In der Prognosekarte für das Bodendruckfeld des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 4. Januar 2004 für den 5. Januar war ein bereits schwach okkludiertes Tiefdruckgebiet westlich der Britischen Inseln zu sehen.
Unter
einer Okklusion versteht man in der Meteorologie eine Front, in der die
nachfolgende Kaltfront im Tiefdrucksystem die Warmfront so weit eingeholt hat,
dass der Warmsektor der ursprünglichen Warmfront nur noch als - relativ zu vorher
- schmaler Streifen vorhanden ist. Die Modellprognose des DWD war bezüglich der
Lage des Tiefdrucksystems DORIS ziemlich treffgenau, wenngleich das System nicht in dem Maß okkludiert war, wie
vom Modell GME vorhergesagt. DORIS war in der Bodenanalyse vom 5. Januar nur
als sich bildendes Tief in der Front vorhanden, die zu einem Tief gehörte, das
westlich vor Island lag. Die Situation am 5. Januar war somit tatsächlich der
realistischere Fall, als vom Modell des DWD vorhergesagt.
Mit
der Höhenströmung zog Tief DORIS in nordöstlicher Richtung weiter und lag 24
Stunden später am 6. Januar nach Mitternacht mit ihrem Zentrum nördlich der
Britischen Inseln - bei einem Kerndruck von 990 hPa. Im Satellitenbild ist ein
Wolkenschirm zu erkennen, der in der Satellitenmeteorologie als „Umgekehrtes V“
bezeichnet wird („Inverted V“ im Englischen). Dieses „V“ hat sich am nächsten
Tag zu einem langen Wolkenstreifen weiter reißverschlussartig zusammengezogen,
der vom Norden Skandinaviens bis nach Süditalien reicht. Im Bereich des
Okklusionspunktes – das ist der Punkt, an dem Kalt- und Warmfront sich zur
Okklusionsfront vereinigen – fiel über Deutschland Regen und in höheren Lagen
in Bayern auch Schnee.
Am
8. Januar lag das Tief südöstlich von Spitzbergen und brachte dort nur leichten
Schneefall bei einem Kerndruck, der nur noch wenig unter 1000 hPa lag. Tags
darauf war DORIS bis in die Barentsee vor die Insel Nowaja Semlja gelangt. Es
hatte sich wieder ein Druckzentrum mit tieferem Kerndruck gebildet – entgegen
dem normalen Prozess eines allmählichen Druckanstiegs im Verlauf der
allmählichen Auflösung (Zyklolyse) eines Tiefdruckwirbels. Am 10. Januar befand
sich DORIS östlich der Samojeden-Halbinsel als immer noch gut ausgebildete
Zyklone und damit an der Grenze des Kartenausschnittes, den die Berliner
Wetterkarte zeigt.
Am
11.1.2004 war das Tief in der Bodenwetterkarte von 1 Uhr MEZ nicht mehr zu
sehen, dürfte sich aber mit der kräftigen Höhenströmung weiter in nordöstliche
Richtung verlagert haben.
Geschrieben am 13.02.2004 von Matthias Zöller
Wetterkarte: 6. Januar oder 8. Januar
Pate: Fritz Jabelmann