Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet EKKEHARD
(getauft am 06.12.2011)
In der kräftigen Höhenströmung in etwa 5,5 km
Höhe eingebettet, entwickelte sich im Verlauf des 04. Dezember über
Nordostkanada ein sich rasch verlagerndes Tiefdruckgebiet, welches innerhalb
von zwei Tagen Südgrönland überquerte. So befand sich das Zentrum des Tiefs am
frühen Morgen des 06. Dezember knapp 200 km östlich der Südspitze Grönlands mit
einem Kerndruck von ca. 995 hPa. Noch am gleichen Tag wurde es auf den Namen
EKKEHARD getauft, da es für Europa wetterbestimmend werden sollte. Das Tief
besaß zu diesem Zeitpunkt eine kurze Okklusionsfront, welche eine Mischform aus
Warm- und Kaltfront darstellt, die sich vom Bereich des Tiefkerns bis an die
Südspitze Grönlands erstreckte. Vom Okklusionspunkt, nur wenige Hundert
Kilometer südöstlich des Kerns, reichte die Warmfront des Systems ca. 1000 km
bogenförmig nach Südosten, während die westlich von ihr gelegene Kaltfront bis
knapp vor die neufundländische Ostküste reichte. Im Tagesverlauf verlagerte
sich das Tief zügig ostwärts, wobei während der Nacht auf den 07. Dezember ein Tiefkern
vor der Südostküste Islands in das System von Tief EKKEHARD aufgenommen wurde.
Das ursprüngliche, primäre Zentrum befand sich am frühen Morgen über den schottischen
Hebriden, wohingegen das sekundäre Zentrum weiterhin vor der Südostküste
Islands lag. Beide Kerne wiesen einen Druck von knapp unter 985 hPa auf. Die
Okklusionsfront des primären Zentrums reichte spiralförmig über Schottland bis knapp
südlich von Edinburgh. Vom dort gelegenen Okklusionspunkt erstreckte sich die
Warmfront entlang der britischen Ostküste, über London und den Ärmelkanal,
sowie Paris bis über den Westrand des französischen Zentralmassivs. Außerdem
befand sich vor dieser Front eine vorgelagerte Warmfront, welche sich etwa von
Amsterdam südwärts bis über das französische Lyon erstreckte. Die Kaltfront des
Systems zog sich entlang der walisischen Westküste und westwärts auf den
Atlantik hinaus. Sie beeinflusste das Wettergeschehen in Zentralengland und
Wales, sowie Teile des südwestlich von Irland gelegenen Atlantiks. Daneben
existierte eine rückläufige Okklusionsfront, die den primären mit dem
sekundären Kern verband. Diese Okklusionsfront reichte vom sekundären Kern
weiter entlang der Süd- und Westküste Islands bis nordwestlich von Reykjavik. Aufgrund
der hohen Verlagerungsgeschwindigkeit der Zyklone kam es insbesondere an der
Kaltfront zu starken Windböen. Im irischen Shannon wurden im Laufe des 07.
Dezember bis zu 87 km/h registriert, im walisischen Aberporth sogar 102 km/h. Auf
der Hebrideninsel Tiree wurden sogar Orkanböen bis zu 119 km/h gemessen. Neben
den Windböen beeinflusste Tief EKKEHARD mit Niederschlägen an dessen
Frontensystem das Wettergeschehen Europas. So fielen beispielsweise in Glasgow
bis zum Folgetag 11 l/m², in Amsterdam waren es 6 l/m². Insbesondere aber in Deutschland
verzeichnete man ergiebige Mengen. In Cuxhaven fielen innerhalb von 24 Stunden
23 l/m², in Emden 21 l/m². Der im Harz gelegene Ort Braunlage registrierte
durch die Stauwirkung des Gebirges sogar 25 l/m². Spitzenreiter war allerdings
Oberstdorf mit 29 l/m². Im Tagesverlauf verlagerte sich die Zyklone sehr rasch
in östlicher Richtung und erreichte mit ihrem Zentrum am frühen Morgen des 08.
Dezember die Ostseeinsel Bornholm. Der Kerndruck lag dabei knapp unter 995 hPa.
Die Okklusionsfront des Wirbels erstreckte sich vom Kern ausgehend über Nord-
und Ostpolen bis über die hohe Tatra. Am dort befindlichen Okklusionspunkt
reichte die kurze Warmfront bis Belgrad, während die Kaltfront bogenförmig
knapp südlich der Alpen bis südlich von Genf verlief. Zusätzlich wies das Tief
eine rückläufige Okklusionsfront auf, welche sich über die norddeutsche
Tiefebene bis über die deutsche Bucht erstreckte. Insbesondere in der Nähe des
Tiefzentrums kam es an den beiden Okklusionsfronten erneut zu teils ergiebigen
Niederschlägen. Bis zum Folgetag wurden auf Bornholm 19 l/m² und in Schleswig
20 l/m² registriert. Da die Zyklone kühle Meeresluft subpolaren Ursprungs nach
Mitteleuropa transportierte, entwickelten sich auf der Tiefrückseite größere
Niederschlagsgebiete und Schauer, die teilweise, wie am Abend des 08. Dezember
bei München, gewittrig ausfielen. Die größten Niederschlagsmengen fielen in
Braunlage mit 16 l/m² und in Kassel mit 10 l/m². Aufgrund der nach wie vor
hohen Zuggeschwindigkeit des Wirbels kam es im Flachland, vor allem aber auf
den Bergen zu kräftigen Windböen. So wurden in Dresden und auf dem
Hohenpeißenberg 83 km/h gemessen, in List auf Sylt 97 km/h und auf dem Brocken
sogar Orkanböen mit bis zu 133 km/h. Tief EKKEHARD verlagerte sich im weiteren
Tagesverlauf zügig nach Osten und erreichte am frühen Morgen des 09. Dezember
die Region knapp südöstlich der weißrussischen Hauptstadt Minsk. Der Kerndruck
betrug zu diesem Zeitpunkt etwas unter 1015 hPa. Die Zyklone wies eine
Okklusionsfront auf, welche sich vom Kern ausgehend in südliche Richtung bis
über das nordwestliche Schwarze Meer erstreckte. Die Frontpassage ging mit
Niederschlägen zumeist in flüssiger Form einher. Bis zum Folgetag fielen
beispielsweise im weißrussischen Brest 3 l/m². In Minsk registrierte man im
gleichen Zeitraum 5 l/m². Im Tagesverlauf füllte sich das Tief EKKEHARD weiter
auf, sodass es am 10. Dezember nicht mehr in der Berliner Wetterkarte als
eigenständiges Tiefdruckgebiet analysiert werden konnte.
Geschrieben am 24.12.2011 von Alexander Bütow
Berliner Wetterkarte: 08.12.2011
Pate: Kirsten Pott