Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ELISA
(getauft am 10.01.2020)
Am
08.01.2020 um 00 Uhr UTC bzw. 01 Uhr MEZ lag ein noch unbenanntes
Tiefdruckgebiet vor der amerikanischen Nordatlantiküste, zwischen den Städten
Washington und Boston. Es war ein ausgeprägtes Tief mit zugehöriger Warm- und
Kaltfront sowie einem Kerndruck von 1010 hPa. Die Kaltfront zog sich in einem
Bogen über den Norden der Vereinigten Staaten. Die Warmfront reicht bis zum
Tief DAMIRA, welche zu diesem Zeitpunkt über dem Nordatlantik verharrte. Bis 18
Uhr UTC am selben Tag verlagerte sich das Tief weiter in Richtung Neufundland,
wobei der Kerndruck nochmal sank. Zu dieser Zeit lag der Kerndruck bei 990 hPa.
Die Warmfront und die daran verbundene Okklusionsfront verlagerten sich weiter
Richtung Europa.
Am
nächsten Tag um 00 Uhr UTC betrug der Druck im Zentrum 985 hPa. Das Zentrum des
unbenannten Tiefdruckgebietes lag zwischen der Prinz-Edward-Insel, Nova Scotia
und Neufundland. Zu diesem Zeitpunkt begann die Okklusion des Tiefs. Eine
Okklusion entsteht, wenn die schneller ziehende Kaltfront
die vorlaufende Warmfront einholt und vom Boden her anhebt. Der Punkt, an dem
dies geschieht, wird Okklusionspunkt bezeichnet. Die Kaltfront zog sich im
Bogen von Neufundland über den Nordatlantik in Richtung des britischen
Überseegebiets Bermuda. Die Warmfront zog sich von Neufundland bis zu den
Azoren und ging anschließend über in die Okklusionsfront des Tiefs DAMIRA. Im
weiteren Verlauf des Tages verlagerte sich das Tief weiter in Richtung Europa. Das
Zentrum lag dann über dem Nordatlantik mit einem Druck von 975 hPa.
Am
10. Januar 2020 um 00 Uhr UTC wurde das Tiefdruckgebiet von der Berliner
Wetterkarte auf den Namen ELISA getauft. Tief- sowie Hochdruckgebiete werden
benannt, wenn diese einen Einfluss auf das europäische Wetter haben werden. Das
okkludierte Tiefdruckgebiet mit Warm- und Kaltfront befand sich zu dieser Zeit
über dem Nordatlantik, die Fronten zogen im Bogen über den Azoren sowie in
Richtung Nordamerika. Der Druck im Zentrum sank nochmals weiter auf 970 hPa. In
den folgenden sechs Stunden zog das Tief mit zugehöriger Okklusionsfront weiter
und lag dann zwischen Grönland und Island, wobei die Warmfront nur eine geringe
Länge hatte. Der Druck fiel nochmals um 5 hPa, auf 965 hPa. Bis 12 Uhr UTC am selben
Tag fiel der Druck erneut um 10 hPa. In der isländischen Hauptstadt Reykjavík lag
die Temperatur bei +12°C. Vor dem Eintreffen der Okklusionsfront wurde auf den
Färöer-Inseln in Tórshavn eine Temperatur von 5,5°C und ein Druck von 1002 hPa
gemessen. Die Warmfront von Tief ELISA lag vor Irland, dort wurden an der
Wetterstation Mace Head 9,4°C gemessen. Aufgrund des blockierenden
Hochdruckgebiets CHRISTIAN hatte das Tief ELISA zu diesem Zeitpunkt nur einen
geringen Einfluss auf das Wetter in Mitteleuropa. Um 18 Uhr UTC erreichte das
Tief ELISA den tiefsten Kerndruck von 940 hPa über Reykjavík. Die Warmfront
sorgte über Irland für einen Temperaturanstieg auf 10,0°C an der Wetterstation
Mace Head. Innerhalb von 12 Stunden wurde dort eine Niederschlagsmenge von 3,0
mm durch leichte Regenschauer gemessen. In Island, Botnsheiði,
wurde eine Temperatur von 0,9°C gemessen. Zu dieser Zeit wurden in Korpa über einen Zeitraum von 12 Stunden eine
Niederschlagsmenge von 13,0 mm gemessen, welcher sich aus leichtem Regen und
Sprühregen zusammensetzte. Im Osten Islands, in Hallormsstaður,
wurden im gleichen Bezugszeitraum 32,2 mm gemessen, da sich dort nicht das
Zentrum des Tiefdruckgebiets ELISA befand. Im Zentrum des Tiefs ELISA, in Hraunsmúli, gab es Böen mit einer Geschwindigkeit von 137
km/h, Windstärke 12. Im gesamten Land gab es unterschiedliche
Windgeschwindigkeiten. Im Osten des Landes, in Hamarsfjörður,
gab es Böen mit nur 43 km/h, was einem Windstärke 6 auf der Beaufort-Skala entspricht.
Am
11.01.2020 um 00 Uhr UTC blieb das Tiefdruckzentrum weiter über Island. In
Reykjavík wurde ein Druck von 949,1 hPa sowie eine Temperatur von 3,0°C
gemessen. Die Fronten von Tief ELISA zogen weiter, und so verlagerte sich die
Okklusionsfront bis 50km vor die norwegische Atlantikküste. Die Kaltfront des
Tiefdruckgebietes zog über weite Teile der Nordsee sowie Südengland, wogegen
sich die Warmfront über dem Norden der Britischen Inseln befand. Im Gegensatz
zu Reykjavík wurde in London ein hoher Luftdruck von 1029,1 hPa gemessen. Im
Südwesten Islands, in Keflavík, wurde um 09 Uhr UTC
von einer Wetterstation leichter Schneeregenschauer gemeldet. Im Nordwesten, in
Ísafjörður, wurde bei einem Druck von 958 hPa zu der
Zeit durchgehend mäßiger Schneefall gemeldet. Auf dem Berggipfel des Setur wurde um 12 Uhr UTC -7,1°C gemessen. Ein Grund für
diese Temperatur war neben der Erhebung der starke und in Böen Orkanstärke
erreichende West-Südwest-Wind. Im weiteren Tagesverlauf ziehen die Fronten weiter
Richtung Nordeuropa.
Bis
zum 12. Januar 2020 um 00 Uhr UTC bildeten sich zwei Tiefdruckzentren aus, die
mit römischen Ziffern benannt wurden. Das Tief ELISA I lag westlich der
isländischen Atlantikküste mit einem Kerndruck von 970 hPa. Das zweite Tief,
ELISA II, befand sich südöstlich von Jan Mayen mit einem um 10 hPa geringeren
Druck. Die okkludierte Front zog sich vom Westen Islands über Jan Mayen bis
nach Lappland. Über dem Süden Finnlands kam es zur Spaltung der okkludierten
Front in Warm- und Kaltfront bei einer Temperatur von +2,3°C. In Reykjavík lag
die Temperatur um 00 Uhr UTC bei -4,1°C und auf Jan Mayen wurden -1,0°C
gemessen. Die Warmfront zog sich in einem Bogen, ausgehend von der finnischen
Hauptstadt, über das Baltikum sowie die Städte Tallinn, Visby, Kopenhagen und
Kiel. Die Kaltfront zog, mit ihrem Ursprung über Finnland, im Bogen über
Stockholm, Skagen, Grimsby, Plymouth sowie Ponta Delgada.
Somit hatte die Kaltfront ein größeres Einflussgebiet als die Warmfront.
In
der Nacht zum 13.01.2020 bildete sich zusätzlich zu den ursprünglichen zwei
Tiefdruckzentren noch ein drittes aus. Das erste war weiterhin westlich von
Island mit einem Kerndruck von ca. 970 hPa zu verorten. Das Zentrum des Tiefs
ELISA II lag südöstlich der Färöer-Inseln sowie nordwestlich der norwegischen
Atlantikküste, somit über dem europäischen Nordmeer. Das dritte Teiltief, ELISA III, konnte wie das zweite einen Kerndruck
von 975 hPa aufweisen. Das Zentrum dieses Tiefdruckgebietes lag über dem
russischen Ort Oskolkovo an der Petschoramündung.
Die drei Teiltiefdruckgebiete wurden durch eine okkludierte Front verbunden,
welche bis vor das westliche Uralgebirge verlief. Über die russischen
Hauptstadt Moskau zog sich die Kaltfront, zwischenzeitlich Warmfrontcharakter
annehmend, bis zur polnischen Ostseeküste und ging schlussendlich in eine
Okklusionsfront über Norddeutschland über. Die daran anschließende Kaltfront zog
sich über Süddeutschland, Zentralfrankreich und der Biskaya.
Bis
Dienstag, den 14. Januar 2020 um 00 Uhr UTC wurden die sich abschwächenden
Tiefdruckgebiete ELISA I und II in die Zirkulation des Tiefs FENJA aufgenommen,
übrig blieb das vormalige Tief ELISA III mit einem Kerndruck von ca. 985 hPa. Es
erfolgte eine Abspaltung der Okklusionsfront über dem Uralgebirge. Die
Warmfront des Tiefdruckgebietes neigte sich Richtung Archangelsk und die
Kaltfront breitete sich von der Barentssee nach Murmansk aus. Im Laufe des
Tages löste sich auch der Rest des Tiefs ELISA auf, da das herankommende
Tiefdruckgebiet FENJA mehr an Intensität gewann und es so in sich aufnahm.