Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ELENA

(getauft am 19.09.2018)

 

Am Tiefdruckkomplex DORCAS nordwestlich von Großbritannien bildete sich am 19.09. ein Wellentief aus, das sich im Verlauf zu einem eigenständigen Tiefdruckgebiet entwickelte. Dieses sollte in den folgenden Tagen stürmisches und kühleres Wetter nach Europa bringen und wurde in der Prognose für den 20.09. auf den Namen ELENA getauft.

Die frontale Welle ELENA befand sich am 20.09. um 00 Uhr UTC mit einem Luftdruck von minimal 1010,9 hPa südwestlich von Großbritannien. 00 Uhr UTC entspricht dabei 02 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ). Durch die zyklonale Drehung von Tiefdruckgebieten, also der Drehung entgegen des Uhrzeigersinns, werden warme Luftmassen von Süden nach Nordosten und kalte aus dem Norden nach Südwesten gelenkt. Die Luftmassengrenzen werden auch als Fronten bezeichnet. Dort ist eine erhöhte Wetteraktivität, z.B. das Auftreten von Regen oder Gewittern zu erwarten. Auch das Frontensystem des Tiefs ELENA bildete eine scharfe Grenze zwischen maritimer Arktikluft aus dem Norden und maritimer Subtropikluft aus südlichen Regionen. Die Warmfront erstreckte sich vom Zentrum nach Osten bis über die Keltische See und ging dort in die Kaltfront der vorangehenden Zyklone DORCAS II über. Die Kaltfront der Zyklone ELENA verlief nach Westen und ging mitten über dem Atlantik in die Warmfront des nachfolgenden, noch unbenannten Tiefdruckgebietes über, das später auf den Namen FABIENNE getauft wurde. Im Tagesverlauf zog das Tief ELENA Richtung Nordengland und verstärkte sich dabei zu einem Sturmtief, sodass z.B. im walisischen Dorf Capel Curig sogar orkanartige Böen zwischen 103 und 117 km/h auftraten. Dabei zog auch die Warmfront über England hinweg und sorgte für teils starke Regenfälle. So wurden in Capel Curig innerhalb von 24 Stunden bis zum Folgetag um 06 Uhr UTC 61,2 Liter pro Quadratmeter gemessen und an den Stationen Sennybridge und Bala innerhalb von zwölf Stunden bis 18 Uhr UTC 43 bzw. 46 Liter Regen pro Quadratmeter verzeichnet.

Nach einer deutlichen Verstärkung lag das Sturmtief ELENA mit einem um 20 hPa gefallenen Kerndruck von knapp 990 hPa am 21.09. um 00 Uhr UTC über Nordengland. Bis 06 UTC fiel der Kerndruck sogar noch weiter auf 976 hPa ab. Im Verlauf zog das Tief weiter ostwärts über die Nordsee bis nach Norwegen. So kam es an der Nordseeküste im Tagesverlauf häufig zu Windböen der Stärke 10 bis 11 auf der Beaufortskala und über der Nordsee und an der Südküste Norwegens sogar zu Stärke 12, also zu Orkanböen. Die Station Utsira Fyr erfasste Spitzenböen von 136,9 km/h Stärke. Auch im Landesinneren traten verbreitet Sturmböen und zum Teil auch schwere Sturmböen auf. Die Warmfront erstreckte sich in östliche Richtung bis über Dänemark, Südschweden und die Ostsee und ging über dem Baltikum in die Kaltfront des Tiefs DORCAS II über. Entlang dieser Luftmassengrenze kam es besonders in Norwegen zu ergiebigem Regen. So z.B. an der Wetterstation Eik Hove mit 73 Litern pro Quadratmeter oder in Fossmark mit 73,5 Litern Regen pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden ab 00 Uhr UTC. Einen beachtlichen Wetterumschwung brachte auch die Kaltfront des Tiefdruckgebietes ELENA. Sie verlief um 00 Uhr UTC vom Kern ausgehend nach Süden über den Ärmelkanal und bog sich über der Biskaya weiter nach Westen, bis sie über dem Atlantik in die Warmfront des Tiefs FABIENNE überging. Diese Front zog im Tagesverlauf ostwärts über Deutschland hinweg, wodurch die Temperaturen erheblich zurückgingen und damit das Ende der ungewöhnlich langen und sehr warmen Witterungsperiode eingeleitet wurde. So sank in Potsdam die Temperatur innerhalb von 20 Minuten von 14:30 Uhr UTC bis 14:50 Uhr UTC um 10 Grad ab. An der Wetterstation Dahlem stieg die Temperatur bis 12 Uhr UTC zwar vor der Kaltfront nochmals auf maximal 30,3°C an, nach Durchzug der Front konnten am Folgetag jedoch nur noch maximal 17,6°C verzeichnet werden. Auch leichte Regenschauer und einzelne Gewitter an der Ostgrenze Deutschlands ereigneten sich aufgrund der Kaltfront der Zyklone ELENA. Im Verlauf des 21.09. okkludierten nämlich beide Fronten. Das bedeutet, dass die Kaltfront die Warmfront einholt und sich die kalten Luftmassen aufgrund ihrer größeren Dichte unter die warmen schieben. Der Punkt, an dem dies geschieht, wird Okklusionspunkt genannt, die dabei entstehende Front Okklusionsfront oder auch Mischfront. Beim Aufsteigen der warmen Luftmassen kommt es an diesen Mischfronten meist zu Regenfällen oder auch Gewittern.

Nachdem der Wirbel ELENA einen markanten Wetterumschwung in Deutschland gebracht hatte, zog er bis zum 22.09. unter weiterer Vertiefung zu einem Orkantief nach Nordosten. So lag er mit rund 975 hPa mit seinem Zentrum um 00 Uhr UTC über der Westküste Norwegens. Dabei erstreckte sich eine Okklusionsfront von Nord nach Süd durch den Kern. Der Okklusionspunkt selbst befand sich etwas nordöstlicher über der schwedischen Ostküste zum Bottnischen Meerbusen. Von dort verlief die Warmfront zunächst nach Osten und bog sich dann aber an der Küste zum Weißen Meer nach Südosten, bis sie über der russischen Oblast Wologda den Kaltfrontcharakter der Zyklone DORCAS annahm. Die Kaltfront des Tiefs ELENA erstreckte sich vom Okklusionspunkt Richtung Süden über die Baltischen Staaten hinweg bis zur Slowakei und verlief von dort weiter nach Südwesten bis über Slowenien, wo sie in die Warmfront eines unbenannten Tiefs über Norditalien überging. Auch an diesem Tag kam es zu ausgesprochen windigem Wetter. So wurden in Norwegen besonders an der Westküste verbreitet Windböen der Stärke 8 bis 10 gemessen, vereinzelt kam es auch wiederum zu Orkanböen. Entlang der Okklusionsfront stellten sich erneut Regenschauer ein, die 24-stündig z.B. am norwegischen Flughafen Mosjøen, Kjærstad 41,9 Liter pro Quadratmeter bis zum Folgetag 06 Uhr UTC brachten.

Am 23.09. um 00 Uhr UTC erreichte die Zyklone ELENA mit 968,5 hPa den tiefsten Luftdruck in ihrem gesamten Verlauf. Ihr Kern lag zu diesem Zeitpunkt über dem Andfjord im Nordwesten Norwegens. In diesem Bereich wurden wiederum Sturmböen bzw. schwere Sturmböen beobachtet. Vom Okklusionspunkt über der Barentssee verlief die Mischfront in südwestliche Richtung bis zum Kern des Tiefs ELENA. Diese führte erneut zu teils ergiebigen Regenfällen, sodass in der norwegischen Stadt Harstad und an der Station Seljelia 24-stündig bis zum Folgetag 06 Uhr UTC 31,0 bzw. 50,7 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen wurden. Zudem erstreckte sich die Warmfront des Wirbels ELENA um 00 Uhr UTC vom Okklusionspunkt im Bogen nach Südosten bis über die Region Perm. Die Kaltfront verlief vom Okklusionspunkt nach Süden bis über die Nordküste des Schwarzen Meeres und ab dort in westliche Richtung bis über das kroatische Kapela-Gebirge. Diese drängte die warmen Luftmassen weiterhin nach Osten ab. Ansonsten waren Warm- und Kaltfront nicht mehr sonderlich wetteraktiv.

Bis zum Folgetag hatte sich das Tiefdruckgebiet ELENA wieder etwas abgeschwächt und war weiter nordwärts gezogen. So lag es am 24.09. mit einem Kerndruck von knapp 975 hPa mit dem Zentrum über der Region der Bäreninsel zwischen dem Nordkap und der Insel Spitzbergen. Im Laufe dieses Tages verlagerte sich das Tief noch weiter nordwärts und lag am 25.09. nach erneuter Abschwächung bereits über Spitzbergen, wo um 00 Uhr UTC ein Luftdruck von ca. 976,3 hPa gemessen wurde. An beiden Tagen verlief nur noch die Okklusionsfront durch das Tiefzentrum hindurch und brachte weiterhin leichte, anhaltende Niederschläge von bspw. 2,8 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des 25.09. in Hopen oder 1,4 Liter pro Quadratmeter auf der Bäreninsel mit sich. Im Laufe dieser beiden Tage schwächte sich das Tief ELENA immer weiter ab und zog polwärts, sodass es ab dem 26.09. nicht mehr namentlich auf der Berliner Wetterkarte erschien.