Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet DORIS

(getauft am 07.03.2016)

 

In der Prognose am 07.03.2016 für den darauf folgenden Tag wurde aufgrund einer wellenförmigen Deformation entlang der Kaltfront des bei Island liegenden Tiefs CORDULA die Entstehung eines Tiefdruckgebiets vorhergesagt, welches den Namen DORIS erhielt. Das Tief DORIS bildete sich dabei in den frühen Morgenstunden des 08.03. über dem zentralen Nordatlantik und zog im Laufe des Tages der westlichen Höhenströmung folgend in 5,5 km Höhe weiter nach Osten zu den Britischen Inseln.

Am 09.03. um 00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, befand sich der Kern von Tief DORIS über dem Süden Englands mit einem Kerndruck von ca. 995 hPa. Eine Kaltfront erstreckte sich nach Südwesten über die Biskaya, wo sie mit anderen Tiefdrucksystemen verbunden war. Die Warmfront führte nach Nordosten über England, wo sie an dessen Nordseeküste mit der Okklusionsfront, d.h. eine Mischfront aus Warm- und Kaltfront, von Tief CORDULA verbunden war. Im Bereich der Warmfront über England kam es zu größeren Niederschlagsmengen, die verbreitet 20 bis 40 mm in 24 Stunden umfassten. So verzeichnete die Wetterstation am Flughafen London-Heathrow von 00 bis 06 Uhr UTC 12 mm Regen, in den folgenden 12 Stunden fielen weitere 9 mm. Während am Vortag noch Nachtfrost mit ‑1,6°C gemeldet wurde, lag die Tiefsttemperatur an diesem Tag bei 6,1°C. Maximal wurden an dieser Station 11,0°C erreicht. Die Wetterstation in Larkhill, nördlich des Stonehenge-Monuments, registrierte an diesem Tag 40 mm Niederschlag in 24 Stunden bis 18 Uhr UTC. Von 09 bis 15 Uhr UTC wurde dabei Schneeregen beobachtet. Um 08 Uhr UTC lag die Temperatur noch bei 8,6°C, mit Einsetzen des Niederschlags kühlte es sich jedoch auf 3,0°C ab. Ähnlich verhielt es sich im Nordwesten Frankreichs und den Kanalinseln. Auf der Insel Jersey regnete es in 24 Stunden 33,8 mm. Von 12 bis 16 Uhr UTC wurde der Regen als mäßig, teils auch als stark eingestuft, wobei Böen bis 107,5 km/h auftraten. Die Temperatur schwankte an diesem Tag zwischen 6,7°C und 6,9°C. Auch im französischen La Hague an der Küste der Normandie regnete es viel mit 35,4 mm im selben Zeitraum. Dabei traten um 12 Uhr UTC schwere Sturmböen mit 116,8 km/h auf. Auch in Rennes in der Bretagne fielen im Tagesverlauf 25,2 mm Regen bei Böen bis 94,5 km/h.

Am 10.03. spaltete sich das Tief DORIS in mehrere Kerne auf. Der Wirbel DORIS I wurde über Nordfrankreich lokalisiert, von dem sich eine Okklusionsfront nach Norden über England und die Nordsee erstreckte, wo er mit dem Tief CORDULA verbunden war. Eine zweite Okklusionsfront führte nach Süden über Frankreich bis zum Tief DORIS II, welches sich bestehend aus zwei Kernen östlich der Balearen und über dem Tyrrhenischen Meer befand. Vom westlicheren Kern führte eine Kaltfront nach Westen über die Balearen und die Straße von Gibraltar bis über den Atlantik. Eine weitere Okklusionsfront führte vom östlicheren Kern über dem Apennin und das Ionische Meer. Die Okklusionsfront über Frankreich und England war sehr schwach ausgeprägt und brachte kaum nennenswerte Niederschläge, die im Laufe des Tages maximal für 3 mm Niederschlag sorgten. Lediglich an der Küste der Biskaya von Bordeaux bis zum Baskenland gab es im Stau der Pyrenäen deutlich höhere Niederschlagsmengen. In Biscarosse südlich von Bordeaux wurden in 24 Stunden 7,8 mm Regen registriert. Im spanischen Bilbao regnete es in derselben Zeit 33 mm und in Pamplona wurden 28,3 mm erreicht, wobei zwischen 06 und 09 Uhr UTC sogar Schneeflocken beobachtet wurden. Im Bereich der Kaltfront von Tief DORIS II über dem westlichen Mittelmeer wurden verbreitet Gewitter beobachtet, da in kalter Luft starke Konvektion auftritt, wenn sie über warmes Meerwasser fließt. Die Wetterstation auf der Baleareninsel Menorca wurde zwischen 21 Uhr UTC und Mitternacht von zwei Gewittern überquert, wobei Böen zwischen 76,0 km/h und 83,4 km/h registriert wurden. Da es im Laufe des Tages viel geregnet hat, wurden in 24 Stunden 28 mm Regen gemessen, allein durch die Gewitter fielen 7,0 mm. Im selben Zeitraum wurden an der algerischen Küste an der Station Bejaia Gewitter beobachtet. Die Kaltfront führte hier zu einer Tageshöchsttemperatur von 9,5°C, während am Vortag noch 15,8°C erreicht wurden. Im Laufe des Tages regnete es 26,0 mm. An der 50 km weiter östlich gelegenen Station Jijel wurden sogar 46,1 mm im selben Zeitraum registriert.

Bis 00 Uhr UTC des 11.03. befand sich das Tief DORIS mit nur noch einem Kern und einem Druck von 1005 hPa über der Straße von Sizilien. Die zugehörige Okklusionsfront erstreckte sich nach Süden über Libyen. Auf der Rückseite des Tiefs DORIS meldete die Station Bejaia in Algerien den gesamten Tag über Gewitter und eine Niederschlagsmenge von 71 mm. An der Wetterstation am Flughafen Luqa auf Malta wurden ebenfalls Gewitter zwischen 09 und 12 Uhr UTC beobachtet, über den gesamten Tag regnete es jedoch lediglich 8,2 mm. Auch in Catania am Fuß des Ätna auf Sizilien gewitterte es zwischen 03 und 12 Uhr UTC.

Im Verlauf verblieb der Kern von Tief DORIS bis zum Folgetag stationär über der Straße von Sizilien. Die Okklusionsfront verlief über Sizilien südwestlich zur Großen Syrte und erstreckte sich an der Küste des Munizip Bengasi weiter über den afrikanischen Kontinent. Rund um die Insel Sizilien kam es zu Regenfällen, die teils bis zu 20 mm Niederschlag ergaben. So fielen in Messina 19 mm, wo an diesem Tag relativ milde 14,2°C als Höchsttemperatur erreicht wurden, während es am Vortag nur 13,0°C waren. Noch wärmer wurde es im Westen der Insel, wo trotz Regenfällen von insgesamt 16 mm eine Höchsttemperatur von 18,2°C erreicht wurde, am Vortag waren es hingegen 15,0°C.

Am 13.03. verlagerte sich der Kern von Tief DORIS nach Osten über Süditalien. Die Okklusionsfront führte von Sizilien zum Peloponnes, wo sie sich in Warm- und Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront erstreckte sich nach Südwesten bis zum Nildelta. Die Kaltfront verlief nach Süden über das Mittelmeer bis zum libysch-ägyptischen Grenzgebiet. Entlang der ägyptischen Mittelmeerküste wurden verbreitet Sandstürme beobachtet, wie an der Station Sallum Plateau an der libyschen Grenze. Dort ging die Sichtweite bei mittleren Windgeschwindigkeiten bis 48,2 km/h auf 6 km zurück. Die Höchsttemperatur war bei 21,2°C. Am Flughafen von Kairo wurden ab 15 Uhr UTC Sichtbeeinträchtigungen durch Sand registriert, die Sichtweite lag zeitweise bei 1,5 km. Ab 18 Uhr UTC erreichten die Gewitter der Kaltfront den Flughafen und brachten eine Niederschlagsmenge von 14 mm in 6 Stunden.

Um 00 Uhr UTC am 14.03. befand sich der Kern von Tief DORIS über der Südtürkei. Die Okklusionsfront erstreckte sich bis Zypern, wo sie sich aufspaltete. Die Warmfront führte nach Osten über Syrien und die Kaltfront erstreckte sich nach Süden entlang des Niltals. Am Flughafen Ben-Gurion in Israel wurde durch die Kaltfront an diesem Tag nur noch eine Höchsttemperatur von 20,8°C erreicht, während es am Vortag noch 30,1°C war. Auch in Zefat in Galiläa stieg die Temperatur nur noch auf 13,6°C, während am Vortag noch 20,9°C erreicht wurden. Dabei regnete es 2,6 mm im Laufe des Tages. Der Flughafen Beirut im Libanon meldete ab 18 Uhr UTC Gewitter, welche um Mitternacht sogar Hagel brachten.

Am 15.03. wurde das Tief DORIS nicht mehr im Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte analysiert.

 

 

Geschrieben am 25.04.2016 von Sebastian Kugel

Berliner Wetterkarte: 09.03.2016

Patin: Doris Herrmann