Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet EMMA

(getauft am 12.01.2016)

 

Nordwestlich vom Tiefdruckwirbel CAROLINA mit Kern über Großbritannien befand sich am 11.01.2016 in der mittleren Troposphäre in ca. 5500 km Höhe ein Gebiet tiefen Luftdrucks. So konnte über Island ein kleines Tief entstehen. Auf der 00 Uhr UTC-Analyse, das heißt um 01 Uhr MEZ, des 12.01. wurde dieses Tief auf den Namen EMMA getauft, da ersichtlich wurde, dass dieses Tief auf das Wetter in Mitteleuropa Einfluss nehmen würde. Zum Zeitpunkt der Taufe besaß das Tief EMMA einen Kerndruck von ca. 1010 hPa. Außerdem hatte das Tief bereits eine Warmfront, die stark gekrümmt nach Osten verlief, und eine Kaltfront, die sich vom Tiefdruckkern nach Westen erstreckte, ausgebildet.

Bis zum Folgetag zog das Tief EMMA weiter südlich. Nach wie vor besaß die Zyklone EMMA eine Warm- und Kaltfront sowie eine rückseitige Okklusion. Die Warmfront erreichte bereits bis über Irland. Dort fielen innerhalb von 6 Stunden bis 12 UTC kaum nennenswerte Niederschläge, lediglich in Belmullet im Norden Irlands waren es 6 mm. Ab den Mittagsstunden begann die schnellere Kaltfront die langsamere Warmfront einzuholen, die dadurch neu entstandene Mischfront wird Okklusion genannt.

Auf der 00 UTC Bodenanalyse des 14.01. wurde das Tiefdruckgebiet EMMA über England mit einem Kerndruck von etwas über 1000 hPa analysiert. Vom Tiefkern ging eine Okklusion aus, die über dem Süden Englands in eine Kaltfront überging. Im weiteren Verlauf wurde das Frontensystem deutlich aktiver. Im Westen Englands gab es innerhalb von  24 Stunden bis 00 UTC verbreitet um die 10 mm Niederschlag. Die höchste Niederschlagsumme kam im Capel Curig mit 24 mm zusammen. Bis zum Mittag zog die Zyklone EMMA über die Nordsee. Der Kerndruck fiel auf ca. 996 hPa. Eine Okklusion verlief vom Tiefkern über die Niederlande im Bogen bis nach Südwestfrankreich. An der Front fielen innerhalb von 6 Stunden bis zum Mittag in Brüssel und Amsterdam 6 mm und in Hoek van Holland an der Nodseeküste11mm Niederschlag. Am Nachmittag zog die Okklusion über den Westen Deutschlands und brachte bis 18 UTC zum Beispiel in Bochum 1,8 mm und in Bielefeld 4,6 mm. Hinter der Front wurden kalte maritime Luftmasse polaren Ursprungs herangeführt, so dass die Niederschläge in Schnee übergingen.

In der Nacht befand sich das Tiefdruckgebiet EMMA weiterhin über den Benelux-Staaten mit einem Kerndruck von unter 1000 hPa. Die Okklusion verlief von den Niederlanden beginnend über den Norden Deutschlands und Tschechien bis nach Kroatien. Der Niederschlag fiel überwiegend als Schnee. Die gemeldeten Niederschlagsummen innerhalb von 12 Stunden bis zum Morgen waren in Leipzig 2 mm, in Berlin und München 0 bis 1 mm und in Hamburg ebenfalls 2 mm. Auf dem Brocken waren es immerhin 10 mm. In den Niederlanden und Belgien, welche sich im Einflussbereich des Kernes von EMMA befanden, wurde deutlich mehr Niederschlag registriert. In Brüssel wurden 21 mm gemessen, in Amsterdam 5 mm und in Melle in Belgien 22 mm.

Am Mittag wurde das Tief EMMA auf der 12 UTC-Bodenanalyse über Mitteldeutschland analysiert. Der Kerndruck betrug zu diesem Zeitpunkt 1006 hPa. Die Okklusion hatte sich bereits an den Ostrand der Karpaten verlagert. Innerhalb von 12 Stunden fielen bis zum Abend in Warschau 5 mm, im Westen der Ukraine 8 mm und im rumänischen Semenic 18 mm Niederschlag. Des Weiteren befand sich ein Niederschlagsgebiet südlich des Kerns der Zyklone EMMA, welche im gleichen Zeitraum für 20 mm in Brüssel und im Stau des Schwarzwaldes in Baiersbronn-Ruhestein für 38 mm Niederschlag sorgte.

In den folgenden Stunden gelangte das Tief EMMA in eine kräftigere Westströmung und verlagerte sich somit schneller nach Osten. Bis zur 00 UTC-Analyse des 16.01. besaß das Tiefdruckgebiet EMMA, welches über dem Grenzgebiet zwischen Polen und der Ukraine lag, eine Okklusion, die sich vom Tiefdruckkern nach Süden erstreckte. Über Moldawien teilte sich die Okklusion in eine Warmfront, die sich weiter über das Schwarze Meer erstreckte und eine Kaltfront auf. Diese reichte vom Okklusionspunkt über Moldawien bis nach Griechenland und ging dort in die Warmfront von Tief FUTABA über. Des Weiteren ging eine rückseitige Okklusion entlang der Karpaten nach Westen ab. In der Ukraine wurden mit Durchgang der Okklusion von 18 bis 06 UTC 16 mm in Kiew und 17 mm in Zhytomyr gemessen. Die Warmfront hingegen war kaum wetteraktiv. An der Kaltfront fielen überwiegend schauerartige Niederschläge, zum Beispiel wurde in Bukarest 1 mm und im Norden Bulgariens in Zimnicea 10 mm innerhalb von 12 Stunden bis 06 UTC registriert. Bis zum Nachmittag verlagerte sich die Okklusion weiter nach Osten und brachte bis 18 UTC innerhalb von 12 Stunden 10 bis 11 mm im Osten der Ukraine, wie zum Beispiel in Hubynykha.

Die Kaltfront blieb hingegen quasistationär. Dort trafen Luftmassen polaren Ursprungs auf warme und feuchte Subtropikluft, so dass im Zusammenspiel mit dynamischen Hebungsprozessen über Bulgarien und Rumänien anhaltender Dauerregen, der teils mit Gewittern durchsetzt war, entstehen konnte. Dieser Dauerregen brachte von 12 bis 18 UTC in Sofia 18 mm sowie in Burgas an der Küste zum Schwarzen Meer 41 mm Niederschlag. In der Nacht hielten die Niederschläge weiter an, dabei wurden 22 mm in Sofia und 44 mm in Kurdjali innerhalb von 12 Stunden bis zum nächsten Morgen registriert.

In der Nacht zum 17.01. wurde das Tiefdruckgebiet EMMA auf der 00 UTC- Analyse mit einem Kerndruck von ca. 1005 hPa westlich von Moskau analysiert. An der Okklusion schneite es bei Temperaturen von
-7°C in Moskau 3 mm. Zum darauf folgenden Tag verlagerte sich das Tief EMMA unter Abschwächung nach Sankt Petersburg. Im Kern wurde nur noch ein Druck von ca. 1010 hPa gemessen. Außerdem besaß das Tiefdruckgebiet EMMA eine Okklusion, die sich nordöstlich des Tiefdruckkerns im Bogen bis nach Estland erstreckte. Die Front war aber kaum wetteraktiv. Auf der 00 UTC-Analyse des 19.01. wurde das Tief Emma über der Halbinsel Kola analysiert und war frontenlos. Bis zum Folgetag löste sich die Zyklone EMMA auf und konnte nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 04.04.2016 von Morten Kretschmer

Berliner Wetterkarte: 14.01.2016

Pate: Emma-Julie Schmidt