Lebensgeschichte


Tiefdruckgebiet ENGELBERT

(getauft am 29.03.2011)


Über dem Nordatlantik entstand aufgrund einer Wellenstörung am 29.03.2011 ein Tiefdruckwirbel, der auf den Namen ENGELBERT getauft wurde. Seine Kaltfront erstreckte sich vom Tiefzentrum aus südwestwärts weit hinaus auf den westlichen Nordatlantik. Seine Warmfront verlief Richtung Südosten bis etwa 500 km nördlich der Azoren.

Bis zum frühen Morgen des 30.03.2011 fiel im Kern des inzwischen teils okkludierten und nordostwärts gezogenen nordatlantischen Tiefdrucksystems ENGELBERT der Luftdruck um etwa 17 hPa innerhalb von 24 Stunden auf 970 hPa. Teils okkludiert bedeutet, dass die Kaltfront die Warmfront zum Teil eingeholt hat und die dadurch entstehende Front sowohl Kalt-, als auch Warmfrontcharakter aufweist.

Am 31.03.2011 um 00 Uhr UTC, das entspricht 02 Uhr MESZ, lag der Kerndruck der Zyklone ENGELBERT bei etwa 966 hPa und war der niedrigste in der Lebenszeit des Tiefdruckgebietes. Das Frontensystem der südwestlich von Island, auf der Breite der grönländischen Südspitze liegenden Zyklone ENGELBERT wurde durch die starke Höhenströmung rasch nordostwärts verlagert und erreichte West- und Mitteleuropa. Die Okklusion erstreckte sich vom Kern aus zunächst in einem Bogen über Island, bevor sie nach Südosten bis zur zentralen Nordsee führte. Von dort aus spaltete sich eine Warmfront ab, welche südöstlich über Dänemark bis nach Polen reichte. In der dazwischen liegenden Luftmasse erreichte die Temperatur an diesem Tag in den meisten Teilen Deutschlands Maxima zwischen 14°C und 17°C. Die Okklusion reichte weiter bis über Brüssel und spaltete sich dort in eine Kaltfront, die über der Bretagne in die Warmfront des Tiefs FLORIAN überging, und in eine Warmfront, die sich bis nach Bordeaux erstreckte.

Am 01.04.2011 lag das Tief ENGELBERT zwischen Grönland und Island. Es erstreckte sich eine Okklusion vom Kern aus südwestlich bis weit über den Nordatlantik hinaus und eine rückläufige Okklusion bis auf Breite der Nordspitze Islands. Das nahe der Okklusionsfront liegende Reykjavik meldete unter deren Einfluss innerhalb von 24 Stunden eine Niederschlagsmenge von 2 l/m².

Einen Tag später lag der Tiefdruckwirbel ENGELBERT mit seinem Zentrum östlich der Südspitze Grönlands. Er besaß eine Okklusionsfront, die zunächst einen nördlichen Bogen über Island beschrieb. Anschließend reichte diese Front als Bodenkaltfront und Höhenokklusion südlich von Island weiter über den Atlantik bis auf  die Breite von Cornwall. Die Zyklone transportierte weiträumig kalte Luft grönländischen Ursprungs um ihr Zentrum herum und so kam es dazu, dass nach Reykjavik kalte Luft aus dem Süden heran geführt wurde. Hinter dem Durchzug der 100 km weiter nördlich liegenden Okklusion kam es dadurch zu Schauern.

Der Wirbel ENGELBERT befand sich am 03.04.2011 mit einem Kerndruck von ca. 980 hPa 300 km südlich von Island und besaß an der Südküste Islands eine vom Kern losgelöste kurze Okklusion, welche etwa 200 km nach Osten reichte. Von dort aus hatte sich noch einmal eine Kaltfront ausbilden können, die über den Atlantik nach Westschottland, Irland und weiter in südlicher Richtung über den Atlantik bis auf Breite vom nordspanischen La Coruna verlief. Die Station Stornoway auf der Insel Lewis vor der Westküste Schottlands registrierte um 06 Uhr UTC Wind aus Südsüdwest mit einer mittleren Geschwindigkeit von 31 km/h und eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 5 mm. Das entspricht 5 Liter pro Quadratmeter und einem frischen Wind der Stärke 5 Beaufort.

Bis zum nächsten Tag zog Tief ENGELBERT nach Nordosten und befand sich mittig zwischen Island und Norwegen auf Breite Trondheims. Das Tief verlor rasch an Intensität, horizontaler Ausdehnung und Wetterwirksamkeit. Dennoch besaß es eine rund  1000 km lange Okklusionsfront, die in südlicher Richtung bis nach Edinburgh reichte.

Am 05.04.2011 lag das Tief ENGELBERT vor der norwegischen Westküste auf der Breite des Polarkreises und hatte sich mit einem Kerndruck von rund 994 hPa fast aufgelöst.  In diesem Bereich gab es allerdings noch leichte Niederschläge, meist in Form von Sprühregen.

Am 06.04.2011 konnte die Zyklone ENGELBERT nicht mehr von der Berliner Wetterkarte analysiert werden.


Lebensgeschichte geschrieben am 26.04.2011 von Jasmin Krummel

ausgewählte Berliner Wetterkarte: 30.03.2011

Pate: Dr. Engelbert Günster