Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ELFRIEDE
(getauft am 10.01.2014)
In der Nacht zum 10.01.2014 entstand über dem nordöstlichen Nordatlantik ein Wellentief,
das mit seinem Zentrum vor der Südwestküste Islands lag und auf den Namen ELFRIEDE
getauft wurde.
Vom Kern zog sich
eine rücklaufende Okklusion, d.h. eine Mischfront mit Eigenschaften von Warm-
und Kaltfront, nach Nordwesten über Angmagssalik und
das grönländische Eismassiv. Eine weitere Okklusion verlief in einem Bogen in
entgegengesetzter Richtung, knapp westlich an der irischen Atlantikküste vorbei,
bis sie sich auf der Breite von Bordeaux wieder in Warm- und Kaltfront teilte.
Von dort reichte die Warmfront noch einige Hundert Kilometer weiter nach
Südwesten bis knapp südlich der Azoren. Die Kaltfront hingegen erstreckte sich bogenförmig
über die Azoren und teils verwellt bis über den westlichen Nordatlantik.
Wegen des
ausgedehnten und blockierenden Tiefdruckkomplexes CHRISTINA-DAGMAR über
Skandinavien, blieb das Zentrum des Tiefs ELFRIEDE bis zum 11.01.2014 um 00 Uhr
UTC, das entspricht 01 Uhr MEZ, nahezu stationär. Der
Kerndruck des Tiefs ELFRIEDE betrug zu dieser Zeit etwa 990 hPa. Am Morgen
näherte sich von der Nordsee ein atlantischer Tiefausläufer, der zu dem mittlerweile
aus mehreren Kernen bestehenden Tiefsystems ELFRIEDE gehörte, dessen einzelne
Zentren über Okklusionsfronten miteinander verbunden
waren. Vom Hauptkern über dem Süden Islands zog sich eine Okklusion über die
Nordsee bis kurz vor die norwegische Küste. Von dort spaltete sich eine Warmfront
ab und verlief über Oslo und Südschweden, bevor sie knapp nördlich von Gotland
endete. Die Okklusion beschrieb dagegen einen Bogen über die Südspitze
Norwegens und reichte mit Kaltfrontcharakter am Boden weiter über die Nordsee,
Birmingham und Bristol bis nahe der Nordwestspitze der Iberischen Halbinsel. Diese
ausgeprägte Luftmassengrenze blieb in den folgenden 24 Stunden über dem
südlichen Skandinavien erhalten und verlagerte sich dabei etwas nach Süden.
Das Tiefdrucksystem
ELFRIEDE lag in der Nacht zum 12.01.2014 mit dem Kern des Teiltiefs ELFRIEDE I
über der Südspitze Norwegens und dem des Teiltiefs ELFRIEDE II über der Ostsee
nahe Gotland. Die mitgeführte sehr kalte arktische Luft gewann weiter nördlich
etwas an Raum und überdeckte am Morgen, ausgenommen den Süden Schwedens, ganz
Skandinavien. Die Temperatur sank bis zum frühen Morgen in Uppsala nahe
Stockholm bis -13°C und die Schneegrenze rückte bis zum südlichen Rand des Vänersees vor. Im Norden Schwedens wurde in der Nacht in Nikkaluokta starker Frost bis -37°C gemessen. Sehr kalt
wurde es auch in einigen Tälern Südnorwegens, wie beispielsweise in Drevsjo mit einem Minimum von -29°C. Die Zyklone ELFRIEDE zog
einem Kurzwellentrog, d.h. einem Kaltluftvorstoß nach Süden in einer Höhe von
ca. 5,5 km, folgend ost- bis südostwärts und erreichte am Tag die baltische
Küste. Dort fiel der Niederschlag bis auf den Norden Estlands als Regen. Über
Deutschland breitete sich von Westen her wieder mildere Luft aus. Die
Temperatur erreichte fast überall im Land Höchstwerte von 6°C bis 7°C. Nur auf
dem Brocken, im Thüringer und Bayerischen Wald sowie im Erzgebirge wurde mit
Temperaturmaxima wenig unter dem Gefrierpunkt ein Eistag verzeichnet.
In der Nacht zum
13.01.2014 verharrte die Temperatur im äußersten Westen und Nordwesten
Deutschlands über dem Gefrierpunkt. Am wärmsten blieb es auf Helgoland mit
einer Tiefsttemperatur von 3,2°C, die Nordsee hatte in der Deutschen Bucht eine
Wassertemperatur von 7°C bis 9°C. Die beiden Teiltiefs von ELFRIEDE verlagerten
sich bis nach Litauen bzw. den Raum Moskau. Vom Wirbel ELFRIEDE I reichte eine
Kaltfront über Warschau bis kurz vor Berlin. Die Warmfront verlief dagegen nach
Südosten Richtung Kiew, ging jedoch auf halber Strecke in die Kaltfront des
Zentrums ELFRIEDE II über. Von diesem erstreckte sich ebenfalls eine Warmfront
in einem nach Süden geöffneten Bogen bis einige Hundert Kilometer nordöstlich
von Wolgograd.
Am 14.01.2014 um 00
Uhr UTC lag der wieder vereinte Wirbel ELFRIEDE mit seinem Schwerpunkt über dem
Osten des europäischen Russlands. Seine horizontale Ausdehnung reichte noch von
Finnland und dem Baltikum bis zum Schwarzen Meer und dem Ural. Rückseitig der Zyklone
ELFRIEDE schneite es zu dieser Zeit vielerorts bei bedecktem Himmel schwach bis
mäßig, westlich des Urals sogar teils stark. In den folgenden Stunden schwächte
sich das Tief ELFRIEDE zunehmend ab und bereits am Folgetag verlor es seinen
Einfluss auf Osteuropa. Im weiteren Verlauf nahm die Intensität des Tiefdruckgebietes
ELFRIEDE weiter rasch ab. Horizontal war das Tief inzwischen stark auf den Raum
westlich des Urals begrenzt.
Am 16.01.2014 verschwand
das Tief ELFRIEDE Richtung Nordosten aus dem Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte
und konnte daher nicht weiter analysiert werden.
Geschrieben von Jasmin Holzapfel
Berliner Wetterkarte: 12.01.2014
Pate: Elfriede Fuchs