Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  ELFRIEDE

(getauft am 11.08.2008)

 

Aus einer atmosphärischen Welle heraus entstand am 09.08. nordöstlich der Küste Neufundlands ein zunächst noch schwach ausgeprägtes Tiefdruckgebiet. In der zu diesem Zeitpunkt zonal, also von West nach Ost, ausgerichteten Höhenströmung verlagerte es sich ostwärts über den Atlantik. Am 11.08., als das Tiefdruckgebiet etwa 1000 km südlich von Island mit einem Kerndruck von 989 hPa lag und der Einfluss auf das mitteleuropäische Wettergeschehen absehbar war, taufte es der diensthabende Meteorologe der Berliner Wetterkarte auf den Namen ELFRIEDE. Am Folgetag hatte der eigentliche Tiefdruckkern, der nunmehr über Irland lag, schon seinen Höhepunkt überschritten. Der Okklusionsprozess, also der Zusammenschluss von Warm- und Kaltfront, war bereits abgeschlossen. Zudem war die vertikale Achsenneigung zwischen Höhen- und Bodentief beinahe senkrecht, was normalerweise ein Zeichen für das baldige Ende eines Tiefdruckgebietes ist. Jedoch hatte sich schon tags zuvor an der Südflanke des Wirbels ELFRIEDE eine weitere Welle gebildet, aus der über der Bretagne ein neuer Tiefdruckkern hervorging.

Während dieser zweite Kern nach Nordosten um ELFRIEDE I herumgeführt wurde, kam es über dem westlichen Alpenraum zu einer weiteren Wellenbildung, die vor allem im Südwesten Deutschlands zu ergiebigen Niederschlägen führte. Diese fielen örtlich mit 51 mm wie beispielsweise in Freiburg oder 64 mm auf dem Feldberg sehr kräftig aus. Auf dem Weg nach Nordosten schwächte sich das gesamte Frontensystem dann stark ab, so dass nordöstlich einer Linie Hamburg-Görlitz kaum noch nennenswerte Niederschlagssummen auftraten.

Am Morgen des 13.08. erstreckte sich der Tiefdruckkomplex ELFRIEDE vom ersten Teilzentrum über Irland zum stärksten mit 981 hPa über der Nordsee hinweg bis zum dritten Kern über Mittelschweden. Dabei reichte der Einflussbereich mit starker Bewölkung und Niederschlägen über weiten Teilen des Baltikums und Polen, den südöstlichen Alpenraum bis in die Südhälfte Spaniens hinein.

ELFRIEDE I, die mit ihrem Zentrum stationär über Irland liegen blieb, füllte sich am folgenden Tag stark auf und fand am 14.08. keine eigenständige Erwähnung mehr. Während sich der vormals zweite Kern ebenfalls unter Abschwächung nun über Südnorwegen befand, verstärkte sich der ehemals dritte Kern, der von der Schwedisch-Finnischen Grenze weiter zur Barentssee zog. Dort als nunmehr einzig verbliebener Kern von ELFRIEDE mit einem Kerndruck von knapp 980 hPa erstreckten sich die Reste des Frontensystems in einem Bogen über Novaja Semlja, das Uralgebirge bis knapp südlich von Moskau. Die Wetterwirksamkeit war zu der Zeit bereits auf ein Minimum gesunken.

Mit weiterem Kurs Richtung Karasee entfernte sich das Tief ELFRIEDE vom Europäischen Kontinent und erschien somit am 16.08. ein letztes Mal auf der Berliner Wetterkarte.


Geschrieben am 06.10.2008 von Andreas Blei

Wetterkarte: 13.08.2008

Pate: Elfriede Hübl