Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet EBERHARD

(getauft am 11.08.2015)

 

An einer verwellten Kaltfront auf der Rückseite des Wirbels DETLEF kam es durch das Aufeinandertreffen von maritimer Kaltluft und subtropischer Warmluft zur Zyklogenese, wodurch über der Iberischen Halbinsel ein neues Tiefdruckgebiet entstand, welches am 11.08.2015 den Namen EBERHARD erhielt. Die zugehörige Front verlief von der portugiesischen Küste entlang der Nordküste der Iberischen Halbinsel über die Pyrenäen bis zur Cote d’Azur, wo sie sich mit dem Frontensysten von Tief DETLEF verband. Abgesehen von der Atlantik-Küste wurde auf der gesamten Iberischen Halbinsel die 30°C-Marke überschritten. Die mit Abstand höchste Temperatur des Tages wurde am Militärflugplatz Morón de la Frontera bei Sevilla in der Provinz Andalusien mit 38,6°C gemeldet. In Andalusiens Hauptstadt Granada stieg die Temperatur immerhin auf 37,4°C. In Pamplona im Norden Spaniens lag die Tageshöchsttemperatur bei 34,9°C. Daraufhin zogen am Abend kräftige Gewitter auf, die bis Mitternacht innerhalb von 6 Stunden 13,0 mm Niederschlag in Pamplona brachten.

Zum 12.08. verlagerte sich das Tief EBERHARD kaum und lag weiterhin über der Iberischen Halbinsel. Zugehörige Fronten konnten nicht analysiert werden. Die höchste Temperatur Spaniens wurde in Granada registriert mit 38,9°C. Mit 38,6°C wurde es in der Stadt Murcia, Hauptstadt der gleichnamigen Region, fast genauso heiß. An der Atlantikküste im Nordwesten Spaniens setzte durch eine neu formierte Kaltfront am Nachmittag Regen ein. Im Bereich des Regens wurde die 25°C-Marke nicht überschritten. Von 18 Uhr UTC, d.h. 19 Uhr MEZ, bis Mitternacht fielen in Pontevedra 7,0 mm Niederschlag.

Bis zum 13.08. verlagerte sich das Tief EBERHARD über die Bretagne. Die Kaltfront erstreckte sich nach Süden über Aquitanien und das Iberische Gebirge bis über die Region Sevilla. Eine Warmfront führte vom Kern über den Norden Frankreichs, die Ardennen und das Rheinische Schiefergebirge bis zum Erzgebirge, wo sie mit anderen Systemen verbunden war. Die Warmluftzufuhr nach Mitteleuropa verschärfte die anhaltende Hitzewelle. Die höchste Temperatur Deutschlands wurde im fränkischen Öhringen mit 37,0°C registriert, darauf folgte Mannheim mit 36,6°C. Die voranschreitende Kaltfront brachte dem Südwesten Frankreichs eine Abkühlung. Am Flughafen von Moret bei Toulouse wurde 26,6°C als Höchsttemperatur gemessen, während sie am Vortag noch bei 32,2°C lag. Diese Abkühlung war von kräftigen Schauern begleitet, die bis 18 Uhr UTC in 12 Stunden 43 mm Regen brachten. Auch an der Mittelmeerküste in Montpellier wurden von 13 bis 23 Uhr UTC Gewitter gemeldet, im Zeitraum von 06 Uhr UTC bis Mitternacht fielen hier 38 mm Niederschlag. Die höchste Niederschlagsmenge wurde jedoch auf dem 1567 Meter hohen Mt. Aigoual registriert. Über den gesamten Tag fielen hier 56 mm, um 11 Uhr UTC wurde dazu noch eine Spitzenböe von 107,5 km/h registriert. Im Laufe der Nacht zogen die Gewittern entlang der Luftmassengrenze in Richtung Norden und erreichten die Benelux-Länder, wo sie bis zum nächsten Morgen um 06 Uhr UTC innerhalb von 12 Stunden für verbreitet mehr als 20 mm, in Antwerpen sogar 34 mm Niederschlag sorgten.

Am 14.08. befand sich das Tief EBERHARD über Südengland mit einem Kerndruck von 1010 hPa. An der Westflanke spaltete sich die kurze Okklusionsfront auf. Die Warmfront führte über die Benelux-Staaten, Mitteldeutschland bis über das Pilsener Becken, wo sie mit anderen Systemen verbunden war. Durch den weiteren Warmluftzufluss stieg die Temperatur vor allem im Osten Deutschlands verbreitet über 30°C. In Berlin-Dahlem wurde der neunte Heiße Tag in diesem Monat mit über 30°C verzeichnet. In Dresden wurden sogar 37°C registriert. Weiter südlich in Tschechien stieg die Temperatur auch verbreitet über 35°C. So wurden in Pilsen maximal 36,5°C gemessen und in Prag-Libus 37,3°C. Etwas kühler blieb es im Westen Deutschlands mit 25°C bis 29°C, da sich dort die Kaltfront näherte und im Tagesverlauf über Deutschland hinweg zog. Nachmittags lösten im Bereich der Front Gewitter aus, die teils sehr starke Niederschläge hervorbrachten, da der Wasserdampfgehalt in der Luft hoch war. So fielen in Dienstedt in Thüringen innerhalb von einer Stunde 31,9 mm Regen, bis 18 Uhr UTC waren es 46,6 mm. Im ostthüringischen Schmieritz wurde um 17 Uhr UTC eine einstündige Regenmenge von 51,9 mm gemeldet. In Schkölen nördlich von Schmieritz gab es sogar einen Tornadoverdacht.

Am 15.08. befand sich das Tief EBERHARD mit seinem Kern über der Nordsee vor der Küste Schottlands am Rande eines namenlosen Wirbels mit Kern über Island. Eine Okklusionsfront zog sich entlang der Ostküste Großbritanniens, eine weitere erstreckte sich bis über den Skagerrak. Von dort reichte eine Warmfront nach Südosten über Dänemark und das Stettiner Haff bis zum Karpatenvorland, wo sie in die Kaltfront eines anderen Tiefs überging. Die Kaltfront verlief über die Deutsche Bucht, das Rheinland und das Allgäu. Anschließend führte sie über die Alpen, die Turiner Ebene und das Mittelmeer bis vor die Küste Sardiniens. Deutschland war weitgehend von der Kaltfront überquert, nur im Osten Brandenburgs war es noch heiß mit 33°C in Manschnow. Sonst lagen die Höchstwerte um 25°C. Es kam verbreitet wieder zu kräftigen Gewittern mit ergiebigem Starkregen. So fielen bis 18 Uhr UTC in 12 Stunden in Kempten 28,6 mm, in Wilhelmshaven 48,8 mm, und in Osterholz-Scharmbeck bei Bremen 40,2 mm. Hier bildete sich außerdem ein Tornado der Stärke F1. An der Okklusionsfront über Norwegen regnete es an der Wetterstation Ualand nördlich von Egersund bis 06 Uhr UTC des Folgetages in 24 Stunden 62 mm, dabei gab es im Laufe des Tages einige Gewitter. Der Grund hierfür ist die Staulage der südlichen Skanden. Weiter nördlich stiegen dafür die Temperaturen durch den Lee-Effekt. Im Umland von Trondheim wurden Temperaturen zwischen 27°C und 29°C verzeichnet.

Am 16.08. verlagerte sich der Kern von Tief EBERHARD über die Insel Jan Mayen und lag am Rand eines namenlosen Tiefs über Island. Eine Okklusionsfront erstreckte sich zum Nachttermin nach Süden bis zum Skagerrak, wo sie Anschluss an eine andere Okklusion fand. Auf Jan Mayen wurde nur geringer Regen verzeichnet. Von 06 Uhr bis 18 Uhr UTC regnete es 0,4 mm. Auch in den südlichen Skanden klangen die Regenfälle an der Okklusionsfront ab, da sich der Einfluss von Hoch ISABEL verstärkte und sich die Luftmassen stabilisierten .

Am 17.08. konnte das Tief EBERHARD schließlich nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.


Geschrieben am 03.09.2015 von Sebastian Kugel

Berliner Wetterkarte: 14.08.2015

Pate: Eberhard Nitz