Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ELISABETH

(getauft am 26.03.2018)

 

Entlang des ausgedehnten und sich wellenförmig deformierenden Frontensystems des Tiefs DEIRDRE mit Kern nördlich von Irland entwickelte sich im Laufe des 26.03. über dem Atlantik ein neuer Tiefdruckwirbel, der anhand der Prognosekarte vom 26.03. für 12 Uhr UTC, also 13 Uhr MEZ, des Folgetages auf den Namen ELISABETH getauft wurde. Dieser Wirbel befand sich um 00 Uhr UTC des 27.03. mit einem Kerndruck von unter 1020 hPa über dem Atlantik, in etwa auf der Schnittlinie von Paris und dem grönländischen Tasiilaq, südwestlich des Tiefs DEIRDRE. Von seinem Zentrum gingen zu diesem Zeitpunkt mehrere Fronten aus: Eine Warmfront verband sich östlich des Kerns mit der Kaltfront des Tiefs DEIRDRE, eine erste Kaltfront ging in südwestlicher Richtung über dem Atlantik in das Frontensystem einer noch unbenannten Zyklone über während eine zweite Kaltfront sich westlich des Kerns ausgehend über den Atlantik nach Südwesten erstreckte.

Auf der Südseite des ausgeprägten und steuernden Tiefs DEIRDRE wurde das sich verstärkende Wellentief ELISABETH unterhalb einer kräftigen Westströmung im Tagesverlauf rasch nach Osten geführt, sodass es sich am 28.03. gegen 00 Uhr UTC mit einem um knapp 10 hPa gefallenen Druck bereits über der Keltischen See, südöstlich von Irland, befand. Eine kleinskalige Warmfront zog sich südöstlich des Kerns ausgehend in Richtung der Bretagne und ging nahe Rennes in die Kaltfront des Wirbels DEIRDRE über, der sich mit seinem Zentrum nur geringfügig nach Nordosten in Richtung der Färöer verlagert hatte. Eine der Warmfront nacheilende Kaltfront zog sich in südwestlicher Richtung über den Atlantik, die sich westlich der Azoren mit dem Frontensystem des sich entlang der Ostküste Amerikas nach Norden verlagernden unbenannten Tiefs verband. Hebungsprozesse im Bereich des Zentrums des Wirbels ELISABETH sowie entlang dessen Frontenausläufern hatten ein Niederschlagsband entstehen lassen, welches in der Nacht zum 28.03. zunächst auf Westfrankreich sowie den äußersten Südwesten Großbritanniens traf und sich im Tagesverlauf unter zunehmender Ausprägung und Intensivierung über Frankreich hinweg nach Deutschland und Westpolen verlagerte. Binnen 24 Stunden brachte der einsetzende Regen bis 06 Uhr UTC des Folgetages am Pariser Flughafen Orly 6,2 mm, bei Nancy 15,1 mm und in Besançon 18,4 mm. In den Niederlanden, über welches das Zentrum auf seiner östlich-nordöstlichen Zugbahn im Laufe des 28.03. hinweg zog, wurden ebenfalls verbreitet zwischen 9 und 15 mm registriert. Über Deutschland wurden durch anhaltenden und teils schauerartig verstärkten Regen in Berlin-Tempelhof 8,1 mm, in Schmücke 11,9 mm und in Emden 18,8 mm gemessen, der im Norden und Osten sowie in den Hochlagen der Mittelgebirge zeitweise auch als Schnee fiel. Vielerorts konnte sich hier durch die leichten bis mäßigen Schneefälle auch im Flachland eine dünne, jedoch zumeist kurzlebige Schneedecke ausbilden. Hamburg meldete gegen 06 Uhr UTC eine Schneehöhe von 6 cm, Greifswald und Putbus von je 8 cm und Schleswig von 13 cm. Am intensivsten fielen die Niederschläge jedoch aufgrund von Stau- und erzwungenen Aufgleitvorgängen der feuchten Luftmassen in kältere Luftschichten beim Auftreffen auf die Gebirgsketten im Bereich der Alpen aus: Binnen 24 Stunden wurden in Freudenstadt 27,0 mm und auf dem Feldberg 29,5 mm registriert. Im selben Zeitraum meldeten die Niederschlagsmesser nahe dem französischen La Chaux-De-Fonds 29,3 mm, auf dem Säntis in der Schweiz 38,7 mm und im österreichischen Alberschwende gar bis zu 51,0 mm.

Zum 29.03. war das Tief ELISABETH mit seinem ausgeprägten Niederschlagsband von Frankreich nach Deutschland gezogen und lag gegen 00 Uhr UTC mit einem auf unter 1000 hPa gefallenen Kerndruck über Hamburg. Teile der Warmfront waren in den vergangenen Stunden von der ihr nacheilenden Kaltfront eingeholt worden, sodass sich in dem Bereich eine Okklusionsfront hat ausbilden können, die Eigenschaften beider Frontensysteme in sich vereint. Diese reichte vom Kern in südöstlicher Richtung bis zu ihrem Okklusionspunkt, der Stelle in der Warm- und Kaltfront ineinander übergehen, bei Dresden. Von Dresden zog sich die Warmfront anschließend weiter über Prag, Wien, Zagreb bis nach Rom und die Kaltfront über München und Grenoble sowie, zwischenzeitlich über Nordspanien den Charakter eine Warmfront annehmend, über Lissabon weiter nach Westen und ging anschließend erneut über den Atlantik in das Frontensystem des sich in Richtung Neufundland verlagernden, unbenannten Wirbels über. Entlang dieser nach Osten voranschreitenden Kaltfront entwickelte sich im Laufe der Vormittagsstunden über Italien ein neuer, auf den Namen FRANZISKA getaufter Tiefdruckwirbel, der für den südlichen Alpenraum wetterbestimmend wurde. Dass dem Tief ELISABETH zuzuordnende Niederschlagsband verlagerte sich währenddessen unter einsetzender Abschwächung von Deutschland über Polen nach Nordosten. Letzte Niederschläge entlang der Südflanke des Wirbels hielten sich zunächst noch über Deutschland, brachten aber kaum größere Niederschlagssummen mit sich. In Glücksburg fielen durch leichten Schneefall bis 06 Uhr UTC innerhalb von 24 Stunden 5,5 mm und in Putbus, hier in Sprühregen übergehend, 3,5 mm. Durch Regen und Schneeregen wurden in Warschau 5,0 mm, in Brest 8,0 mm und im polnischen Darlówko 11,7 mm registriert. Wesentlich höhere Niederschlagsmengen wurden entlang der nach Osten voranschreitenden Warmfront über Slowenien, Ungarn und Teilen Österreichs registriert: An der Rudolfshütte im Nationalpark Hohe Tauern wurden 21,7 mm, im ungarischen Weißbrunn 25,6 mm und in Weitensfeld Gurktal in Kärnten 30 mm registriert. In Slowenien, das zunehmend durch das sich von Westen nähernde Tief FRANZISKA beeinflusst wurde, fielen in Ljubljana je nach Stadtlage zwischen 31,7 und 42,9 mm, in Katarina 47,5 mm und an der Messstation auf dem Vogel, in den Julianischen Alpen gar bis zu 79,4 mm.

Gegen 00 Uhr UTC des 30.03. befand sich das Zentrum des leicht an Intensität verlierenden Tiefs ELISABETH mit einem um 5 hPa angestiegenen Kerndruck über der polnischen Ostseeküste bei Koszalin, westlich von Danzig. Seine Okklusionsfront, deren Ausgangspunkt sich östlich des Kerns befand, zog sich über Danzig und Bialystok bis zu ihrem Okklusionspunkt nahe Lwiw in der Ukraine. Von dort reichte die Warmfront weiter über Rumänien bis südlich von Bukarest und die ihr nacheilende Kaltfront über Ungarn bis nach Budapest, wo sie sich mit der Kaltfront der Zyklone FRANZISKA verband, die ihren Einflussbereich zunehmend auf Mittel- und Osteuropa ausweitete. Über dem Baltikum lösten sich die Niederschläge im Kernbereich des Wirbels ELISABETH im Tagesverlauf allmählich auf, dennoch wurden lokal nochmals ergiebigere Niederschlagsmengen registriert. Leichter Schneefall führte innerhalb von 24 Stunden in Riga 3,0 mm, im estnischen Ruhnu 4,2 mm und im litauischen Utena, in Regenschauer übergehend, 10,0 mm mit sich. Auch über Weißrussland und der Ukraine verloren die nach Westrussland abziehenden Niederschläge allgemein an Intensität. Kiew meldete in Regen übergehenden und teils von Hagel begleiteten Schneefall mit 3 mm, Lwiw dagegen Regenschauer mit 4 mm und Gomel in Weißrussland Schneeschauer mit bis zu 8,0 mm. Im westrussischen Woronesch wurden 3,0 mm und sowohl in Livny als auch in Kursk je 4,0 mm gemessen.

Zum 31.03. hatte das Zentrum des sich in fortschreitender Auflösung befindlichen Wirbels ELISABETH das Baltikum erreicht und lag um 00 Uhr UTC mit einem auf knapp 1010 hPa angestiegenen Druck über Riga. Westlich des Kerns ausgehend reichte eine nur noch geringfügig wetteraktive Okklusionsfront in einem Bogen nördlich um den Kern herum und weiter über Weliki Nowgorod in Westrussland und Minsk nach Westen bis etwa Posen. Zusätzlich zweigte von dieser nahe Weliki Nowgorod in südöstlicher Richtung eine bei Wolgograd endende Warmfront ab. Im Laufe der Vormittagsstunden schwächte sich der Tiefdruckwirbel ELISABTH zunehmend ab, sodass dieser am 01.04. auf der Berliner Wetterkarte nicht mehr als eigenständiges Tief analysiert und somit auch nicht mehr auf jener namentlich verzeichnet werden konnte. Über Westrussland konnten sich im Bereich der Warmfront jedoch die Niederschläge in der Region um Kursk und Woronesch zwischenzeitlich nochmals intensivieren: Durch teils schauerartig verstärkte Regen- und Schneeschauer fielen in Livny sowie Kursk je 10,0 mm und in Woronesch 15,0 mm, ehe auch hier die Niederschläge im Laufe des 01.04 rasch nachließen und, nur noch schwach ausgeprägt, nach Osten abzogen.