 l/m² Niederschlag, in Lienz im österreichischen Tirol fielen 34 l/m² und in Tarvisio im äußersten Nordosten Italiens kamen 36 l/m² zusammen.

Am 10. Januar war das Tiefdruckgebiet DORA zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen. Das Tief DORA lag mittlerweile mit einem Kerndruck von unter 1020 hPa über Nordwestitalien in den Regionen Ligurien und Piemont. Von dort erstreckte sich eine Okklusionsfront in einem Bogen im Uhrzeigersinn entlang der Alpen und über die Adria, um über Mittel- und Süditalien bis nach Sizilien zu führen, wo sie in eine verwellte, nach Libyen führende Okklusionsfront überging, die nicht zum Tiefdruckgebiet DORA gehörte. Bis zum Morgen summierte sich der Niederschlag 12-stündig auf der kroatischen Insel Mali Losinj auf 50 l/m², während auf der nahegelegenen, ebenfalls zu Kroatien gehörenden Insel Rab 53 l/m² zusammenkamen. 24-stündig war Kocevje in Slowenien mit 57 l/m² der niederschlagsreichste Ort. Camedo im Tessin in der Südschweiz erreichte in diesem Zeitraum 50 l/m². Im kroatischen Makarska an der Adriaküste gab es 6-stündig bis zum Mittag, in Folge kräftiger Regengüsse und Gewitter, 62 l/m² Niederschlag. Dies war bei weitem der höchste registrierte Wert in diesem Zeitraum. In der etwa 50 km weiter südöstlich gelegenen kroatischen Küstenstadt Ploce waren es zum Vergleich 19 l/m². Zum 11. Januar folgte im Alpenraum und am zentralen Mittelmeer Zwischenhochdruckeinfluss.