Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet EMILYA
(getauft am 14.11.2010)
Über Südfrankreich vollzog sich am 14.11.2010
eine Zyklogenese, wobei das daraus entstandene Tief auf den Namen EMILYA
getauft wurde. Dabei traten im zentralen Frankreich in der Nacht zum 15.11.2010 recht hohe Regenmengen auf, wie z.B. in Vichy mit 34mm und Clermont-Ferrand mit 33mm. Das Tief EMILYA verlagerte sich
bis zum Folgetag kaum und wies einen Kerndruck von etwa 1010hPa auf.
Am 16.11.2010 lag
das Tief EMILYA über dem Mittelmeer zwischen der Côte d’Azur und Korsika. An
seiner Ostflanke wurde von Süden weiter sehr milde Luft nordwärts geführt, so
lagen die Höchstwerte der Temperatur im östlichen Ungarn über 20°C (Debrecen
22°C). Dagegen hatte sich in Mitteleuropa nun vollständig die von Westen
einfließende subpolare Meeresluft durchgesetzt, in der die Maxima nur noch bei
2 bis 10°C lagen. Über der Südosthälfte Deutschlands wurde die von Südosten
aufgleitende Warmluft gehoben und führte hier zu länger anhaltenden und erneut
auch ergiebigen Niederschlägen. Die höchsten Regenmengen wurden aus dem
südlichen Brandenburg gemeldet. In Cottbus fielen 24-stündig 24mm, was zu einer
dortigen Niederschlagssumme in der ersten Novemberhälfte von etwa 110mm führte.
Das war mehr als das Doppelte des Monatssolls. Im Berliner Raum fielen am
16.11.2010 zwischen 14 und 17mm.
Die zu
okkludieren begonnene Zyklone EMILYA lag am 17.11.2010 mit seinem Kern bei
Korsika und änderte seine Position und Stärke im Vergleich zum Vortag nur
wenig. Das trübe Novemberwetter setzte sich in Deutschland fort, nur ganz im
Nordwesten gab es wenige Auflockerungen. Vor allem im Osten, aber auch in
Schleswig-Holstein regnete es noch zeitweise. Dabei fielen in Schleswig
24-stündig 14mm und in Kiel 9mm Regen. Das Temperaturniveau ging noch etwas
zurück, wobei in Brandenburg nur Höchstwerte von 3 bis 4°C auftraten.
Deutschland
lag am 18.11.2010 im Einflussbereich des bodennah recht schwach ausgeprägten
Tiefs EMILYA, das am Morgen mit seinem Zentrum über Slowenien lag. In der Nacht
zum 18.11.2010 ließ die Niederschlagsaktivität in Deutschland im Bereich eines
Höhenkeils nach, am Vormittag verstärkte sich der Regen von Südosten her
wieder, da sich der am Morgen noch über der Adria gelegene Randtrog zusammen
mit dem Bodentief EMILYA nordwärts vorschob und Deutschland auf die
Hebungsseite des Troges geriet. Kräftige Regenfälle traten in der Nacht an der
Adria auf, in der südkroatischen Stadt Dubrovnik z.B.
waren 45mm gefallen.
Am
Rande eines Langwellentroges wanderte ein Kurzwellentrog am 19.11.2010 mit dem
kleinen Tiefdruckgebiet EMILYA von Slowenien aus nordwärts zur Ostsee. An
seiner Ostflanke hielt sich über Polen noch feucht-milde Luft, in der in
Warschau die Temperatur bis 10°C, im Südosten des Landes bis 12°C stieg. In
Deutschland war es mit Höchstwerten von 4 bis 9°C etwas kühler und es kam
hauptsächlich im Nordosten und Osten wieder zu länger anhaltendem und
ergiebigem Regen. Im Berliner Raum und weiter nördlich fielen am 19.11.2010
Mengen von 10 bis 20mm, an der Ostsee vereinzelt auch noch mehr, Greifswald
meldete eine 24-stündige Regenmenge von 24mm. In Berlin-Dahlem wurde dabei mit
einer Gesamtsumme von 88mm bereits 177% des Monatssolls erreicht.
Bis zum Folgetag
verlagerte sich das Tief EMILYA zur schwedischen Ostseeinsel Gotland. Der
Durchzug seiner nach Südosten bis zur weißrussisch-russischen Grenze
verlaufenden Kaltfront brachte Riga eine 24-stündige Regenmenge von 3mm, Minsk
meldete 6mm. Seine Warmfront hatte eine Ostausrichtung und reichte bis zum Raum
nördlich von Moskau.
Das Tief EMILYA zog
unter weiterer Abschwächung bis zum 21.11.2010 südostwärts zur Küste des Oblasts
Kaliningrad. Der damit verbundene Niederschlag belief sich auf 5mm in den
vorangegangenen 24 Stunden.
Bis zum 22.11.2010
verlagerte sich das Zentrum von Tief EMILYA rasch ostwärts und lag etwa 300km
südöstlich von Moskau, bevor es seine Wetterwirksamkeit verlor und am 23.11.2010 von der Berliner Wetterkarte verschwand.
Geschrieben am 26.11.2010
von Jasmin Krummel
ausgewählte Berliner Wetterkarte:
16.11.2010
Pate: Familie Paepcke