Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ELISONIA

(getauft am 02.07.2018)

 

Im Laufe des 30.06. und 01.07. entwickelte sich über Spanien an der Ostflanke eines vom Hauptstrom abgetrennten Troges kalter Luft ein neuer Tiefdruckwirbel. Der Vorstoß kalter Luft aus Norden, der mit einem Bereich tieferen Luftdrucks einhergeht und auch Trog genannt wird, befand sich westlich über dem Atlantik. Anhand der Analysekarte für den 02.07., 00 Uhr UTC, was 02 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit entspricht, wurde der sich darin entwickelnde Tiefdruckwirbel auf den Namen ELISONIA getauft.

Das Tief ELISONIA wies zu dem Zeitpunkt mehrere, über Südfrankreich, Ostspanien und vor Portugal liegende Kerne mit einem Druck von jeweils um oder knapp unter 1010 hPa auf. Ein zugehöriges Frontensystem konnte zu diesem Zeitpunkt nicht analysiert werden. Während sich die Kerne über Spanien und Portugal bereits im Laufe des 02.07. auflösten, zog der über Frankreich liegende Kern unter Verstärkung über das Zentralmassiv hinweg nach Nordwesten. Aufgleitvorgänge im Bereich der einzelnen Zentren sowie entlang einer sich im Bereich des Kerns über Frankreich ausprägenden Front ließen im äußersten Norden der Iberischen Halbinsel sowie über Teilen Frankreichs lokale und mitunter rechte ergiebige Schauer und Gewitter entstehen. Innerhalb eines Zeitraumes von 24 Stunden wurden bis 6 Uhr UTC des folgenden Tages in A Coruña 9,0 mm, in Vila Real 12,7 mm und bei Oviedo mit 24,2. Über Frankreich registrierten die Messgeräte im selben Zeitraum 27,7 mm in Laval, 30,8 mm am Flughafen Lann Bihoué bei Lorient, und 43,0 mm an der Station „Beg Melen“, einem Leuchtturm auf der Insel Groix vor der Bretagne. Die Niederschlagsmengen und -intensitäten waren dabei lokal sehr unterschiedlich ausgeprägt. So fielen beispielsweise während eines Schauers am Flughafen Lyon-Bron, 10 Kilometer östlich von Lyon, in nur 6 Stunden 37,0 mm, im davon etwa 12 Kilometer entfernten Flughafen Lyon Saint-Exupéry hingegen wurden in derselben Zeitspanne anhaltende und von Hagel begleitete Gewitter mit jedoch nur 10 mm Niederschlag gemeldet.

Zum 03.07. hatte sich das verbliebene Zentrum des Tiefs ELISONIA entlang der Ostflanke des bestimmenden Höhentroges vom Zentralmassiv in Richtung der Bretagne verlagert und lag gegen 00 Uhr UTC mit einem Kerndruck von circa 1010 hPa unweit von Lorient, südwestlich von Rennes. Vom Kern des Wirbels erstreckte sich in östlicher Richtung eine Okklusionsfront zunächst bis über Paris. Als Okklusionsfront wird dabei eine Mischfront bezeichnet, die sowohl Warm- also auch Kaltfronteigenschaften aufweist. Die Stelle, an der Warm- und Kaltfront ineinander übergehen und eine solche Okklusionsfront bilden, wird Okklusionspunkt genannt. Ein solcher befand sich knapp östlich der französischen Hauptstadt, vom dem sich die Warmfront über die Vogesen und die Alpen hinweg nach Südosten erstreckte und, über dem Dinarischen Gebirge zwischenzeitlich den Charakter einer Kaltfront annehmend, weiter bis über Sofia reichte. Die der Warmfront nacheilende Kaltfront zog sich vom Okklusionspunkt über Lyon und Toulouse in Richtung der Pyrenäen. Über Frankreich kam es zu weiteren lokalen Schauern und Gewittern, die beispielsweise am Pariser Flughafen Charles De Gaulle in 24 Stunden 10,9 mm, in Leucante 15,7 mm und in Lannion 23,2 mm mit sich führten. Während der Großteil Deutschlands im Bereich trockener und warmer Festlandsluft lag, in der bei nur vereinzelten Wolken vielerorts 15 bis 16 Sonnenstunden verzeichnet werden konnten, lag der äußerste Süden des Landes im Bereich der Luftmassengrenze zu den deutlich feuchteren Luftmassen des Tiefs ELISONIA. So fielen in Konstanz 8,2 mm, an der Station Titisee Neustadt-Waldau knapp 15 mm und in Oberstdorf 27,5 mm. Entlang dieses sich nur geringfügig verlagernden Frontensystems kam es neben Süddeutschland in weiten Teilen der Alpenregion ebenfalls zu teils sehr ergiebigen Schauern und Gewittern mit Niederschlagsmengen über 20 mm: In Zürich wurden innerhalb von 24 Stunden 25,8 mm, in Mailand 34 mm und im österreichischen Arriach 37,1 mm. Am stärksten fielen die Niederschläge jedoch im bretonischen Quimper aus, worüber der Wirbel auf seiner nordwestlichen Zugbahn im Tagesverlauf langsam hinweg zog. Anhaltender, teils schauerartig verstärkter Regen brachte hier binnen 12 Stunden bis zu 52,3 mm.

Am 04.07. um 00 Uhr UTC lag das Zentrum des bereits leicht an Stärke verlierenden Tiefs ELISONIA nordwestlich der Bretagne über der Keltischen See, in dessen Kernbereich der Druck in den vergangenen Stunden auf etwa 1015 hPa angestiegen war. Eine Warmfront, die im Bereich des Zentrums noch den Charakter eine Okklusionsfront aufwies, zog sich vom Kern ausgehend entlang der Südküste von Cornwall über Le Havre und Zürich nach Südwesten, weiter über die Alpen und östlich von Belgrad zwischenzeitlich Kaltfrontcharakter annehmend bis über Warna und das Schwarze Meer. Über Frankreich und Teilen der Alpen hielt im Bereich der Front die Schauertätigkeit weiter an. Beispielsweise fielen innerhalb von 24 Stunden in Méaulte 29,5 mm, bei Tours 30,6 mm und in Avord 37,8 mm. Bei Mailand wurden 24,6 mm, in der Schweiz in Vicosoprano 28,2 mm und in Kufstein 36,0 mm gemessen. Auch über Teilen Süddeutschlands wurden lokal nochmals teils starke und von Gewittern begleitete Schauer registriert: In Saarbrücken wurden während dieser 28,4 mm, auf dem Großer Arber 28,3 mm und in Klippeneck bis zu 36,1 mm Niederschlag gemeldet. Im gleichen Zeitraum fielen am Flughafen von Saarbrücken 28,4 mm, während im etwa 45 Kilometer entfernten Weißkirchen an der Saar lediglich 0,2 mm registriert wurden. An der Südflanke des Wirbels wurden zugleich feuchte Luftmassen vom Atlantik über den Südwesten und Westen Frankreichs geführt, wodurch die Niederschläge trotz fortschreitender Abschwächung des Tiefs ELISONIA nochmals an Intensität gewinnen konnten. So wurden in Clermont-Ferrand 29,1 mm, in Cazaux 31,5 mm und in Aurillac 34,1 mm gemessen.

In den vergangenen 24 Stunden hatte sich das Zentrum des sich zunehmend in Auflösung befindlichen Wirbels ELISONIA kaum verlagert und befand sich ohne ein analysierbares Frontensystem um 00 Uhr UTC des 05.07. mit einem Druck von 1015 hPa weiter knapp nördlich der Bretagne, über der Keltischen See. Im Tagesverlauf schwächte sich im Bodenniveau der Tiefdruckwirbel ELISONIA zunehmend ab, sodass dieser am 06.07. nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte als eigenständiger Wirbel analysiert und somit auch nicht mehr namentlich verzeichnet werden konnte. Der zugehörige Höhentrog verlagerte sich im Tagesverlauf ohne korrelierendes Bodentief von der Bretagne in Richtung Deutschland und anschließend unter Auflösung weiter nach Osten. Hebungsprozesse unterhalb dieses Troges führten neben letzten, meist geringen Niederschlägen über Teilen Frankreichs, besonders aber über der Südhälfte Deutschlands und der Alpenregion zur Entwicklung weiterer, mitunter kräftiger ausfallender Schauer und Gewitter, die erst im Laufe des 07.07. nachließen. So fielen binnen 24 Stunden bis 6 Uhr UTC des 07.07. in Neuburg an der Donau 20,3 mm, an der Station Hohenpeissenberg 23,4 mm und in Chieming bis zu 41,4 mm. Bei Salzburg fielen im selben Zeitraum 37,4 mm und am Flughafen von Linz gar bis zu 60,1 mm. Nach Abzug beziehungsweise Auflösung letzter Niederschläge im Laufe des Tages stellte sich, von lokalen Ausnahmen abgesehen, über Frankreich und der Alpenregion anschließend ein trockener und freundlicherer Witterungsabschnitt ein.