Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet EBERHARD

(getauft am 18.08.2009)

 

Am Dienstag, den 18.08.2009 wurde ein Tiefdruckgebiet über dem mittleren Nordatlantik auf den Namen EBERHARD getauft. Das Tief befand sich am Tag der Namensgebung etwa 2000 Kilometer östlich von Neufundland und 1800 Kilometer südlich von Grönland. EBERHARD war also noch zu weit entfernt, um den Wetterablauf über Deutschland bestimmen zu können. Der Wirbel dominierte hauptsächlich das Wetter über dem Meer, obwohl erste Ausläufer im späteren Tagesverlauf die Britischen Inseln erreichten. Am meisten Niederschlag wurde dabei in Glasgow gemessen, innerhalb von 24 Stunden kam die dortige Wetterstation auf eine Summe von 8 Litern pro Quadratmeter.

EBERHARD zog weiter ostwärts und lag mit seinem Zentrum am Mittwoch, den 19.08.2009 vor der Nordwestküste Irlands. Mit seinen Frontensystemen gestaltete das Tief den Wetterablauf über den Britischen Inseln wechselhaft, aber mild. Die größte 24-stündige Regenmenge registrierte erneut die Wetterstation in Glasgow, doch kamen diesmal gut 29 Liter auf den Quadratmeter, in Dublin waren es immerhin noch 24 l/m². Auf der Vorderseite des Tiefs gelangte außerdem auch warme Luft nach England. Eine Station in London vermeldete eine sommerliche Tageshöchsttemperatur von 30°C, sonst lagen die Werte bei angenehmen 24°C.

Deutschland profitierte ebenfalls von der Lage des Tiefs EBERHARD, daher konnten subtropische Luftmassen bis in die Bundesrepublik vordringen. Am wärmsten war es hier im Raum Breisgau, also im äußersten Südwesten. Einige Stationen meldeten in dieser Region Höchsttemperaturen um 33 Grad Celsius. Im Verlauf des Tages spaltete sich EBERHARD in zwei Teiltiefdruckgebiete auf. Eines blieb mit seinem Zentrum über Island, das andere Tief zog eingebettet in der Höhenströmung bis nach Schottland. Am Donnerstag, den 20.08.2009 setzte sich auf der Vorderseite des zweiten Tiefs mit südlicher Strömung ein Schwall extrem warmer Luftmassen (Tropenluft) bei uns durch. Damit wurde verbreitet der wärmste Tag des Jahres 2009 registriert. An vielen Orten in Westdeutschland wurde die 35°C-Marke überschritten. Maxima von 37°C wurden beispielsweise in Celle, Wunstorf, Werl, Nörvenich und Bad Kreuznach gemessen. Waghäusel-Kirrlach am Oberrhein konnte 37,5°C und Rahden-Varl in NRW sogar 37,8°C verbuchen. Überwiegend wurden die genannten Wetterstationen aber erst vor kurzer Zeit gegründet, so dass längere Zeitreihen zum Vergleich dieser Werte nicht existieren.

An Stationen, die über längere Datenreihen verfügen, wurde ersichtlich, dass die extrem hohen Werte aus dem Jahrhundertsommer 2003 meist nicht erreicht wurden. Am späten Abend dämpfte schließlich ein Kaltfrontdurchgang die Temperaturen und in der Nacht kamen die Gewitter bis nach Vorpommern, Brandenburg und Thüringen voran. Örtlich fielen dabei über 20 mm Regen. Die Temperaturen blieben daher am Freitag, den 21.08.2009 unter denen des Vortages, örtlich gab es sogar Unterschiede von bis zu 20°C. Außerdem löste sich dieses markante Teiltief im Tagesverlauf auf und nur das bei Island liegende Tief blieb erhalten. Dieses zog in den folgenden zwei Tagen weiter nach Norden und verschwand am Sonntag, den 23.08.2009 aus dem Einzugsgebiet der Berliner Wetterkarte.

 


Geschrieben am 12.10.2009 von Ronny Büttner

Wetterkarte: 20.08.2009

Pate: Petra Brückner