Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet EDITH
(getauft am 02.09.12)
Aus einer Welle über Neufundland, im Grenzbereich von
Kaltluft über Kanada und Warmluft über dem westlichen Nordatlantik, entstand
am 1. September 2012 ein Tiefdruckgebiet. Dieses Tief verlagerte sich mit westlicher
Strömung weiter bis südlich von Grönland und wurde
am 2. September auf den Namen EDITH getauft. Zum Zeitpunkt der Taufe hatte das Tief einen Kerndruck von ca. 1000 hPa und vom Kern zog sich eine Warmfront bogenförmig nach
Osten, die zugehörige Kaltfront reichte nach Südwesten. Die Zyklone zog im
Tagesverlauf in Richtung Osten bis sie am nächsten Tag westlich vor Island lag.
Ihr Zentrumsdruck hatte sich dabei auf etwa 990 hPa
verstärkt. Die Warmfront erstreckte sich in östlicher Richtung bis nach Nordengland
und die Kaltfront verlief in einem südwestlichen Bogen bis etwas südlich von
Neufundland.
Bis zum 4. September erreichte der Wirbel eine Position über
dem östlichen Teil Islands und hatte sich zu einem Orkanwirbel mit einem
Kerndruck von knapp unter 970 hPa entwickelt. Diese
Vertiefung des Druckgebildes geschah unter Einbeziehung des ehemaligen
Hurrikans KIRK, welcher südlich von Island lag und seiner hohen latenten
Energiemenge. Eine Okklusionsfront, eine Mischfront
mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, verlief vom Westen Islands über Südisland
bis zum Kern. Von dort ausgehend zog sich eine weitere Okklusion
bis vor die Südwestküste Norwegens. Vom dortigen Okklusionspunkt,
die Stelle an der sich Warm- und Kaltfront zu einer Okklusion vereinigen, erstreckte sich die Warmfront in
südliche Richtung bis nach England, nahe Birminghams. Die Kaltfront verlief in
südwestlicher Richtung, über England und Schottland hinweg, bis südwestlich von
Irland, auf der Länge von Island und ging dort in die Warmfront eines
nachfolgenden Tiefdruckgebietes über. Die Überquerung der Kaltfront, gefolgt
von einem Schwall frischer Meeresluft, hatte im Norden Schottlands einen
Temperaturanstieg auf nur noch 16°C zur Folge. Im südlichen England hingegen
wurde z.B. in Gravesend ein Temperaturmaximum von
26°C registriert. In Zentrumsnähe bildete sich außerdem ein Sturmfeld. Die
Färöer-Inseln gelangten am Morgen des Tages in diesen Bereich. Die Station Akraberg registrierte um 06 UTC, das entspricht 08 Uhr
MESZ, eine mittlere Windgeschwindigkeit von 50 Knoten, was der Windstärke 10
auf der Beaufortskala entspricht und maximale Böen von 67 Knoten, Windstärke 12
und somit Orkan. Auch weiter südlich stürmte es auf den Bergen Schottlands, wo
der Cairngorm Summit
maximale Böen von 76 Knoten meldete.
Die Zyklone zog im Verlauf weiter in Richtung Osten,
schwächte sich dabei leicht ab und befand sich am 05. September mit ihrem Zentrum
und einem Kerndruck von ca. 980 hPa über der
Westküste Norwegens. Die Okklusionsfront erstrecke
sich vom Zentrum ausgehend in einem anfangs nördlichen, später südöstlichen
Bogen über Norwegen und Schweden hinweg bis zur nördlichen Spitze des
Bottnischen Meerbusens. Vom dort gelegenen Okklusionspunkt
ausgehend zog sich die Warmfront in südlicher Richtung bis nach Litauen, knapp
nördlich der Hauptstadt. Die Kaltfront verlief in südwestlicher Richtung über
Finnland, die südliche Ostseeküste, den Norden Deutschlands und die Kanalinseln
hinweg bis knapp westlich von Frankreich. In Norddeutschland brachte die
Kaltfront des Nordmeertiefs EDITH bis zum Morgen dieses Tages vereinzelt
geringen Regen. Erst in den Vormittagsstunden hatte sich ein schmales Regenband
an der Luftmassengrenze formiert, das bis 12 UTC z.B. in Osterfeld in Thüringen
0,7 mm Niederschlag brachte. Erheblich ergiebigere Mengen Regen fielen an der
Kaltfront im Stau des norwegischen Gebirges. Im norwegischen Takle z.B.
verzeichnete die Wetterstation eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 38 mm.
Die Kaltfront überquerte Deutschland südwärts und brachte vor allem in Sachsen
und Thüringen leichten Regen, z.B. wurden in Garsebach
bei Meißen 3 mm Niederschlag registriert. In der Nacht meldeten dann auch
Stationen in Bayern und am Alpenrand Schauer.
Unter weiterer Abschwächung auf einen Kerndruck von ca. 988 hPa erreichte die Zyklone am 6. September eine Position
über dem Seegebiet nördlich von Lappland. Das Frontensystem verlagerte sich
insgesamt ostwärts, behielt seinen Verlauf vom Vortag aber bei. Auf der
Rückseite der Kaltfront gelangte subpolare Meeresluft nach Deutschland, in der
trotz Sonnenschein die Temperatur bis zum Mittagstermin, um 12 UTC, in Berlin
nur 17°C erreichte. Bis zum Folgetag veränderte das Tiefdruckgebiet EDITH seine
Kernposition nicht. Der Druck im Zentrum erreichte jedoch einen Wert von
ungefähr 990 hPa. Die Okklusion
verlief in östliche Richtung bis zur Barentssee. Vom Okklusionspunkt
ausgehend erstreckte sich die Warmfront ebenfalls in östliche Richtung bis über
Zentralrussland. Die Kaltfront verlief vom Okklusionspunkt
aus in einem südöstlichen Bogen über das Uralgebirge und die
Ukraine hinweg bis nach Jugoslawien. Im Bereich der Kaltfront kam es zu
Regenschauern.
Bis zum 9. September blieb der Wirbel stationär an seiner
Position und schwächte sich dabei weiter ab. Am 10. September lag das
Tiefdruckgebiet auf der Bodenwetterkarte von 00 UTC mit einem Zentrumsdruck von
ungefähr 995 hPa über der Halbinsel Jamal und verlagerte sich weiter nach Osten, wodurch es den
Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte verließ und daher nicht weiter auf
der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben von Sabrina Schmidt
Berliner Wetterkarte: 04.09.2012
Pate: Edith Wittkopf