Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ELKE
(getauft
am 13.03.2016)
Tiefdruckgebiete sind eine Folge der
starken Temperaturgegensätze, die durch die unterschiedlich starke Einstrahlung
der Sonne auf der Erde entstehen. Zyklonen bauen somit den starken Gradienten
von kalter arktischer und tropischer Luft ab. Die Auslöser für die Entstehung
von Hoch- und Tiefdruckgebieten am Boden liegen jedoch meist in den höheren
Luftschichten. Dabei existiert insbesondere im Winterhalbjahr ein starker
Jetstream, ein Starkwindband, was sich wellend um die nördliche sowie südliche
Hemisphäre erstreckt. Dieser trennt die unterschiedlich temperierten Luftmassen
voneinander. Bei einem Vorstoß kalter Luftmassen nach Süden spricht der
Meteorologe von einem Trog, bei einem Vorstoß warmer Luftmassen nach Norden von
einem Keil. Auf der Vorderseite eines solchen Troges setzte in der zweiten
Tageshälfte des 13.03.2016 durch aufsteigende Luftbewegung Druckfall am Boden
ein, wodurch ein Tiefdruckgebiet entstehen konnte und in der Prognose für den
Folgetag auf den Namen ELKE getauft wurde. Dabei war der Entstehungsort nicht
unbedingt typisch für Tiefdruckgebiete, die das Wettergeschehen über
Mitteleuropa beeinflussen. Das Tief hatte seinen Ursprung im Nordosten Europas,
besser gesagt über Karelien im Osten Fennoskandinaviens und verlagerte sich im
weiteren Verlauf nach Südwesten. Ursache für diesen ungewöhnlichen
Entstehungsort war ein mächtiger Keil über Gesamtmitteleuropa, der am Boden das
Hochdruckgebiet JOACHIM hervorrief und die klimatologisch überwiegende
Westwindströmung blockierte.
Am 14.03. befand sich das Zentrum des Tiefs
ELKE mit einem minimalen Luftdruck von ca. 1022 hPa über dem
finnisch-russischen Grenzgebiet. Dabei reichte eine sogenannte Okklusion, eine
Mischfront aus Warm- und Kaltfront, ausgehend von einem Tief mit Kern über dem Franz-Josef-Land
durch den Wirbel ELKE weiter nach Süden, ehe sich die Okklusion über dem
Nordwesten Estlands in eine nach Südwesten bis nach Dänemark reichende
Warmfront und eine bis über den Osten Schwedens reichende Kaltfront aufteilte.
Insbesondere die durchgehende Okklusion verursachte in Finnland in der Nacht
bei meist leichtem Frost um –2°C leichte Schneefälle. Um 07 Uhr MEZ wurden in
12 Stunden 4 mm Niederschlag in Kajaani Petaeisenniska und 3 mm in Taivalkoski
Urheilutie gemessen. Dabei kann etwa von 1 cm Neuschnee pro mm Niederschlag
ausgegangen werden, bei lockerem pulvrigem Schnee auch mehr. So kamen bei der
vorhandenen Schneedecke von 90 cm im Norden Finnlands und etwa 30 cm im Süden des
Landes etwa 2 bis 5 cm Neuschnee dazu. Das Frontensystem des Tiefs brachte im
Vergleich zum Vortag in Finnland eine leichte Erwärmung mit sich. Ursache war
einerseits die Drehung des Winds auf westliche bis nordwestliche Richtungen,
mit der mildere maritime Luft einströmen konnte und andererseits die stärkere
vertikale Durchmischung der Luftschichten durch die Fronten. Die zuvor sich
haltende kühle Schicht am Boden, die am 13.03. nur Höchstwerte von -2 bis -4°C
im Norden und der Mitte Finnlands zuließ, wurde durch den Frontdurchgang
verdrängt, weshalb maximale Tagestemperaturen von +2 bis +4°C zu leichtem
Tauwetter führten. Weiter südlich zog über Dänemark und Deutschland die
Warmfront hinweg, die jedoch keine erwähnenswerten Niederschläge mit sich
brachten, da die mächtige Antizyklone JOACHIM sich noch im Einflussbereich fand.
Jedoch stiegen die Temperaturen sowohl in der Höhe, als auch am Boden im
Vergleich zum Vortag an. So wurde im Druckniveau von 850 hPa, was etwa 1500 m
Höhe entspricht, tags zuvor über Deutschland noch -4°C gemessen, während am
Folgetag bis zu +3°C verzeichnet wurden. Weiter am Boden erwärmte es sich in
Berlin auf bis zu 8°C, tags zuvor gab es eine um 5 Grad kühlere
Höchsttemperatur. Besonders stark war der Temperaturanstieg in Lübben im Spreewald
zu beobachten, dort wurde es mit 9°C sogar 7 Grad wärmer als am Vortag. Bedingt
durch die Drehrichtung des Hochdruckgebiets JOACHIM im Uhrzeigersinn strömte
die Warmluft ungewöhnlicherweise von Norden ein. Besonders warm wurde es dabei
in der Region Oslo, wo Temperaturen bis 17°C gemessen wurden. Auch weiter
östlich in Südschweden wurden bedingt durch die hinter der Warmfront
einströmende Warmluft des Tiefs ELKE örtlich Höchstwerte um 10°C gemessen,
diese lagen im Schnitt etwa 5 Grad höher als am Vortag. Auch hier verhinderten
die absinkenden Luftbewegungen des mächtigen Hochs JOACHIM die Niederschlagsprozesse
weitgehend, sodass nur kaum messbare Mengen unter 1 mm in 12 Stunden bis zum
Abend fielen.
Das Tiefdruckgebiet ELKE lag am Folgetag um
01 Uhr mit minimal etwa 1020 hPa über dem polnisch-ukrainischen Grenzgebiet.
Vom Kern aus reichte eine Okklusion bis zum Okklusionspunkt über Westpolen, von
wo aus sich die Warmfront bis über das südliche England und die Kaltfront bis
nach Südschweden erstreckte. Zusätzlich führte noch eine Kaltokklusion nach
Norden bis etwa nach St. Petersburg. Die Tiefstwerte in Deutschland fielen
durch den Durchgang der Warmfront wesentlich wärmer aus, als am Vortag. So
lagen in der norddeutschen Tiefebene die Minima unter sehr tief hängenden
Wolken bei etwa 2 bis 3°C, nachts zuvor wurde z.B. in der Prignitz noch ein
Tiefstwert von -6°C verzeichnet. Umgekehrt war es vor der Warmfront unter nur
leicht bewölktem Himmel in der Südhälfte von Deutschland. Dort wurde in dieser
Nacht verbreitet leichter, z.T. auch mäßiger Frost gemeldet. Im Oberrheingraben
kühlte es sich mit -1 bis -2°C bis zu 7 Grad mehr ab, als noch in der Nacht
zuvor. Besonders kalt wurde es in Sonnenbühl auf der Schwäbischen Alb mit -8°C.
Am Okklusionspunkt, wo die Hebungsvorgänge am stärksten sind, wurde am Morgen
um 07 Uhr MEZ in 12 Stunden vor allem in der Lausitz und den angrenzenden
Regionen Niederschlag registriert. In Eibau-Walddorf in der Oberlausitz fielen
9 mm, in Bad Muskau noch 5 mm und am Flughafen Berlin-Schönefeld immerhin noch
2 mm Niederschlag. Dabei regnete es nicht nur, es schneite teilweise auch, vor
allem im Bergland. In Görlitz wurde um 07 Uhr MEZ eine Schneehöhe von 2 cm, in
Karsdorf südlich von Dresden 4 cm und in Chemnitz 1 cm Schnee gemessen. Aber
auch im nördlichen Tschechien und im südlichen Polen kam es zu Niederschlägen
von meist 4 bis 9 mm, örtlich wurden bis zu 16 mm registriert. Auch die
tschechische Hauptstadt Prag meldete am Morgen bis zu 2 cm Schnee. Die
Niederschläge des Wirbels ELKE breiteten sich im Tagesverlauf nach Südwesten
aus. Insbesondere Bayern und Baden-Württemberg waren von den Niederschlägen
betroffen. Während in Franken meist nur um 1 mm Niederschlag fiel, wurden in
der Mitte und im Süden Bayerns verbreitet 4 bis 7 mm gemessen. Im Alpenvorland
gab es durch den Stau der Alpen mit bis zu 11 mm etwas mehr Niederschlag in 12
Stunden bis 19 Uhr MEZ. Dabei fiel ein Großteil der Niederschläge in fester
Form, dieser blieb aber nicht flächendeckend liegen. Am Mittag um 13 Uhr MEZ meldete
der Nürnberger Flughafen eine Schneehöhe von 3 cm und in Gelbelsee bei Ingolstadt
wurden sogar 8 cm Schnee registriert. Bis zum Abend war der Schwerpunkt der
Niederschläge weiter südlich zu finden. In den etwas erhöhten Gebieten des
Alpenvorlands wurden um 19 Uhr MEZ in Chieming 7 cm, in Schongau 8 cm und in
Kempten 4 cm Schnee gemessen. In Nürnberg wurden bei einer maximalen Temperatur
von 4°C nur noch Schneeflecken gemeldet. In einem Streifen von Augsburg nach
Salzburg wurde durch die starke Auskühlung in der Nacht und die lang
anhaltenden Schneefälle nur Maximaltemperaturen wenig über dem Gefrierpunkt
gemessen. In Siegsdorf-Höll in Oberbayern gab es an diesem Tag im März mit
knapp -1°C sogar noch einen Eistag, wofür das Maximum der Temperatur nicht über
0°C steigen darf. Das Tiefdruckgebiet ELKE löste sich nun zunehmend auf, trotz
dessen wurden im Osten Österreichs bis zum Folgetag um 01 Uhr MEZ in 6 Stunden
noch Niederschlagsmengen von 1 bis 4 mm gemessen. Auch im Osten Bayerns fiel
mit bis zu 4 mm in Eggenfelden im gleichen Zeitraum noch etwas Niederschlag.
Das Tiefdruckgebiet ELKE war am 16.03. um
01 Uhr MEZ bereits so schwach, dass es nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte
analysiert werden konnte.
Geschrieben von Dustin Böttcher am
28.03.2016
Berliner Wetterkarte: 15.03.2016
Pate: Elke-Margrit Probst