Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet DOTA

(getauft am 09.01.2012)

 

Am 09. Januar 2012 wurde ein rasch ostwärts ziehendes Tiefdruckgebiet östlich von Neufundland und südlich von Grönland auf den Namen DOTA getauft. Es hatte sich zuvor über dem Nordosten Kanadas als Teiltief eines Tiefdruckkomplexes gebildet. Dieser befand sich an der Grenze sehr kalter Luft im Norden Kanadas mit unter -35°C in einer Höhe von etwa 5,5 Kilometern zu nicht so kalter Luft vor der amerikanischen Ostküste, wo in der gleichen Höhe eine Temperatur von etwa -20°C gemessen wurde. Zum Zeitpunkt seiner Taufe hatte das Tiefdruckgebiet DOTA einen Kerndruck von knapp unter 1000 hPa.

Bis zum 10. Januar zog der Wirbel DOTA rasch über den Nordatlantik und lag morgens bereits östlich von Island. Der Luftdruck im Zentrum des Tiefs DOTA hatte sich auf unter 975 hPa verringert. Vom Zentrum des Tiefdruckgebietes DOTA ging eine Mischfront, die sogenannte Okklusion, aus und reichte wenige hundert Kilometer nach Südosten bis zum Okklusionspunkt. Von dort aus erstreckte sich zum einen die Warmfront bis nach Schottland, zum anderen verlief die Kaltfront vom Okklusionspunkt über mehrere tausend Kilometer bis über den mittleren Nordatlantik. Die Warmfront machte sich gebietsweise durch Regen bemerkbar, wie unter anderem auf den zu Schottland gehörenden Shetland-Inseln. Die Kaltfront brachte eher konvektive Niederschläge, also Schauer, und auch auf der Rückseite der Kaltfront hielten diese durch die labile Luftschichtung weiter an. Verbunden mit deutlich kälterer Luft konnten beispielsweise in der isländischen Hauptstadt Reykjavik Schneeschauer beobachtet werden. Der konvektive Charakter der Niederschläge im Bereich der Kaltfront und auf deren Rückseite spiegelte sich auch in lokal recht hohen Niederschlagsmengen wieder. So kamen bis zum Morgen des Folgetages in Stornoway auf der schottischen Inselgruppe der Äußeren Hebriden innerhalb von 24 Stunden 13 l/m² zusammen. Der starke Luftdruckunterschied zwischen dem Tiefdruckzentrum und der Umgebung verursachte teils schwere Sturmböen, wie auf den Faröer-Inseln, wo Spitzenböen bis 55 kn registriert wurden, was dem oberen Bereich der Windstärke 10 entspricht, also einem schwerem Sturm.

Am 11. Januar war das Zentrum des Tiefdruckgebietes DOTA mit einem Kerndruck von etwas unter 970 hPa über der Insel Jan Mayen zu erkennen. Von dort ging einerseits eine Okklusionsfront nach Westen aus, die bis an die grönländische Ostküste reichte. Andererseits verlief eine zweite Okklusionsfront bis nach Nordskandinavien, wo sich weitere Randtiefs über dem Nordosten Europas anschlossen. Außerdem ging vom Zentrum des Tiefdruckgebietes DOTA eine Warmfront nach Norden aus, die nahezu parallel zur grönländischen Ostküste bis zum Arktischen Ozean verlief. Zwar gibt es in diesem Bereich nur wenige Wetterstationen, aber die auf Jan Mayen gelegene Station konnte als Folge des Tiefdruckeinflusses Schneefall registrieren, sowie starken bis stürmischen Wind mit 61 km/h im Mittel. In Böen wurde in diesem Gebiet zeitweise sogar Sturmstärke erreicht.

Am nächsten Tag waren zwei Teiltiefs, DOTA I vor der nordnorwegischen Küste sowie DOTA II im Bereich von St. Petersburg, auf der Wetterkarte analysierbar. Beide waren durch eine leicht verwellte Okklusionsfront verbunden. Südlich an das Teiltief DOTA II schloss sich eine Okklusion bis nach Weißrussland an. Östlich der Stadt Minsk teilte sich diese in eine Warmfront und eine Kaltfront, die mit nur geringem Abstand voneinander jeweils bis in den Karpatenraum reichten. Besonders die Fronten im Bereich des Teiltiefs DOTA II und südlich davon führten gebietsweise zu teils kräftigen Schneefällen.

Bis zum 13. Januar löste sich der Wirbel DOTA II bereits auf, sodass der Kern DOTA I vor der mittleren norwegischen Küste liegend wieder mit dem Namen DOTA bezeichnet wurde. Vom Tiefdruckzentrum ausgehend beschrieb eine langgestreckte Okklusionsfront einen weiten Bogen um Nordskandinavien herum zum Weißen Meer und weiter bis über das südliche Russland. Die Okklusionsfront brachte besonders im Norden Russlands gebietsweise weiteren Schnee, wie an der Station Archangelsk, und sorgte selbst im südrussischen Wolgograd für leichten Frost. Innerhalb des erwähnten Bogens, den die Okklusionsfront beschrieb, lag das Tiefdruckgebiet ELFRIEDE mit Kern über dem Finnischen Meerbusen.

In den folgenden Tagen entwickelte sich diese Zyklone zum steuernden Tief für das Wettergeschehen über Nordosteuropa und nahm den Wirbel DOTA in ihre Zirkulation auf. Somit konnte das Tief DOTA an diesem Tag das letzte Mal auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 10.03.2012 von Heiko Wiese

Berliner Wetterkarte: 10.01.2012

Pate: Dota Kehr